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Landeshauptstadt: Die Kutsche für die Preußen-Hochzeit kommt aus Brandenburg

Am 27. August fährt ein Landauer aus Neustadt/Dosse in Potsdam vor

Von Katharina Wiechers

Neustadt/Dosse. Mit blauer Uniform und rotblauer Schirmmütze sitzt Klaus Eckert aufrecht auf dem Kutschersitz. Die Zügel in seiner Hand führen zu sechs stattlichen rotbraunen Pferden, gezüchtet auf dem Brandenburgischen Landes- und Hauptgestüt in Neustadt/Dosse. Am 27. August wird Kutscher Eckert ganz besondere Gäste in dem blauen Landauer umherfahren: Nach der Trauung des jüngsten Sprosses des preußischen Königshauses, Georg Friedrich Prinz von Preußen, wird er das frisch vermählte Paar an der Friedenskirche abholen und durch Potsdam fahren. Das wichtigste sei es, die Pferde ruhig zu halten angesichts der Massen von Zuschauern, die die Fahrt durch Potsdam voraussichtlich verfolgen werden, sagt Eckert. Die Tiere könnten erschrecken und zur Seite springen, erklärt er. Deshalb soll neben jedem der sechs Pferde ein Gestütsmitarbeiter herlaufen, um die Tiere im Fall der Fälle im Zaum zu halten. Aber ohnehin ist Eckert ein geübter Kutscher: Auf dem Neustädter Gestüt ist er als Fahrlehrer für angehende Kremser-Lenker angestellt.

Dass die Pferde und die Kutsche für die große Hochzeit aus Brandenburg kommen, ist kein Zufall. „Der Cousin des Prinzen ist ein Bekannter von mir“, sagt Gestütschef und Landesstallmeister Jürgen Müller. Dieser habe die Idee gehabt, Pferde vom Neustädter Gestüt einzuspannen. Schließlich handelt es sich bei dem Gestüt um eine preußische Institution. König Friedrich Wilhelm II. gründete es 1788 und legte damit den Grundstein für die preußische Pferdezucht.

Heute ist das Gestüt eine Stiftung öffentlichen Rechts, die eigenen Angaben zufolge zur Pflege der denkmalgeschützten Anlage, zur „Bereitstellung gut durchgezüchteter Hengste“ sowie zum „Erhalt der heimischen Pferderassen“ verpflichtet ist. Für die Hochzeit hat Müller sechs der „Brandenburger Warmblüter“ ausgesucht. Calitor, Agulan, Salon, Nero, Phantolist und Parey seien täglich im Gespann und daher gut für den Sondereinsatz geeignet, erklärt er.    Mit der offenen Kutsche, einem originalgetreu nachgebauten, dunkelblauen Landauer mit hell gepolsterten Bänken, sei schon Queen Elizabeth II. durch Potsdam gefahren, erzählt Müller stolz. Nun wird der Sechsspänner am 27. August vor der Friedenskirche stehen, wo um 12.00 Uhr der Traugottesdienst stattfinden wird.    Da der 35-jährige Prinz evangelisch ist, die 33 Jahre alte Prinzessin aber katholisch, wird es eine ökumenische Zeremonie werden, abgehalten vom evangelischen Pfarrer Michael Wohlrab und dem pensionierten Abt Georg Graf Henckel zu Donnersmarck, Onkel des Filmregisseurs Florian Henckel von Donnersmarck („Das Leben derAnderen“).   Das sei nicht die erste ökumenische Trauung im preußischen Königshaus, sagt die Leiterin der Generalverwaltung des vormals regierenden Preußischen Königshauses, Michaela Blankart. Schon bei der Hochzeit 1823 von König Friedrich Wilhelm IV. (1795 - 1861) mit der katholischen Prinzessin Elisabeth von Bayern sei dies einmal vorgekommen.

Ist das Brautpaar nach der Trauung bei Eckert in die Kutschegeklettert, fährt er es über den Luisenplatz, die SchopenhauerStraße und die Straße Zur Historischen Mühle zu den Neuen Kammern,dem ehemaligen königlichen Gästehaus neben Schloss Sanssouci. Dortsoll der Empfang stattfinden. Anschließend geht es laut Blankart zumOrangerieschloss, wo das Dinner für die rund 750 geladenen Gästegegeben wird.   Dass die Hochzeitsfeierlichkeiten an so prominenten Orten wie den Neuen Kammern oder dem Orangerieschloss stattfinden, hat angeblich nichts damit zu tun, dass die Gebäude von den Vorfahren des Bräutigams erbaut wurden. „Wir machen da keine Ausnahme“, sagt ein SPSG-Sprecher. Die Neuen Kammern könnten generell für „hochrangigeVeranstaltungen“ gemietet werden.Obwohl Eckert schon zahlreiche Hochzeiten als Kutscher begleitet hat, ist die Preußen-Hochzeit für ihn ein besonderes Ereignis. Bei einer so großen Veranstaltung sei er noch nie gefahren, sagt er. Extra für diesen Anlass bekommt er vom Chef sogar eine neue blau-rote Uniform.

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