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Großes Interesse: Am Freitag ließen sich mehr Potsdamer als an den anderen Wochentagen testen – wie in der Apotheke zum Schwarzen Bär in der Dortustraße.

© Andreas Klaer

Die Corona-Lage am Freitag: Ansturm auf Schnelltests in Potsdam

Am Freitag nutzen viele das kostenlose Test-Angebot in Potsdam. Termine sind rar. Derweil sind viele Einzelhändler unsicher, ob sie am Montag öffnen – obwohl sie dürften.

Potsdam - Angesichts der anstehenden Lockerungen des Corona-Lockdowns und der sich ausbreitenden mutierten Virusvarianten nutzen immer mehr Potsdamer das kostenlose Schnelltestprogramm der Stadt. Von 25 bis 30 Prozent mehr Andrang berichtete Ralf Boost, der Regionalvorstand der Johanniter, die mehrere Testzentren in Potsdam betreiben.

„Der Zuwachs vor dem Wochenende war deutlich“, sagte Boost am Freitagabend auf PNN-Anfrage. In Einzelfällen habe man die Öffnungszeiten verlängern müssen. „Für Samstag stocken wir nun das Personal auf.“ Gleichwohl gab er zu Bedenken, dass auch mit einem negativen Test die geltenden Hygieneregeln einzuhalten seien – und man auch mit einem negativen Ergebnis nicht das ganze Wochenende sicher sein könne, sich nicht doch irgendwo zu infizieren.

Auch eine Mitarbeiterin in der Apotheke zum Schwarzen Bär in der Dortustraße sagte den PNN, sonst seien bis abends immer um die 80 Menschen gekommen – am Freitag waren dies bis 15 Uhr schon mehr als 90. „Wir arbeiten so schnell es eben geht.“ In der Ribbeck-Apotheke in der Potsdamer Straße, die über ein Online-System alle 15 Minuten Termine vergibt, war gegen Freitagmittag schon alles ausgebucht, auch für den Samstag. Offene Termine waren erst wieder ab Montag vorhanden. 

Tests bei Aldi

Für das Wochenende hatte allerdings Aldi-Nord, in Potsdam mit einigen Filialen vertreten, den Verkaufsbeginn für eigene Schnelltests angekündigt – für 25 Euro á fünf Tests. Das kostenlose Angebot der Stadt hatten in den vergangenen Tagen immer mehr Menschen in Anspruch genommen: Das Rathaus teilte mit, allein bis Donnerstagabend hätten täglich mehr Menschen das Angebot genutzt, sich in rund 15 Apotheken oder Testzentren untersuchen zu lassen – insgesamt rund 3450 Mal. Insgesamt seien acht Schnelltestergebnisse positiv gewesen , so die Stadt, was sich bei einem Teil nach anschließenden PCR-Tests aber als falsch erwiesen hätte. Weitere Ergebnisse stehen noch aus. 

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Auch nächste Woche könne man sich auf Kosten der Stadt weiter testen lassen, teilte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) mit. Er will so frühzeitig Infektionsketten identifizieren, ohne auf eine Richtlinie zur nationalen Teststrategie des Bundes warten zu müssen. Gleichwohl hatten sich bislang auch beim Einsatz von tausenden Spucktests in den Kitas bisher 18 von 28 auffälligen Tests nach weiteren PCR-Untersuchungen als falsch-positiv erwiesen, auch hier stehen aber noch zehn weitere Ergebnisse nicht fest. 

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Sorgen macht gleichwohl in Potsdam die Ausbreitung der infektiöseren Virusvariante B.1.1.7. – die bis Freitag und innerhalb einer Woche bei 30 Infektionen nachgewiesen wurde.In der Woche zuvor waren es, bei jeweils rund 60 Corona-Infektionen, neun Ansteckungen mit der Mutante. Sie breitet sich also offenbar aus, ohne das dies bereits auf die tatsächlichen Fallzahlen schon durchschlägt. So lag die Sieben-Tage-Inzidenz in Potsdam am Freitag nahezu gleichbleibend bei 36,6.

