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Mario Kade, Inhaber des Restaurants ·Am Pfingsberg

© dpa

Die Corona-Lage in Potsdam am Montag: Der Krampf mit den Lockerungen

Machen zu Pfingsten Potsdams Restaurants wieder auf? Außengastronomie könnte möglich sein, auch Open-Air-Kultur. Doch es ist kompliziert - und die Vorfreude ist getrübt.

Potsdam - Potsdams Gastronomen und Kulturschaffende bereiten sich wegen sinkender Corona-Werte auf erste Öffnungen ab Freitag vor. Dann kann, sollte die Corona-Inzidenz nicht wieder über 100 steigen, Freiluftgastronomie oder auf 100 Gäste begrenzte Open-Air-Kultur mit Termin- und Testpflicht stattfinden. Jedoch befürchten die Organisatoren, dass der Aufwand bei den Kontrollen sie überfordern könnte, wie am Montag eine PNN-Umfrage ergeben hat.

Gastronomen fürchten zu hohe Hürden

So forderte der Olaf Lücke, der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbands Dehoga, angesichts der sinkenden Zahlen müsse in einem nächsten Öffnungsschritt auf das Vorzeigen von Tests verzichtet werden können. Für Gastronomen sei die Herausforderung groß, sich den Gästestatus genau ausweisen zu lassen – so gilt als Zugangsvoraussetzung ein tagesaktueller Corona-Test oder der belegbare Status als Geimpfter oder Genesener. Es fehle auch Kommunikation seitens der Politik zu der Frage, wie Gastronomen nun zum Beispiel die Luca-App nutzen müssten, sagte Lücke: „Da gibt es keine Werbung.“ Ob unter diesen Bedingungen alle Gastronomen öffnen, sollten Besucher möglichst vorher über die Internetseite erkunden, so Lückes Rat.

Olaf Lücke, Deutscher Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg
Olaf Lücke, Deutscher Hotel- und Gaststättenverband Brandenburg

© Andreas Klaer

Ähnliches berichtete Mario Kade vom Restaurant Pfingstberg. Nach sieben Monaten Lockdown bereite er gerade alles vor, kaufe Ware ein – und öffne doch nur mit „großen Bauchschmerzen“ seine Außenbereiche, zumal seine Innenräume so umgestaltet seien, dass Viren und Aerosole sich nicht verbreiten könnten. „Aber wenn es draußen regnet, darf ich die Leute nicht einlassen.“ Auch werde bei größeren Gruppen die Kontrolle, wer nun geimpft, getestet oder genesen sei, nicht einfach. Die Wiedereröffnung sei auch in anderer Hinsicht schwieriger als der Neustart nach dem ersten Lockdown vor einem Jahr – damals seien die Auftragsbücher zum Beispiel für Feiern noch wesentlich besser gefüllt gewesen. „Ich hoffe, dass ich in vier Wochen nicht mehr so pessimistisch sein muss“, sagte Kade.

Mehr Unterstützung für die Branche forderte am Montag der Vorsitzende des Bau- und Wirtschaftsausschusses der Stadtverordneten, Wieland Niekisch (CDU). Die Stadt müsse eine Handreichung mit Hinweisen für die Branche erstellen, um offene Fragen zu klären. Hingegen sagte Stadtsprecher Jan Brunzlow, das Land habe ausführlich geregelt, was ab dem Freitag wieder möglich sei. Zum Thema Terminpflicht könne eine Buchung lebenspraktisch auch vor Ort erfolgen, hieß es aus dem Rathaus. Genesene könnten zum Beispiel den PCR-Befund vom Hausarzt mit sich führen – die Stadt sieht aber von ihr versendete Quarantänebescheide als akzeptabel an. Wie berichtet hatten zum Beispiel Einzelhandelsvertreter nach ersten Öffnungen in dieser Branche berichtet, gerade die Termin- und Testpflicht zusammen stelle für viele Kunden eine zu hohe Hürde dar.

