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Hans-Ulrich Schmidt, Sprecher der Klinikum-Geschäftsführung.

© Andreas Klaer

Die Corona-Lage in Potsdam am Montagabend: Chef des Bergmann-Klinikums begrüßt Impfpflicht

Die Zahl der Corona-Patienten in Potsdams Kliniken steigt. Weiterhin werden viele Infektionen an den Grundschulen registriert. 

Potsdam - In den Kliniken der Stadt Potsdam spitzt sich die Corona-Lage zu. Allerdings ist das Infektionsgeschehen in Potsdam längst nicht so dramatisch wie anderswo in der Mark. Derzeit bereitet die Stadtverwaltung die Impfungen für hunderte Kinder vor. Die PNN geben einen Überblick.

Wie ist die Lage?

Mit einer Sieben-Tage-Inzidenz von 331,7 Neuinfektionen, gerechnet auf 100 000 Einwohner, hat Potsdam weiter die geringsten Zahlen in Brandenburg – landesweit beträgt dieser Wert 657,9. Brandenburg bleibt damit auch deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt der Sieben-Tage-Inzidenz von 389,2. Noch keine Angaben machte das Rathaus, ob sich weitere Verdachtsfälle mit Infektionen durch die infektiösere Omikron-Variante bestätigt haben.

Wie sieht es in den Kliniken aus?

Die Lage in den Krankenhäusern spitzt sich zu. Inzwischen müssen 52 Covid-Patienten behandelt werden, davon elf auf der Intensivstation. Vor einer Woche waren es noch 45, davon acht schwere Fälle. Vor einem Jahr waren zur gleichen Zeit – aber noch ohne Impfstoff und mit einer Inzidenz von 145 – bereits 67 Patienten in Behandlung, davon 14 schwere Fälle. Damals war der Höhepunkt in Potsdam Anfang Januar mit mehr als 123 Patienten erreicht worden, 26 von ihnen auf Intensivstationen.

Im Landtag warnte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne), wegen der 14-tägigen Verzögerung, mit der die jetzt Infizierten in den Krankenhäusern und Intensivstationen ankämen, sei bei jetzt schon angespannter Lage mit einer Überschreitung der Behandlungskapazitäten „regional – und gegebenenfalls landesweit“ – um Weihnachten herum zu rechnen. Zu beachten ist auch die vergleichsweise lange Liegedauer der Patienten. So würden Erkrankte, die während ihres Aufenthaltes auch auf die Intensivstation müssen, durchschnittlich 16 Tage lang behandelt werden, hieß es. Schon jetzt mussten bis zu 20 Prozent der planbaren Operationen verschoben werden.

Wie sind die Reaktionen auf die Impfpflicht in Gesundheitsberufen?

Diese Pflicht befürwortet Hans-Ulrich Schmidt, Chef des Bergmann-Klinikums. Die Impfung sei auch „eine Frage von einer professionellen Grundhaltung in helfenden Berufen und dient dem Patientenschutz“. Schon jetzt gehe man von einem 90-Prozent-Anteil geimpfter Mitarbeiter aus, die Bereitschaft dazu sei hoch: „Diese Erfahrung stimmt uns sehr positiv, dass unsere Mitarbeitenden diesen Weg mitgehen werden.“ Vergangene Woche hatte der Bundestag für eine Impfpflicht im Gesundheitswesen votiert, die ab Mitte März in Kraft tritt. Beschäftigte in Einrichtungen mit schutzbedürftigen Menschen wie Pflegeheimen und Kliniken müssen also künftig geimpft oder genesen sein. Die neue Regelung gilt aber auch unter anderem für Heilpraktiker. Allerdings seien nähere Details bei der Umsetzung noch unbekannt, sagte Klinikumchef Schmidt.

