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Kein Glühwein im Stehen. Alkoholverzehr im Zentrum soll verboten werden.

© A. Klaer

Die Corona-Lage in Potsdam am Donnerstag: Verschärfte Corona-Regeln - und eine geschlossene Schule

Maskenpflicht, Alkoholverbot, Schule im Distanzunterricht: Die Stadt Potsdam kämpft gegen die Pandemie. Sorgenvolle Töne kommen aus dem Bergmann-Klinikum.

Potsdam - Angesichts einer immer noch hohen Zahl von Corona-Infektionen in Potsdam ist die Botschaft von Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) klar. „Die erhoffte Wirkung der seit November ergriffenen Eindämmungsmaßnahmen ist bislang ausgeblieben“, sagt Schubert. „Wir haben ein diffuses, über das Stadtgebiet verteiltes Infektionsgeschehen in Potsdam. Damit die Werte nicht noch weiter steigen, müssen wir handeln.“ Dazu hat die Stadtverwaltung bereits am Mittwochabend neue Corona-Regeln angeordnet oder plant sie. Die PNN geben einen Überblick, was nun gelten soll – und wie die Lage ist.

Wo gilt die erweiterte Maskenpflicht?

Seit Donnerstag ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes auf weitere Teile der Innenstadt und Babelsberg sowie Potsdam-West ausgeweitet. Konkret betrifft das die Allee nach Sanssouci, den Luisenplatz, die Benkert-, Mittel-, Hermann-Elflein-, Jäger- sowie Teile der Linden-, Dortu- und der Gutenbergstraße. Dazu kommen in Babelsberg Teile der Karl-Liebknecht- und der Rudolf-Breitscheid-Straße sowie in Potsdam West Abschnitte der Nansen- und der Geschwister-Scholl-Straße. Bislang galt die Maskenpflicht bereits auf den Wochenmärkten, im Bahnhofsumfeld, auf der Brandenburger Straße sowie in Teilen der Friedrich- Ebert-Straße. Bei den genannten Straßen mit stellenweise engen Fußwegen und vielen Geschäften müsse man auf den „erhöhten Kundenverkehr“ in der Adventszeit reagieren, begründete Schubert die Regelung. Die Maskenpflicht gilt bereits auch in Bussen, Bahnen, Taxen und beim Einkaufen. Wer ohne Maske erwischt wird, muss laut Rathaus mit einem Bußgeld von 50 bis 250 Euro rechnen.

Ein Glühweinausschank in der Potsdamer Innenstadt
Ein Glühweinausschank in der Potsdamer Innenstadt

© Andreas Klaer

Wo soll das Alkoholverbot gelten?

Das in Vorbereitung befindliche Verbot des Konsums von Alkohol in Bereichen der Innenstadt sowie für das Verzehren von Speisen auf Wochenmärkten soll noch diese Woche in Kraft treten, laut einer Stadtsprecherin voraussichtlich bereits am Samstag – wenn man vorher mit dem Land das genaue Vorgehen abgestimmt hat. Dann dürfte im Bereich rund um die Brandenburger Straße, das Holländische Viertel, auf dem Luisenplatz oder am Hauptbahnhof kein Alkohol mehr getrunken werden – man könnte aber noch welchen verkaufen. Damit will die Stadt den Glühweinverkauf einschränken, der in den vergangenen Tagen zu Gruppenbildungen geführt habe. Dasselbe soll auf Wochenmärkten sowie auf allen öffentlichen Parkplätzen, Spiel- und Sportanlagen sowie Grünanlagen wie dem Volkspark gelten, so die Stadt. Dieses sogenannte Alkoholkonsumverbot ist bis zum 7. Januar 2021 geplant, also auch an Weihnachten und zu Silvester. Bis dahin ist auch das Speisenverzehrverbot angesetzt. Man kann nun also auf den Wochenmärkten zum Beispiel eine Pizza kaufen, muss sie aber woanders essen. Auch hier seien Bußgelder möglich, hieß es.

