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Landeshauptstadt: Die eigene Aula planen

Künftige Siebtklässler der Evangelischen Schule Berlin-Zentrum gingen unter die Architekten: Mit Unterstützung von Profis entwarfen sie Räume zum Wohlfühlen

Jakob Lobach weiß, wovon er spricht: „Wir haben die Träger extra in schräger Form gebaut, damit in der Mitte die Spannweite nicht so groß ist“, erklärt der Zwölfjährige und zeigt auf das kleine Holzmodell, das vor ihm auf dem Tisch steht. Gemeinsam mit anderen Sechstklässlern, die nach den Ferien auf die Evangelische Schule Berlin-Zentrum wechseln, hat Jakob sich darüber Gedanken gemacht, wie die künftige Aula der Schule aussehen könnte. Wenn es nach dem Willen der Schüler geht, soll das Gebäude 30 Meter lang, 15 Meter breit und sieben Meter hoch werden, und das Dach soll aus Glas sein. Ganz allein haben die Schüler das Modell natürlich nicht geplant – auch wenn sie es so empfinden.

Der Architekt Peter Hübner hat den Schülern in zwei Tagen offensichtlich alles beigebracht, was sie wissen müssen. „Der Statiker meinte, das Modell wäre perfekt“, sagt der künftige Siebtklässler Jakob stolz. Peter Hübner baut seit 30 Jahren Schulgebäude mit denen, die später darin lernen sollen. „Das Bauwerk kündet davon, dass es mit Liebe gemacht wurde“, sagt er.

Ein bisschen Liebe kann das Schulgebäude, ein Plattenbau in der Wallstraße, tatsächlich noch gebrauchen: Im letzten August ist die erste siebte Klasse der neu gegründeten Evangelischen Schule Berlin-Zentrum in die Räume einer ehe maligen Oberschule eingezogen. Mittlerweile ist eine weitere siebte Klasse hinzugekommen, und nach den Ferien wird daraus eine Gemeinschaftsschule. Für ihre Schüler hat Direktorin Margret Rasfeld die Baupiloten ins Haus geholt – eine Gruppe von Architekturstudenten der TU Berlin, die unter Leitung der freien Architektin Susanne Hofmann Bauprojekte entwickeln und umsetzen. Schon die Erika-Mann-Grundschule in Wedding und die Kreuzberger Kita „Traumbaum“ haben die Studenten durch Ein- und Umbauten in Gebäude verwandelt, in denen die Kinder sich gerne aufhalten.

Damit auch die neue Aula ein Ort zum Wohlfühlen wird, sind die Studenten mit den Siebtklässler auf die „Suche nach Atmosphäre“ gegangen: „Wir müssen etwas rauskitzeln, was wir architektonisch verwenden können“, sagt die Architekturstudentin Margit Sichrovsky. Deshalb sind die Gruppen filmen gegangen. An Orte, die den Siebtklässler wichtig sind: die Halfpipe, der Alexanderplatz oder der Wasserfall im Viktoriapark. „Die Filme haben wir dann auseinander genommen“, sagt Margit Sichrovsky. Im „Büro“ der Baupiloten im Schulgebäude hängen ausgedruckte Schnappschüsse einiger Filmszenen. In diese Szenen haben die Baupiloten Fotos der Schüler hineinmontiert – so dass diese jetzt auf Blüten im Viktoriapark sitzen oder in der Halfpipe umherfliegen. Daneben kleben Listen mit Adjektiven. „So können die Schüler beschreiben, was ihnen an den Orten gefällt“, sagt die Baupilotin Giulia Tubelli. Die Halfpipe beschreiben die Schüler auf dieser Liste zum Beispiel als dynamisch und wuselig.

Inzwischen sind aus der Suche nach „Atmosphäre“ Modelle hervorgegangen, die auf dem Schulsommerfest vor den Ferien präsentiert wurden. Ob eines davon tatsächlich verwirklicht wird, ist nach Auskunft von Schulleiterin Margret Rasfeld allerdings noch unklar. Aber Jakob und die anderen Schüler haben auf alle Fälle eine Menge gelernt. Rita Nikolow

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