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Impfungen in Potsdam (Symbolbild)

© Ottmar Winter

Die Corona-Lage in Potsdam: Impfbereitschaft in Potsdam stagniert - aber Rekordinzidenzen

In der Omikron-Welle werden in Potsdam neue Rekordwerte erreicht - zugleich sinken aber die Impfzahlen. Das Bildungsministerium weist derweil Zweifel an Schulschnelltests zurück.

Potsdam - Trotz immer neuer Corona-Rekordzahlen in der Omikron-Welle lahmt die kommunale Impfkampagne. Demnach zeigen Statistiken des Rathauses, dass die Zahl der Impfungen in Potsdam – wie auch bundesweit – stagniert. So wurden in der vorletzten Woche vor dem Jahreswechsel in der Stadt noch knapp 7800 Impfungen verabreicht, danach wurden stets Werte zwischen 6000 bis 6700 erreicht. In der abgelaufenen Vorwoche waren es sogar nur 4585 Impfstoffgaben, darunter 11 Prozent Erst- und 66 Prozent Booster-Impfungen. Als Gegenmaßnahme hat die Stadt wie berichtet wieder mobile Impf- und andere Sonderaktionen gestartet.

Dabei breitet sich das Virus weiter aus – am Mittwoch wurden 614 Neuinfektionen gemeldet, die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf den Rekordwert von 1783, gut 60 Prozent mehr als vor einer Woche (1113,1). Am Dienstag hatte die Landeshauptstadt mit 658 Neuansteckungen eine Sieben-Tage-Inzidenz von 1704 Infektionen, gerechnet auf 100 000 Einwohner, erreicht. Vor einer Woche lag dieser Wert noch bei 974. Seither ging es um 75 Prozent nach oben.

Auch mehr Patienten in den Kliniken

Auch die Zahl der Covid-Patienten in den Krankenhäusern war in den vergangenen Tagen wieder deutlich gestiegen. Aktuell sind dort 49 Menschen in Behandlung, davon acht auf der Intensivstation. Vor einer Woche ging es noch um 19 Personen, davon ebenso acht mit besonders schweren Verläufen. Parallel dazu hatte das Bergmann-Klinikum von zunehmenden Personalengpässen berichtet.

Keine größeren Probleme bei Polizei und Stadtwerken

Noch ohne größere Probleme kommt hingegen die Polizei durch die Omikron-Welle. So waren laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums landesweit 229 Bedienstete wegen Krankheitsfällen oder vorsorglichen Quarantänen nicht im Dienst – das seien drei Prozent des Personals. Diese Größenordnung gelte auch für die Polizeidirektion West, die für Potsdam zuständig ist. So sei die Einsatzfähigkeit gewährleistet – bei deutlich steigenden Zahlen könne man laut dem Sprecher aber durch zum Beispiel veränderte Dienstzeiten gegensteuern.

Auch bei den Stadtwerken beobachtet man „einen für die Jahreszeit typischen Krankenstand, Tendenz steigend“, wie ein Sprecher auf PNN-Anfrage sagte. Der Anteil der Corona-Ausfälle sei aber noch relativ gering. So gebe es bisher auch keine Einschränkungen beim Verkehrsbetrieb oder der Energie und Wasser Potsdam (EWP), bei der Stadtentsorgung würden vergangene Woche ausgefallene Touren zum Abtransport von Sperrmüll und Weihnachtsbäumen noch nachgeholt. Gerade die EWP hatte angekündigt, im Notfall sei etwa für das Heizkraftwerk oder die Wasser- und Kläranlagen eine Kasernierung von Mitarbeitern vorbereitet. Derzeit arbeite man in einem Wechsel-Schichtsystem – umgestellt auf Kasernierung werde aber, „sollte es die Situation erfordern“, so der Sprecher.

Weiter steigenden Infektionszahlen in Kitas und Schulen

Besonders betroffen sind dabei wie berichtet Kitas und Schulen: Am Dienstag meldete die Stadt 826 infizierte Kinder und Jugendliche, 71 mehr als am Vortag. Als Kontaktpersonen in Quarantäne gelten aktuell 1235 Kinder und Jugendliche.

Ministerium: Ausgegebene Tests mit mehr als 99 Prozent Sensitivität

In dieser Lage hat das Landesbildungsministerium aktuelle Zweifel von Elternvertretern an der Wirksamkeit kürzlich ausgegebener Testkits für die Schulen zurückgewiesen. Diese hatte sich darauf bezogen, dass das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) zur Bewertung biomedizinischer Human-Arzneimittel vor wenigen Wochen eine Negativliste mit unbrauchbaren Testkits herausgegeben hatte – darunter den „VivaDiag Pro“-Test. Packungen mit diesem Namen wurden zuletzt auch an mehreren Potsdamer Schulen verteilt. Aus diesem Umstand hatten Elternvertreter und auch ein in der PNN-Printausgabe veröffentlichter Kommentar geschlussfolgert, dass sich nun Schüler mit minderwertigen Tests auf Infektionen untersuchen müssten. Eine Sprecherin des PEI klärte allerdings auf PNN-Anfrage auf, entscheidend seien nicht die Namen – sondern die Referenznummern. Bei dem jetzt ausgegeben Test handelt es sich demnach um einen um ein „TM“ ergänztes Testkit unter dem Namen „Viva DiagTM Pro“, das aber vor allem unter dem Titel „MSP“-Antigentest vertrieben wird. Dieses erkennt Infizierte mit hoher Viruslast zu 100 Prozent, den Rest zu 48 Prozent – was den Anforderungen des PEI entspricht. Auch ein Sprecher des Ministeriums sagte, gleichwertig dazu sei auch der Test „Verino Pro“, mit einer Sensitivität von 99,13 Prozent. Die eingesetzten Tests in den Schulen seien von einer unabhängigen Stelle geprüft und müssten eine spezielle Zertifizierung beziehungsweise eine Sonderzulassung durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) haben.

Zahl der infizierten Lehrer steigt

Zum Problem wird der Krankenstand in den Schulen gleichwohl. So hätten bei der letzten Abfrage am Montag vor einer Woche die Potsdamer Schulen allgemein 167 kranke oder dienstunfähige Lehrer gemeldet, teilte der Ministeriumssprecher mit. Das entspreche 11,5 Prozent. Dazu kamen 8,4 Prozent, die aus anderen Gründen abwesend waren, etwa Quarantäne. Die Zahlen in Potsdam hätten schon da leicht über den Durchschnittswerten des Landes gelegen. Gleichwohl könnten Schulen zum Beispiel das Vertretungsbudget nutzen – um Unterrichtsstunden nicht ausfallen zu lassen, so der Ministeriumssprecher. Laut Stadt sind aktuell 122 Mitarbeitende an Schulen und Kitas infiziert – vor einer Woche waren es noch 90 Betroffene.

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