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Einlass nur mit Corona Test: Eindeutiger Hinweis am Karstadt-Warenhaus in der Brandenburger Straße

© Sebastian Gabsch

Die Corona-Lage in Potsdam am Dienstag: Testpflicht schreckt Einzelhandelskunden noch ab

Seit mehr als einer Woche gilt in Potsdam die Corona-Testpflicht für den noch geöffneten Einzelhandel - allerdings kommen deswegen auch deutlich weniger Kunden. Manche Läden bleiben deswegen geschlossen

Potsdam - Die Corona-Testpflicht im Einzelhandel hält viele potenzielle Kunden vom Einkaufsbummel in Potsdam ab – zumindest nach Einschätzung einiger der ohnehin seit Monaten darbenden Geschäftsinhaber. Das hat eine PNN-Umfrage in den Potsdamer Einkaufsstraßen und Shopping-Center ergeben. Die Testpflicht war im Zuge der Bundesnotbremse vor eineinhalb Wochen eingeführt worden.

"Eine Hürde zu viel"

Doch mit dieser Pflicht, die ab einer Inzidenz von 100 genauso gilt wie die Pflicht, einen Termin zum Shoppen zu vereinbaren, seien die Hürden für einen Einkauf nun hoch, sagte der Manager des Stern-Centers Frank Kosterka. „Die Hemmschwelle ist groß.“ Man habe inzwischen zwei Testcenter vor Ort etabliert, „das wird auch wahrgenommen“. Aber dass ein Termin vereinbart werden müsse, beinträchtige den Wettbewerbsvorteil des Centers, spontan in vielen Läden unter einem Dach einkaufen zu können, deutlich. 

So seien im Stern-Center nun im Vergleich zu den Jahren vor der Krise rund 40 Prozent weniger Besucher unterwegs, berichtete Kosterka – dabei müsse berücksichtigt werden, dass sich im Stern-Center auch der Supermarkt „Real“ und andere Läden des täglichen Bedarfs befinden, für die keine Testpflicht gilt. 

Zumindest aber können die Gäste die Läden überhaupt besuchen. Denn glücklicherweise gebe es momentan keinen Leerstand, sagte der Center-Manager – „wobei es schon den ein oder anderen Mieter in wirtschaftlich angeschlagener Lage gibt“. Es werde sich erst nach weiteren Öffnungen zeigen, „wer sich am Markt behaupten kann“. 

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In den Bahnhofspassagen sind dagegen einige Ladenflächen derzeit unvermietet. Die Modekette Colloseum hat wie berichtet im Herbst geschlossen – das Geschäft steht seither leer. Centermanager Carsten Paul ist aber zuversichtlich, dass nach der Krise die Flächen wieder vermietet werden könnten. Derzeit fehlten Touristen noch völlig – und die Testpflicht werden nur geringfügig besser angenommen als zu Beginn, „wenn überhaupt“, so Paul. Das habe nichts mit Shoppingspaß zu tun. Manche Händler hätten deswegen auch gar nicht geöffnet. Für einen negativen Corona-Nachweis gibt es in den Passagen im sonst geschlossenen Uci-Kino eine Teststation.

Handelsverband warnte bereits

Schon mit Beginn der Ladenöffnungen vor eineinhalb Wochen hatte der Handelsverband Berlin-Brandenburg angesichts der neuen bundesweiten Corona-Bremse vor einer Welle von Firmenpleiten gewarnt. Etwa 50 bis 60 Prozent der Ladenbesitzer in der Region rechneten mit einer Geschäftsaufgabe bis Ende des Jahres, hatte Hauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen erklärt. 

Das Konzept „Click & Meet“ samt Test werde Kunden fernhalten. Er warf der Politik vor, mit unrealistischen Regelungen den Handel in die Knie zu zwingen. „Die Politik hat null Empathie mit den betroffenen Gruppen.“

Wenig los in der Friedrich-Ebert-Straße am Dienstag
Wenig los in der Friedrich-Ebert-Straße am Dienstag

© Sebastian Gabsch

Ein Schuhhändler lässt Filialen geschlossen

Zu den Läden, die trotz der Möglichkeit einer Öffnung nun lieber geschlossen haben, gehören auch Filialen des Schuhhändlers Guido Baar in der Innenstadt. Er hat nur seinen Kinderschuhladen in der Straße Am Kanal offen gelassen. Die ersten Tage mit der Testpflicht hätten sich nicht gelohnt, mehr Kosten als Umsatz produziert. „Wir setzen dann noch das Kurzarbeitergeld für die Angestellten aufs Spiel.“ 

Das Hauptproblem: Die Fixkosten seien zwar durch die staatlichen Hilfen gedeckt. Er habe aber Warenwerte im sechsstelligen Bereich, die noch nicht verkauft seien. Er warte auf sinkende Inzidenzen, um sein Geschäft ohne Testpflicht öffnen zu können: „Die Leute wollen ja kaufen, aber warten ab.“ 

Dann müssten aber möglichst auch Gastronomen und andere wieder öffnen: „Das ist für die nötige Aufenthaltsqualität eine Einheit.“ Wer nur Schuhe wolle, „der lässt sich doch nicht testen“. In der Brandenburger Straße waren am Dienstag nur wenige Passanten zu sehen, auch viele andere Läden – vor allem kleinere Geschäfte – waren geschlossen.

Guido Baar, Inhaber der Kette "Schuh Baar Potsdam"
Guido Baar, Inhaber der Kette "Schuh Baar Potsdam"

© Andreas Klaer

Diese Beobachtung bestätigte am Dienstag Handelslobbyist Busch-Petersen. Die Testpflicht sei „eine Hürde zu viel“ – Hoffnungen auf eine Gewöhnung hätten sich nicht erfüllt. Man erwarte von der Landesregierung konkrete Öffnungsstrategien für den Handel und auch die Gastronomie, zumal die Impfquote steige.

Bei den Corona-Werten in Potsdam ist derweil noch keine eindeutige Trendwende in Sicht. Am Dienstag meldete die Stadtverwaltung eine Sieben-Tage-Inzidenz von 114,2 Neuinfektionen, gerechnet auf 100.000 Personen innerhalb einer Woche. Am Vortag lag dieser Wert laut Stadt bei 113,7, vor einer Woche bei 117,6. 

Diese Zahlen waren laut dem Robert-Koch-Institut sogar noch etwas zu niedrig angesetzt. In seiner neu veröffentlichten Tabelle zur „rückwirkenden Betrachtung“ von Inzidenzen nach Landkreisen inklusive nachübermittelten Fällen lag Potsdam in der Vorwoche stets bei einer 120’er-Inzidenz. Konkret gemeldet wurden bis Dienstagmorgen 21 weitere Fälle. 

Damit liegen die Potsdamer Werte weiterhin über der durchschnittlichen Landesinzidenz von 104,5. Etwas gestiegen ist die Zahl der Covid-Patienten in den Kliniken, die bei 30 liegt – vier mehr als am Vortag. Davon liegen 14 Personen auf der Intensivstation, diese Zahl ist unverändert.

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