Mehrere andere Träger des Potsdamer Gesundheitswesens sahen sich am Montag wegen des komplexen Themas nicht im Stande, dazu Fragen zu beantworten – auch zu dem Problem, dass nun möglicherweise Fachkräfte knapp werden könnten. Eine Sprecherin der Hoffbauer-Stiftung erklärte jedoch, angesichts einer Impfquote von 90 Prozent in den eigenen Pflegeeinrichtungen erwarte man keine nennenswerten Auswirkungen der neuen Regeln. „Wir hätten eine allgemeine Impfpflicht begrüßt, mit der man eine größere Reichweite hätte erzielen können.“ Darüber will die Bundespolitik noch entscheiden.

Wie laufen die Kontrollen der Regeln?

Offensichtlich ohne größere Zwischenfälle. Gleichwohl werden die bestehenden 2G- und 3G-Regeln an vielen Stellen nur stichprobenartig kontrolliert. So hatte der Verkehrsbetrieb vergangene Woche von knapp 1600 Kontrollen innerhalb von sechs Tagen gesprochen – bei täglich zehntausenden Fahrgästen in den Bussen und Bahnen, in denen 3G gilt.

Was bedeutet die beschlossene epidemische Notlage für Potsdam?

Mit dem am Montag gefassten Beschluss im Landtag sollen noch schärfere Corona-Regeln möglich sein – unter anderem will die Landesregierung ab dem 15. Dezember Clubs und Diskotheken schließen und auch Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern verbieten. Allerdings sind zum Beispiel im Waschhaus in der Schiffbauergasse viele Partys, auch zum Jahreswechsel, bereits abgesagt worden. Auch das Weihnachtssingen des SV Babelsberg 03 im Karl-Liebknecht-Stadion ist bereits gecancelt worden.

Wie sieht es in den Impfzentren aus?

In den beiden kommunalen Impfzentren – der Babelsberger Metropolis- und der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse – sind für diese Woche noch freie Impftermine buchbar. Das hat eine PNN-Abfrage am Montagabend gezeigt. Möglich sind Erst-, Zweit- und Boosterimpfungen. Ferner werden auch unter Tel: (0331) 289 16 15 Resttermine für beide Einrichtungen vergeben. Die beiden Zentren waren vergangene Woche geöffnet worden – bis Ende April kostet der Betrieb wie berichtet 6,8 Millionen Euro. Zur Terminvergabe gelangt man über www.potsdam.de/impfen-der-landeshauptstadt-potsdam. Mobile Impfaktionen der Stadtverwaltung sind diese Woche nicht angekündigt – hier hatten sich zuletzt lange Schlangen gebildet. Auf der Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) sind Dutzende Potsdamer Arztpraxen aufgelistet, die Impfungen durchführen.

Ab wann kann man Kinder impfen lassen?

Das sollten und wollen Eltern jeweils mit ihren Kinderärzten besprechen. Leser berichteten, in den Arztpraxen sei der Andrang schon jetzt groß. Von der Kassenärztlichen Vereinigung hieß es, leider sei die Kinder-Impfstoffmenge zunächst noch streng kontingentiert. Die Auslieferung erfolge bis Mittwoch.

Von der Stadtverwaltung hieß es, man hoffe Ende der Woche in den beiden kommunalen Impfzentren – siehe Kasten – auch Termine für Kinder anbieten zu können. Man habe Impfstoff für 1000 Kinder und Jugendliche für die Erst- und Zweitimpfung bestellen können, sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow. In Potsdam leben knapp 13 000 Kinder im Zielgruppenalter zwischen fünf und zwölf Jahren. Die Ständige Impfkommission hatte die Impfung dieser Altersklasse vergangene Woche unter anderem für Kinder mit Vorerkrankungen empfohlen. Von den Kitas und Schulen meldete die Stadt am Montag aktuell 313 infizierte Kinder und Jugendliche, dazu 30 Mitarbeiter mit positiven Corona-Tests. Das sind 14 betroffene Kinder mehr als noch vor einer Woche. Mehr als die Hälfte der Infizierten stammt aus Grundschulen. In Quarantäne sind aktuell 887 Kinder und Jugendliche.

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