Erste Kulturangebote unter freiem Himmel

Das Neue Globe Theater geht indes voran: Die freie Gruppe hat die Premiere des Stückes „Don Quijote“ in der Fassung von Jakob Nolte bereits für Freitag angekündigt. Gespielt wird im Schirrhof der Schiffbauergasse. Zu beachten seien die dann „geltenden Hygieneverordnungen“ von Stadt und Land, teilte das Theater mit.

Im Gasometer des Hans Otto Theaters gab es schon vergangenes Jahr Aufführungen
Im Gasometer des Hans Otto Theaters gab es schon vergangenes Jahr Aufführungen

© Manfred Thomas

Das Hans Otto Theater plant erst für Anfang Juni eine Open-Air-Premiere, die Gaunerkomödie „Genie und Verbrechen“ soll dann im Gasometer laufen. Auch das Waschhaus Potsdam wartet bis zum 11. Juni mit dem Start seiner Open-Air-Kinosaison. „Wer weiß, ob die Inzidenz diesmal wirklich niedrig bliebt?“, fragt etwa Waschhaus-Leiter Mathias Paselk.

Museen könnten bei niedriger Inzidenz zu Pfingsten wieder öffnen – allerdings scheinen die meisten Häuser etwas mehr Zeit zu benötigen. Das Filmmuseum wird frühestens am 25. Mai wieder öffnen. Beim letzten Öffnungsversuch musste es nach drei Tagen wieder schließen: Das soll diesmal anders werden. „Dieses Auf-und-Zu ist für alle sehr anstrengend“, sagte Leiterin Christine Handke. „Diesmal wollen wir warten, bis wir etwas mehr Sicherheit haben.“ Der Kunstraum Potsdam hingegen plant am Pfingstsonntag die Eröffnung seiner neuen Ausstellung von Lou Hoyer: „Welcome aboard the apocalyptic rider“. Zwischen 11 und 18 Uhr kann das Publikum kommen. Und die Villa Schöningen an der Glienicker Brücke, wo man vor einigen Tagen versucht hatte, mit der Eröffnung einer neuen Schau vorzupreschen, will mit einer definitiven Öffnungszusage lieber warten, bis die Inzidenz tatsächlich fünf Tage lang unter 100 lag und somit die Bundesnotbremse obsolet wird. Man ist bereit in der Kultur – aber man ist auch vorsichtig geworden.

Die Zahlen sinken, krasser Verstoß gegen Corona-Regeln

Die Corona-Lage in Potsdam entspannt sich laut Zahlen aus dem Rathaus derweil weiter. Die wichtige Sieben-Tage-Inzidenz – also die Zahl der Neuinfektionen bezogen auf 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – sank am Montag auf 66. Zum letzten Mal war der Wert am 10. April so niedrig. Am Sonntag vor einer Woche lag die Indzidenz noch bei 122,6. Was damals noch weit über dem Landesschnitt war, der aktuell bei rund 60 liegt. Konkret registrierte das Potsdamer Gesundheitsamt von Sonntag bis Montagvormittag sechs neue Fälle, vor einer Woche waren es noch 18. Stabil ist die Lage in den Kliniken mit aktuell 15 Covid-Patienten, davon neun schwere Fälle. Vor einer Woche ging es noch um 19 Patienten, davon lagen zwölf auf der Intensivstation. Leichte Besserung gab es auch bei Schulen und Kitas: Hier gibt es Infektionen bei 51 Kindern und Jugendlichen sowie sechs Angestellten, neun weniger als noch vergangenen Freitag. 640 Kinder und Jugendliche sowie 60 Mitarbeitende sind noch als direkte Kontaktpersonen in Quarantäne, das sind 170 Personen weniger als noch Ende letzter Woche.

Einen krassen Verstoß gegen die Corona-Regeln meldete indes die Polizei am Montag: Demnach hoben Polizisten nach Anwohnerhinweisen eine Verlobungsfeier in einer Wohnung am Erlenhof im Wohngebiet Schlaatz aus – mit 56 Erwachsenen und Kindern, überwiegend aus Bosnien-Herzegowina. Die Feier wurde laut Polizei aufgelöst.

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