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Potsdams Feuerwehrchef Ralf Krawinkel (links) und Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

©  Christian Müller

Die Lage am Dienstag: Zahl der Corona-Fälle in Potsdam hat sich verdoppelt

In Potsdam gibt es 13 bestätigte Infektionen. Am Stern will die Stadt ein zusätzliches Testzentrum einrichten und bittet niedergelassene Ärzte um Hilfe.

In Potsdam breitet sich das Coronavirus weiter aus. Am Dienstagnachmittag gab es 13 bestätigte Corona-Fälle in der Stadt. Das sagte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) bei einer Pressekonferenz im Rathaus. „Das ist eine Verdopplung in den vergangenen 24 Stunden.“ Zwei Patienten würden stationär im Klinikum behandelt, der Rest sei zu Hause. 167 Personen, die mit Infizierten in engem Kontakt gewesen seien, befänden sich in häuslicher Quarantäne. „Wir rechnen mit einer exponentiell steigenden Zahl an Infektionen“, so Schubert.

Deshalb werde nun daran gearbeitet, ein zweites sogenanntes Screeningzentrum aufzubauen – um mehr Potsdamer auf das Virus testen zu können. Man sei dabei, ein „Gebäude im Bereich Am Stern“ vorzubereiten, sagte Potsdams Feuerwehrchef Ralf Krawinkel. „Die Feuerwehr und das kommunale Bergmann-Klinikum richten das ein.“ Das Zentrum soll in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung betrieben werden, hieß es weiter. Es werde geprüft, ob das Areal auch so gestaltet werden kann, dass Patienten mit dem Auto durchfahren können, wie es in anderen Kommunen bereits praktiziert wird.

Teststelle am Bergmann-Klinikum stark belastet

In dem Zusammenhang bat Krawinkel auch die in Potsdam niedergelassenen Ärzte um Hilfe. „Die Haus- und Kinderarztpraxen sind am Limit und können uns bei dem Zentrum leider nicht helfen“, sagte er. Aber niedergelassene Ärzte anderer Disziplinen – dabei gehe es um 640 Praxen in Potsdam – sollten prüfen, inwieweit sie und ihr medizinisches Assistenzpersonal das Zentrum unterstützen können. „Wir brauchen Sie, um dieses Screeningszentrum zu betreiben.“ Ärzte sollen sich per E-Mail an info@kvbb.de melden.

Die jetzige Teststelle am Bergmann-Klinikum und das Screeningzentrum des St.-Josefs-Krankenhauses seien stark belastet. „Wir müssen da Entlastung schaffen.“ Wie berichtet hat das St.-Josefs-Krankenhaus seit Samstag ein Untersuchungszelt auf dem Klinikgelände in der Zimmerstraße in Betrieb genommen. Am Dienstag teilte das Haus mit, in dem Zelt würden täglich von 9 bis 14 Uhr und von 15 bis 18 Uhr Patienten, die vom Hausarzt als „begründeter Verdachtsfall“ angemeldet wurden, gesichtet und bei fortbestehendem Verdacht auf das Virus getestet.

Geld für Krankenhäuser gefordert

Die Coronakrise kostet die Krankenhäuser nicht nur Kraft, sondern auch Geld. Schubert forderte deshalb eine größere finanzielle Unterstützung für die Schwerpunktkrankenhäuser vom Land. „Das können die Häuser allein nicht leisten.“ Es gehe auch um den Kauf zusätzlicher Geräte, Masken und Schutzkleidung.

Schubert appellierte, die von Stadt, Land und Bund in Kraft gesetzten Einschränkungen ernst zu nehmen. „Soziale Kontakte sollen so weit es geht vermieden werden“, sagte Schubert. Auch wenn es verlockend sei, sich nun bei schönem Wetter im Freien zu treffen. Ziel der Maßnahmen sei es, Distanz zu schaffen, um die Ausbreitung des Virus zu bremsen. Ob weiterführende Maßnahmen erforderlich seien, werde die Stadt noch entscheiden, sagte Schubert. Wie berichtet hatte das Rathaus bereits per Allgemeinverfügung Kneipen, Bars, Sportanlagen und Kultureinrichtungen geschlossen. 

Einkaufszentren sollen nicht zu Treffpunkten werden

Am heutigen Mittwoch kommen Schulen und Kindertagesstätten dazu. Es habe bereits Gespräche mit den Betreibern der großen Potsdamer Einkaufszentren gegeben, sagte Schubert. Es solle vermieden werden, dass die Einkaufsmalls zu Treffpunkten für Gruppen werden – insbesondere von Jugendlichen. Die Betreiber hätten sich bereit erklärt, das zu verhindern. „Dort gibt es Wachschutzmitarbeiter, die das Ordnungsamt entlasten können.“ Es werde auch geprüft, ob Sitzmöglichkeiten eingeschränkt werden könne. Außerdem soll in den Einkaufszentren das W-Lan abgeschaltet werden, um die Orte weniger attraktiv als Treffpunkt zu machen. Gerüchte über erste Corona-Partys in Potsdam kommentierte Schubert so: „Eine größere Unvernunft kann man derzeit nicht haben. Das ist grob fahrlässig für alle.“ Auch hier könne man mit Ordnungsmaßnahmen nachsteuern.

Die verfügten Verbote schränken nicht nur den Alltag, sondern auch das Wirtschaftsleben in der Stadt massiv ein. Dessen sei man sich bewusst, so Schubert. Ergänzend zu Maßnahmen des Bundes und des Landes wolle die Stadt ihren Beitrag leisten, um die Folgen abzumildern. Noch am Dienstagabend sollte es ein Krisengespräch mit Vertretern der Industrie- und Handelskammer, des Handelsverbands und des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes geben, um über mögliche staatliche Unterstützung zu sprechen. „Wir können die Krise gemeinsam meistern“, so Schubert. Der vom Land angekündigte Rettungsschirm für die Wirtschaft sei ein beruhigendes Signal.

Kind aus Klinik entlassen

Eine gute Nachricht kam zumindest aus dem Bergmann-Klinikum: Das zwei Jahre alte Kleinkind, welches positiv auf das Coronavirus getestet wurde, ist am Dienstag entlassen worden. „Wir konnten unseren kleinen Patienten gesund nach Hause entlassen, da er fieber- und symptomfrei ist und die Abstrichuntersuchungen negativ waren“, hieß es aus dem Klinikum. Auch die rund 25 Kontaktpersonen, die sich bei dem Kind hätten anstecken können, sind bislang nicht mit dem Virus infiziert.

Für die Stadtverwaltung sagte Schubert, der Bürgerservice werde zunächst nur noch telefonisch oder per Internet möglich sein. Auch Dinge wie Rotationssysteme und einen Schichtbetrieb prüfe man, gerade um den Dienstbetrieb aufrechtzuerhalten. „Die Kollegen ziehen mit, alle rücken eng zusammen.“

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