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Der Nachweis der B117-Mutante ist derzeit deutlich schwieriger zu führen als beim normalen Coronavirus (Symbolbild)

© AFP

Die Coronalage in Potsdam am Mittwoch: Erstmals mutiertes Virus bei Potsdamern nachgewiesen

Das mutierte Coronavirus B117 ist erstmals in Potsdam registriert worden - bei Reiserückkehrern. Derweil will die Stadt den Betrieb von Kitas und Schulen mit 4500 Luftgütemonitoren sicherer machen. Zweifel gibt es an der kommunalen Teststrategie

Potsdam - In Potsdam ist erstmals ein mutiertes Coronavirus nachgewiesen worden. Das hat Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) im Hauptausschuss bekannt gegeben. Es handelt sich um das als hochinfektiös geltende B117-Virus aus Großbritannien. Dieses sei bei zwei Potsdamern nachgewiesen worden. Das Rathaus teilte mit, die beiden Personen seien wegen eines positiven Testergebnisses seit einigen Tagen in Quarantäne, nun habe man das Ergebnis einer Sequenzierung aus einem Labor erhalten. „Als eine Möglichkeit der Infektion kann eine Auslandsreise nicht ausgeschlossen werden“, hieß es in der Mitteilung. Nach der Reise hatten sich die beiden testen lassen. „Das Gesundheitsamt ermittelt mit Priorität mögliche Kontakte.“

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Die Nachricht zeigt auch, wie schnell sich aktuell eine Lage ändern kann. So hatte das kommunale Bergmann-Klinikum bei seiner Suche nach möglichen Viren-Mutanten in Potsdam bis Mittwochnachmittag noch keinen Treffer erzielt, wie eine Sprecherin den PNN bestätigte. Bisher seien 148 Corona-Proben sequenziert worden, hieß es – aber nur bei einer Probe aus der Region Spree-Neiße, die am vergangenen Donnerstag an das beauftragte Partnerlabor in Bielefeld gesendet wurde, sei die Mutation B117 nachgewiesen worden. Parallel arbeitet das Klinikum auch daran, Corona-Proben selbst untersuchen zu können. Die Voraussetzungen dafür würden „schnellstmöglich“ geschaffen. Allerdings hakt es nach PNN-Informationen unter anderem an langwierigen Lieferzeiten, zumal die nötige Labortechnik derzeit weltweit gefragt ist.

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Eigentlich sanken zuletzt die Corona-Werte

Der Nachweis der Mutation trübt das Bild der vergangenen Tage mit sinkenden Infektionszahlen in Potsdam, die auch unter den Werten des Landes liegen. Am Mittwoch meldete das Rathaus sechs neue Infektionen, nach 14 Ansteckungen am Dienstag und gar keiner neuen Infektion am Montag. Die Sieben-Tage-Inzidenz sank damit auf 38,3 – solche Werte waren zuletzt am 23. Oktober 2020 erreicht worden. 343 Kontaktpersonen befinden sich in Quarantäne, 22 mehr als am Dienstag. Auch sieben Todesfälle wurden nachgemeldet. Laut des Corona-Updates der Stadt kamen damit bisher 216 Menschen aus Potsdam in Zusammenhang mit dem Coronavirus ums Leben. 79 Corona-Patienten werden in den Potsdamer Krankenhäusern behandelt, davon 17 intensivmedizinisch. Damit hat sich die Lage wieder etwas entspannt. Am Dienstag meldete die Stadt noch 84 Patienten. Inzwischen zeigen so zwei der sieben Potsdamer Corona-Ampel schon grün, mit einer Inzidenz unter 50 und bei der Bettenauslastung in der Region. Erst wenn alle Ampeln grün zeigen hatte das Rathaus Lockerungen bei den lokalen Corona-Schutzmaßnahmen wie der Maskenpflicht in Teilen der Innenstadt angekündigt. Es müsse um eine weitere Stabilisierung der Lage gehen, so Schubert.

Weitere Schutzmaßnahmen für Kitas und auch Schulen

So ergreift das Rathaus auf eigene Rechnung weitere Maßnahmen für einen möglichst sicheren Kita- und Schulbetrieb – was das Land Brandenburg in diesem Rahmen so nicht plant. Im Hauptausschuss der Stadtverordneten kündigte OB Schubert den Kauf von 4500 sogenannten Luftgütemonitoren für alle öffentlichen Schulen und Kitas der Stadt an. Diese sollen in den Räumen eine erhöhte Kohlendioxid-Konzentration anzeigen – und damit die Schulen und Kitas bei der Einhaltung der notwendigen regelmäßigen Lüftungsintervalle unterstützen. Durch geöffnete Fenster und Türen sollen auch die virushaltigen Aerosole aus den Klassen- und Spielzimmern wehen.

Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).
Potsdams Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD).

© Soeren Stache/dpa (Archiv)

Ferner stellte Schubert in den Ausschüssen die erweiterte Teststrategie der Stadt vor, für die wie berichtet zunächst 40.000 Corona-Spucktests angeschafft werden sollen. In dem Paket enthalten sind laut Schubert auch 12.000 solche Schnelltests für Schulen, die dort im Bedarfsfall an Schüler mit Symptomen ausgegeben werden. Auch der Bürgerservice soll mit Tests wieder arbeitsfähig werden, die Stadtverordneten sollen sie für Präsenzsitzungen ebenfalls nutzen. Schon jetzt sollen Kita-Erzieher:innen zweimal die Woche so einfach prüfen können, ob sie infiziert sind. So soll die Reaktionszeit bei Ausbrüchen in den Einrichtungen deutlich verkürzt werden. In dieser Woche hatten fünf Schnelltests eine Infektion gezeigt – was sich in drei Fällen nach einem weiteren PCR-Test aber so nicht bestätigte. Zwei weiteres PCR-Ergebnisse stünden noch aus, so das Rathaus.

Zweifel aus dem Landesgesundheitsministerium

Allerdings gibt es auch Zweifel an den Schnelltests: Die Referentin für Hygiene und Infektionsschutz im Landesgesundheitsministerium, Margret Seewald, sagte im Gesundheitsausschuss des Landtags: „Viele der nicht für medizinische Kreise zugelassene Selbstteste sind von der Sensivität her so schlecht, dass sie die Tester in falscher Sicherheit wiegen“, sagte Seewald. „Mit dem Speichel, mit der hohen Flüssigkeitsmenge, habe ich eine größere Verdünnung der Virusmenge, die man nachweist.“ Die Tests würden nur in einem sensiblen Zeitfenster eine Erkrankung anzeigen können. Deswegen müsse es bei Speicheltests auch immer eine Stunde Nahrungs- und Getränkeabstinenz eingehalten werden. „Ich sehe hier fachlich das hohe Risiko der Selbstberuhigung der Personen, die sich hier testen.“ Das Rathaus hatte mehrfach erklärt, die verwendeten Tests würden eine "hohe Sensitivität und Spezifität" besitzen.

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