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Künftig dürfen sich Potsdamer auch ohne Überweisung testen lassen, wie hier am Stern.

©  Andreas Klaer

Die Lage am Dienstag in Potsdam: Ohne Hausarzt zum Coronatest

Die Zahl der Covid-19-Fälle in Potsdam ist auf 56 gestiegen - vor allem Babelsberg und die Innenstadt sind betroffen. Wegen der Coronakrise öffnet der Filmpark später.

Potsdam - In Potsdam sind aktuell 56 Menschen mit dem Coronavirus infiziert, drei von ihnen werden drei stationär behandelt. Das teilte die Stadtverwaltung am Dienstag gegen 16 Uhr mit. Am Montag waren es noch 52 Infizierte, davon lagen zwei im Krankenhaus. Vor einer Woche, also am 17. März, hatte es in Potsdam 13 Corona-Fälle gegeben. Etwa 450 Menschen sind derzeit als Kontaktpersonen ersten Grades in häuslicher Isolation, hieß es weiter. Vor einer Woche waren es noch knapp 170 solcher Verdachtsfälle.

Die meisten offiziell bestätigten Corona-Infektionen in Potsdam sind bisher aus der Innenstadt und aus Babelsberg gemeldet worden. „Aus den anderen Stadt- und Ortsteilen sind nur wenige oder gar keine Fälle bekannt geworden“, sagte Rathaussprecherin Juliane Güldner am Dienstagnachmittag auf PNN-Anfrage.

Die Zahl der tatsächlichen Corona-Infektionen wird als höher eingeschätzt, unter anderem wegen der langen Inkubationszeiten. Auch die Testergebnisse liegen erst nach einigen Tagen vor – dem Gesundheitsamt werden dabei nach Angaben der Stadt nur die bestätigten Fälle übermittelt, nicht aber die negativen Testergebnisse.

Entlastung für Hausärzte

Am Dienstag traf der Krisenstab im Rathaus eine Entscheidung, mit der Potsdams Hausärzte entlastet werden sollen, die schon mehrfach über zu wenig Schutzausrüstung gegen das Virus geklagt hatten. So können sich Potsdamer, die sich möglicherweise mit dem Coronavirus infiziert und erste Krankheitssymptome haben, ab sofort in einem der zwei Screening- Zentren in der Stadt melden – statt sich bei ihren Hausärzten testen zu lassen. 

„Es ist ab sofort keine Überweisung mehr durch den Hausarzt oder das Gesundheitsamt nötig“, erklärte Amtsärztin Kristina Böhm. „Getestet wird jeder, der die Kriterien des Robert-Koch-Instituts erfüllt, also entweder Kontakt zu einem bestätigten Covid-19-Fall hatte oder sich innerhalb der letzten 14 Tage vor Erkrankungsbeginn in einem Risikogebiet aufgehalten hat und zugleich die typischen Symptome hat“, so Böhm.

Amtsärztin Kristina Böhm.
Amtsärztin Kristina Böhm.

© Andreas Klaer

Laboruntersuchung nur bei Krankheitszeichen

Eine Laboruntersuchung werde aber eben nur durchgeführt, wenn Krankheitszeichen vorliegen, um deren Ursache abzuklären. „Wer keine Symptome zeigt, wird vor Ort nicht getestet und sollte davon Abstand nehmen, sich in die Schlange der begründeten Verdachtsfälle einzureihen“, so Rathaussprecherin Güldner. Denn die Gefahr, sich als gesunder Mensch anzustecken, sei an den Teststätten höher als im Alltag. „Bei einer gesunden Person sagt ein negatives Testergebnis auf das Coronavirus nichts darüber aus, ob diese Person nicht doch noch krank werden kann. Zudem würden damit die Laborkapazitäten unnötig belastet“, so Güldener.

Derzeit stehen zwei Abstrichzentren zur Verfügung: Am vergangenen Freitag wurde ein neues Screening-Zentrum in der Pietschkerstraße 14-17 im Stadtteil Am Stern eröffnet. Zwischen 9 und 13 Uhr sowie 14 und 18 Uhr ist dort geöffnet. Bereits seit vergangenen Dienstag wurde am St. Josefs-Krankenhaus ein Sichtungszelt in Betrieb genommen.

Stadtsprecherin Güldner sagte, der Krisenstab befasse sich aktuell auch mit den Pflegeeinrichtungen der Stadt – und erbete von diesen Angaben zur Belegung, zur Altersstruktur und zur vorhandenen Schutzausrüstung. Dabei gehe es auch um mögliche Hilfe für die Häuser, hieß es. Wie berichtet gibt es bereits einen Corona-Fall in einer Seniorenresidenz in der Stadt, gerade ältere Menschen gelten als gefährdete Risikogruppe.

Nach dem Start der verschärften Maßnahmen zur Eindämmung des Virus schätzen die Polizei und das Ordnungsamt die Situation weiter als unproblematisch und unaufgeregt ein. Das ergaben Anfragen am Dienstag. Man setze vor allem auf Aufklärung und verhänge noch keine Bußgelder, so Stadtsprecherin Güldner. „Wir werden nicht mit dem Zollstock durch die Gegend laufen und den Abstand bei den Bürgern messen, sondern mit Augenmaß kontrollieren“, sagte Polizeisprecher Marion Heinemann. Bei Verstößen sollten Potsdamer möglichst die Polizei vor Ort anrufen und nicht die Notrufnummer 110.

Filmpark Babelsberg verschiebt Saisonstart

Zu einer Branche, die am meisten unter der Krise leiden, zählt der Tourismus. In einem offenen Brief appellierten am Dienstag rund 50 Reisebüros aus Potsdam an die Landespolitik: „Retten Sie uns.“ Die vielen Stornierungen würden die Liquidität der Büros zerstören. Man benötige „rückzahlungsfreie Finanzhilfen“.

Angesichts der Krise gibt es auch weitere Verschiebungen: Der Filmpark Babelsberg hat wegen der Vorsichtsmaßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus seinen Saisonstart vorerst abgesagt. Eigentlich sollte der Filmpark vom 1. April an bis Ende Oktober geöffnet sein. „Das Wohlergehen und die Sicherheit unserer Gäste genießt höchste Priorität“, heißt es auf der Internetseite. 

Bislang gekaufte Tickets seien während der gesamten Saison 2020 einlösbar. Schulen und Gruppen könnten kostenfrei auf ein anderes Datum umbuchen. Zu solchen Absagen äußerte sich auch Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) in den sozialen Netzwerken – und erinnerte daran, dass nun eigentlich der traditionelle Rummel am Lustgarten starten würde. Doch auch der ist abgesagt. Schubert zeigt sich dennoch hoffnungsvoll: „Wir werden wieder gemeinsam unsere Feste feiern.“

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