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Ein Schüler führt einen Corona-Selbsttest durch.

© Sebastian Gollnow/dpa

Die Corona-Lage in Potsdam: Zahl der Corona-Fälle an Kitas und Schulen schnellt in die Höhe

Wegen rasant steigender Infektionszahlen verschärft das Rathaus die Quarantäne-Regeln für Kinder als Kontaktpersonen: Sie müssen zehn Tage zu Hause bleiben. An mehreren Grundschulen gilt wieder Maskenpflicht.

Potsdam - Die Corona-Lage in den Potsdamer Kitas und Schulen spitzt sich weiter zu. Innerhalb eines Tages hat sich die Zahl der Kinder und Jugendlichen, für die vom Gesundheitsamt als mögliche Kontaktpersonen Quarantäne angeordnet worden ist, nahezu verdoppelt. Am Donnerstag waren es rund 660 Kinder und Schüler, am Freitag bereits 1271. „Der Schwerpunkt sind die Kitas und Grundschulen“, sagte eine Stadtsprecherin den PNN auf Anfrage.

Kein Freitesten mehr für Schüler

Zugleich wurde bekannt: Ab sofort können sich Potsdamer Schüler:innen, die sich in Quarantäne befinden, nicht mehr vorzeitig nach fünf Tagen freitesten. „Die Quarantäne endet nach zehn Tagen vom letzten Kontakt ausgehend, sofern Symptomfreiheit besteht“, hieß es in einer den PNN vorliegenden Mail des Kinder- und Jugendärztlichen Gesundheitsdienstes an Eltern von Kindern in Quarantäne. Es bestehe keine Möglichkeit mehr, durch einen Test die Quarantäne vorzeitig zu beenden oder zu verkürzen. Bisher konnten sich Schüler:innen am fünften Tag der Quarantäne per PCR-Test freitesten und dann in die Schule zurückkehren. Zuletzt reichte dafür sogar ein sogenannter qualifizierter Schnelltest, der in Apotheken oder Testcentern durchgeführt wird.

Man verfahre so wegen des „aktuellen sehr dynamischen Pandemiegeschehens“, hieß es in der Mail. Diese neue Regelung gelte für alle Kontaktpersonen in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kitas und Schulen, stellte eine Rathaussprecherin auf PNN-Anfrage klar. Dort müsse man das Infektionsgeschehen unterbrechen. Erwachsene Kontaktpersonen in Quarantäne hingegen können sich laut Rathaus ab Tag sieben mit einem PCR-Test freitesten. Ferner werde in Schulen mit mehr als zwei Fällen zeitweise eine Maskenpflicht für alle eingeführt. Das betreffe aktuell die Zeppelin-, die Goethe- und die Karl-Foerster-Grundschule, so die Sprecherin.

RKI empfiehlt Masken - das Land nicht

Das Landesbildungsministerium unter Britta Ernst (SPD) hatte die Maskenpflicht für Grundschüler, die sich noch nicht impfen lassen können, zwei Wochen nach den Sommerferien ausgesetzt und hält daran derzeit fest. Jedoch müssen sich Schüler zweimal pro Woche zu Hause testen. Das Vorgehen hatte das Ministerium mit pädagogischen Erwägungen begründet – und mit den häufig milden Corona-Verläufen bei Kindern. Dagegen empfiehlt das Robert Koch-Institut in seinen „Präventionsmaßnahmen in Schulen während der Pandemie“ das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes in Grundschulen, gerade bei steigenden Corona-Zahlen. Auch Potsdams Gesundheitsamtschefin Kristina Böhm hatte vom Land eine Wiedereinführung der Maskenpflicht an Grundschulen gefordert.

Mehr Infizierte

Am Freitag wurden 164 mit dem Coronavirus infizierte Kinder und zehn Mitarbeitende in Kitas und Schulen gezählt – tags zuvor ging es um 143 Personen. Insgesamt meldete die Stadt am Freitag 72 neue Infektionen und eine Sieben-Tage-Inzidenz von 146. Vor einer Woche lag dieser Wert bei 126. Alle Infizierten müssten 14 Tage in Quarantäne, so die Stadtsprecherin. Und: „Einzelfallentscheidungen bei Geimpften können möglich sein.“ Es finde weiter ein Freitesten statt. Wegen der hohen Fallzahlen hatte bereits das Gesundheitsamt erklärt, man gelange an die Belastungsgrenze und hoffe auf erneute Hilfe von der Bundeswehr.

Das Potsdamer Gesundheitsamt. Hier wird das Personal knapp.
Das Potsdamer Gesundheitsamt. Hier wird das Personal knapp.

© dpa

Gestiegen ist auch die Zahl der Patienten in den Kliniken: 29 sind es jetzt, davon neun auf der Intensivstation. Vor einer Woche waren es noch 18 Patienten, davon acht schwere Fälle. Wie berichtet hat das Bergmann-Klinikum am Donnerstag wieder eine Covid-Station eingerichtet und die Zahl der Operationen begrenzt.

Auch in Potsdam-Mittelmark viele neue Fälle

Auch im Landkreis Potsdam-Mittelmark sind die Corona-Werte in den vergangenen Tagen stark gestiegen. Am Freitag meldete der Landkreis eine Inzidenz von nun knapp 170, vor einer Woche lag sie noch bei 115. Konkret zählte man allein von Donnerstag bis Freitag 92 Neuinfektionen. Wegen der hohen Zahlen gelte nun für Beschäftigte von zum Beispiel Reha-Einrichtungen oder Altenheimen eine Testpflicht an jedem Tag, an dem die oder der Beschäftigte zum Dienst eingeteilt ist, teilte der Landkreis mit. Zudem sind viele Schulen betroffen. Auf Veranlassung des Gesundheitsamtes seien am Freitag etwa in der Albert-Einstein-Grundschule in Caputh rund 400 Tests vorgenommen worden, nachdem in den vergangenen Tagen 18 Schüler:innen aus verschiedenen Klassen positiv getestet worden waren, hieß es. In Werder (Havel) war schon am Donnerstag für 28 Kinder der Kita „Werderaner Früchtchen“ die Quarantäne angeordnet worden, ebenso für 24 Kinder aus dem Hort „Stadtstrolche“. Hier sei aber noch – anders als jetzt in Potsdam – ein Freitesten möglich, teilte die Stadt Werder mit. Auch in der Grundschule Michendorf waren laut Behördenangaben zwei Kinder der sechsten Klasse positiv getestet worden – und nun sind zwei Klassen in Quarantäne.

Auch im restlichen Land sind die Schulen besonders betroffen

Entsprechend der rasant steigenden Zahl von Corona-Neuinfektionen in Brandenburg gibt es auch an den Schulen im Land deutlich mehr Corona-Fälle. Nach Angaben des Bildungsministeriums vom Freitag lag die Zahl der positiv getesteten Schülerinnen und Schüler bei 1267. In der Vorwoche waren es mit 557 positiv getesteten Schülern weniger als die Hälfte. Auch bei den Lehrkräften waren es mit 124 Infizierten doppelt so viele wie in der Vorwoche, als 56 positiv Getestete gemeldet waren. 102 Lerngruppen an 61 Schulen sind in Quarantäne, in der Vorwoche waren dies nur 23 Lerngruppen an 14 Schulen. Zwei Schulen sind sogar komplett geschlossen, in der vergangenen Woche gab es keine geschlossene Schule. Insgesamt 215 Lehrkräfte sind in Quarantäne, mehr als doppelt so viele wie in der Vorwoche. (mit dpa)

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