Regenschutz für die Warteschlange

Damit noch mehr Menschen dauerhaft geschützt sind, soll wie berichtet ab der nächsten Woche die Durchlaufquote im Impfzentrum in der Metropolishalle deutlich erhöht werden. Schon diese Woche gab es dort zum Unmut gerade vieler Senioren lange Warteschlangen – laut Stadtverwaltung sollen nun im Einlassbereich, der sich als eine Art Flaschenhals erwiesen hatte, auch zusätzliche Plätze zum schnellen Registrieren der Impflinge geschaffen werden. Ebenso ist vor der Halle ein großflächiger Regenschutz geplant. Dafür wird das kaum mehr benötigte Corona-Testzentrum nebenan geschlossen, hieß es. Betrieben wird das Zentrum von der Kassenärztlichen Vereinigung KVBB. 

Im Filmmuseum arbeitet man an einer Öffnungsstrategie – Details stehen laut einer Sprecherin am Montag fest.
Im Filmmuseum arbeitet man an einer Öffnungsstrategie – Details stehen laut einer Sprecherin am Montag fest.

© Peter Radatz

Andernorts hieß es am Freitag warten. So wollten sich schon viele Potsdamer auf erste größere Lockerungen des schon vor Weihnachten begonnenen Corona-Shutdowns vorbereiten, sei es in ihren geschlossenen Geschäften, Galerien oder Museen. Doch praktisch war bis zum Freitagabend unklar, wie das Land Brandenburg genau den Bund-Länder-Beschluss vom Mittwoch umsetzt. Am späten Abend teilte zum Beispiel das Museum Barberini zumindest mit, man könne ab nächsten Samstag wieder mit einer Rembrandt-Ausstellung öffnen. 

Durchgesickert war aber schon, dass es für die seit Wochen konstant unter einer Inzidenz von 50 liegenden Corona-Werte in Potsdam keinen Bonus geben wird. So will die Landesregierung die Regeln für alle Städte und Landkreise gleich anwenden – und so könnten bei einer Durchschnittsinzidenz von 62,8 im Land der Einzelhandel und Museen zwar öffnen, aber nur mit vorher gebuchtem Termin. 

Wenig zufrieden mit den Lockerungen zeigte sich Matthias Schäferhoff vom Spieleladen „Galadriel“ in der Innenstadt.
Wenig zufrieden mit den Lockerungen zeigte sich Matthias Schäferhoff vom Spieleladen „Galadriel“ in der Innenstadt.

© Andreas Klaer

Das wäre bei einer Regelung nur für Potsdam nicht nötig gewesen, wie Matthias Schäferhoff den PNN sagte: Der Inhaber des Spieleladens „Galadriel“ hatte gehofft, Kunden einfacher in sein Geschäft in der Dortustraße lassen zu können. „Das ist jetzt wieder mehr Arbeit und Kontrolle.“ Die Wochen ohne weitere Verdienstmöglichkeit – auch ein schnell eingerichteter Online-Shop „half auch nur minimal“ – hätten sein Geschäft schwer getroffen, zumal er auch keine Hilfe in Anspruch nehmen konnte. Dazu kommen gefühlte Ungerechtigkeiten: So hätten Buchläden, wo es auch Spiele gibt, weiter öffnen können. „Wir brauchen nicht noch mehr Stöcke zwischen die Beine, damit wir wenigstens noch einige Strukturen in den Innenstädten retten können“, sagte Schäferhoff.

Andere Händler beklagten gegenüber den PNN, dass der Begriff Termin schwammig sei – sei das die Vereinbarung vorher am Telefon oder per E-Mail oder schon, wenn der Laden leer ist, das einfache Anklopfen? Das fragt sich zum Beispiel Dietmar Teickner vom Lakritzkontor in der Jägerstraße – der als Lebensmittelgeschäft im Lockdown öffnen konnte, nun dank anderer offener Läden aber auch auf mehr Laufkundschaft hoffen kann. Ferner sei unklar, ob nun ab Montag gleich wieder jedes Geschäft in der Innenstadt öffnen kann, sagte Eike Neubarth aus dem Getränke-Fachverkauf „Bierlese“ und zugleich Sprecher des Potsdamer Händlerzusammenschlusses „Ici“.

So blieb ungewiss, ob jeweils die Vorlaufszeit reicht und es sich angesichts der Restriktionen lohnt. Dabei kommt es aber auch auf die Art des Ladens an. So sagte Daniel Grimmeisen vom Fahrradshop Velo-West an der Nansenstraße, nun könne man endlich wieder einzelne Räder verkaufen: „Uns waren zwei Drittel des Umsatzes weggebrochen.“ Im Lockdown durfte dort nur die Werkstatt öffnen.

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