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Der Bedarf ist da. Die neue Impfstelle in der Metropolishalle am Filmpark Babelsberg ist eröffnet worden. Sie ist auch fürs Umland angedacht.

© dpa

Die Corona-Lage in Potsdam: 6,8 Millionen Euro für zwei Impfzentren

Die Stadt Potsdam geht für die Impfkampagne in Vorleistung: Die zunächst fälligen Kosten soll Land übernehmen. Das Bergmann-Klinikum muss Corona-Kapazitäten erhöhen.

Potsdam - Gesundheitsschutz kostet: Für die großflächig gestartete Corona-Impfkampagne in Potsdam geht das Rathaus mit Millionenbeträgen in Vorleistung. Das geht aus einem den PNN vorliegenden Beschlusstext hervor, dem die Stadtverordneten diese Woche im nicht-öffentlichen Teil des Hauptausschusses zugestimmt haben. Demnach kalkuliert Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) für den Betrieb der Impfzentren in der Babelsberger Metropolis- und der Schinkelhalle in der Schiffbauergasse mit überschlägigen Gesamtkosten von 6,82 Millionen Euro – bis Ende April. Das brandenburgische Gesundheitsministerium habe bereits zugesagt, „die mit dem Impfen anfallenden notwendigen Aufwendungen zu übernehmen“, heißt es im Beschluss.

Mietkosten und mehr

In der Summe enthalten sind etwa die monatlichen Mietkosten für die Hallen. Im Fall der vom Filmpark Babelsberg betriebenen Metropolishalle sind das rund 220 000 Euro, bei der kleineren Schinkelhalle rund 125 000 Euro – hier wurde der Vertrag mit der  SBG-Veranstaltungsservice GmbH abgeschlossen, enthalten sind etwa auch Kosten für die Ausstattung. Ebenso im Paket enthalten sind die Kosten für den Betreiber der Impfzentren, die Flüchtlingshilfe des Deutschen Roten Kreuzes. Hier geht es in der höchsten Ausbaustufe für beide Hallen von bis zu 18 Impfstraßen um bis zu 315 000 Euro pro Monat.

Wie berichtet soll hier zudem nächste Woche auch feststehen, ab wann in diesem Jahr Impfungen jüngerer Kinder möglich sind. Die Flüchtlingshilfe des DRK hatte bereits im Sommer das zwischenzeitlich wieder geschlossene Impfzentrum in der Metropolishalle organisiert. Erst Ende September war es aufgegeben worden, nachdem die Finanzierung durch den Bund ausgelaufen war. Ferner müssen auch die Impfärzte bezahlt werden. Die Kosten dafür summieren sich auf bis zu 84 000 Euro pro Woche – wie berichtet ist jeweils von Montag bis Samstag geöffnet. Weit weniger ins Gewicht fällt hingegen die Buchungssoftware für die Online-Termine: Laut Vorlage geht es hier um 930 Euro pro Monat plus acht Cent pro Bestätigungs-SMS. In dem Paket enthalten sind auch Kosten für zusätzliche mobile Impfaktionen und auch noch zwei Impfstrecken in der Heinrich-Heine-Klinik in Neu Fahrland im Potsdamer Norden.

Keine Ausschreibung angesichts der Lage

Auf reguläre Ausschreibungen habe man wegen der zugespitzten Lage verzichten müssen, wird in der Vorlage an mehreren Stellen deutlich. Bekanntlich hatten die mobilen Impfaktionen in Potsdam, ebenso wie deutschlandweit, längst nicht den Bedarf decken können – besonders für Booster-Impfungen. Lange Warteschlangen waren die Folge. Zuletzt hatten die Stadtverordneten auch auf Initiative von Oberbürgermeister Schubert beschlossen, dass langfristige Strukturen zur Pandemiebekämpfung nötig sind – so soll ein dauerhaftes Impfzentrum aufgebaut werden, voraussichtlich betrieben durch Tochterunternehmen des kommunalen Bergmann-Klinikums.

Potsdam weiter mit weniger Fällen als anderswo in der Mark

Unterdessen lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Potsdam am Samstag leicht unter dem Niveau der Vortage bei 343,7 Neuinfektionen in sieben Tagen, gerechnet auf 100 000 Einwohner. Neu gemeldet wurden 97 Ansteckungen. Damit bleibt Potsdam weiter deutlich unter dem Inzidenz-Landesschnitt von aktuell 644,1. Neue Fälle mit der ansteckenderen Omikron-Variante wurden derweil nicht entdeckt – die Sequenzierung laufe, hieß es aus dem Rathaus. Am Dienstag waren die ersten drei Infektionen mit der Variante in Potsdam bekannt geworden. Die Betroffenen kamen in Quarantäne.

Das Bergmann-Klinikum in Potsdam.
Das Bergmann-Klinikum in Potsdam.

© Ottmar Winter PNN

Klinikum muss Operationen absagen

Gestiegen ist nach Angaben der Stadt vom Freitag allerdings die Zahl der Patienten in den Kliniken auf 57, davon 14 auf der Intensivstation. Am Freitag davor waren es 39 Covid-Patienten, davon sieben auf der Intensivstation. Angesichts der Entwicklung muss das Bergmann-Klinikum seine Kapazitäten weiter erhöhen. So sei eine Aufstockung der Covid-Intensivversorgung von aktuell zehn auf bis zu 16 Betten in Vorbereitung, kündigte Geschäftsführer Hans-Ulrich Schmidt auf PNN-Anfrage an. Auch für Covid-Normalpatienten seien im Bedarfsfall weitere Stationen kurzfristig reaktivierbar. Das Problem ist laut Schmidt allerdings: „Die Erweiterung der Freihaltekapazitäten insbesondere im Intensivbereich heißt im Klartext aber auch, dass wir die Normalversorgung und unsere OP-Kapazitäten weiter begrenzen – und auch Patienten in andere, weiter entferntere Krankenhäuser verlegen müssen.“

Der Krisenstab im Haus regele, welche OP-Kapazitäten möglich seien. „Jede einzelne zu verschiebende Operation wird individuell von den behandelnden Ärzten bewertet.“ Bisher müssten im Schnitt rund 15 bis 20 Prozent der planbaren Operationen verschoben werden. Noch ohne Einschränkungen würden Notfall- und Krebsoperationen durchgeführt, aber auch Behandlungen mit einem hohen Risiko der Verschlechterung des Krankheitsbildes wie Gefäßverengungen oder chronische Wunden. Laut Klinikum haben Covid-Patienten, die während ihres Aufenthaltes auch auf der Intensivstation behandelt werden mussten, aktuell eine durchschnittliche Verweildauer von 16 Tagen – bei den anderen sind es neun.

* In der zitierten Vorlage der Stadtverwaltung waren Fehler - nämlich mit wem die Stadtverwaltung den Mietvertrag für die Schinkelhalle gezeichnet hat. "Der Vertrag wurde nicht mit dem Trollwerk Gbr geschlossen, sondern mit der SBG - Veranstaltungsservice GmbH", teilte eine Stadtsprecherin mit. Die PNN haben den ursprünglichen Text an dieser Stelle verändert.

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