Auf was müssen sich Schulen einstellen?

Um dort Infektionsketten zu unterbrechen, will das Gesundheitsamt den Präsenzunterricht für Schüler der gymnasialen Oberstufe und der Oberstufenzentren aussetzen und Hybridunterricht anordnen. Klassen werden also laut Rathaus voraussichtlich ab Montag aufgeteilt und bis zu den Ferien abwechselnd mit Distanz- und Präsenzunterricht beschult. Ferner soll vor den Ferien der Schulsport in Hallen sowie der Schwimmunterricht für alle Jahrgangsstufen untersagt werden. Und Schüler, die jetzt in Quarantäne gehen, sollen vor den Ferien nicht mehr zurück in den Präsenzunterricht, hatte Schubert angekündigt. Das betrifft zum Beispiel die am Schlaatz gelegene Gesamtschule am Schilfhof, die komplett geschlossen werden und auf Distanzunterricht umstellen muss. Dort gebe es sechs Infektionen in verschiedenen Klassenstufen, so das Rathaus. Ähnlich hatte die Stadt schon bei der Schule am Schloss im Bornstedter Feld agiert. Vereinzelte Corona-Fälle gab es in der Evangelischen Grundschule in der Nauener Vorstadt, der Weidenhof-Grundschule am Schlaatz und dem Leibniz-Gymnasium am Stern.

Wie angespannt ist die Lage allgemein?

Seit Anfang Dezember liegt die Sieben-Tage-Inzidenz in Potsdam konstant über 100, in den vergangenen Tagen hat sie sich bei rund 160 eingependelt – was von Mittwoch bis Donnerstag 43 neu registrierte Infektionen bedeutete.

Angesichts solcher Zahlen hatte der Chef des kommunalen Bergmann-Klinikums, Hans-Ulrich Schmidt, bereits am Mittwochabend im Hauptausschuss einen „zeitnaher Lockdown“ gefordert „Wir kriegen die Situation so nicht in den Griff“. So habe man schon erste Patienten aus Finsterwalde (Elbe-Elster) aufnehmen müssen. Generell seien Intensivstationen mehrerer Krankenhäuser in der Region bereits vollständig mit Corona-Patienten gefüllt. Zugleich würde das Personal auch durch Krankheits- und Quarantänefälle knapp, gerade in der Pflege. So sei absehbar, dass man zusätzliche Kapazitäten zur Verfügung stellen müsse – so würde bei einem weiteren Anstieg der Infektionszahlen das Krankenhaus wohl nach Weihnachten voll belegt sein, machte Schmidt deutlich.

Schon aktuell liegt die Auslastung der Potsdamer Krankenhäuser derzeit bei über 85 Prozent. So meldete das Rathaus für das städtische Klinikum am Donnerstag 37 Normal- und zehn Intensivpatienten, betrieben werden dort 38 Normal- und 16 Intensivbetten. Für das St. Josefs-Krankenhaus mit insgesamt 14 Plätzen wurden 12 Patienten gemeldet.

Noch Kapazitäten gibt es in der Corona-Teststation der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBB) in der Metropolishalle am Filmpark Babelsberg: Ein Sprecher berichtete auf PNN-Anfrage, bis Mittwoch seien täglich rund 30 Personen abgestrichen worden, das seien die Normalwerte. Am Donnerstag seien es dann mehr als 80 Tests gewesen. Für den Freitag gebe es knapp 70 Termine. Solche Anstiege seien etwa mit angeordneten Massentests zu erklären, hieß es – solche hatte das Gesundheitsamt jetzt nach Corona-Fällen in der Kita „Zauberwald“ in Waldstadt und der Kita „Sternkinder“ angeordnet. Für einen Test in dem Zentrum benötigt man ansonsten eine Überweisung durch den Hausarzt. Dann könne ein Test noch am gleichen oder am Folgetag erfolgen, erklärte der KVBB-Sprecher. Die Ergebnisse lägen in der Regel nach rund 36 Stunden vor.

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