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Mutig. Der achtjährige Steven fährt mit seinem Rollstuhl über eine Wippe.

© ZB

Landeshauptstadt: Deutschlands erster Rollstuhlparcours

Die mobile Trainingsanlage kann ausgeliehen werden

Eberswalde - Mit kräftigen Schüben hievt Celina Dehning ihren Rollstuhl über eine Wippe. Die großen Reifen greifen gut auf den wetterfesten Holzplatten. Die Elfjährige gehört zu mehr als 130 Schülern der Marianne-Buggenhagen-Schule für Körperbehinderte aus Berlin-Buch, die als erste Besucher die – nach den Angaben der Organisatoren – den ersten Rollstuhlparcours Deutschlands beim Wald-Solar-Heim im brandenburgischen Eberswalde testen.

Behinderte können dort ihre Geschicklichkeit testen, gesunde Menschen versuchen, mit einem geliehenen Rollstuhl deren alltägliche Probleme nachzuempfinden. „Wir wollen nicht nur über Integration sprechen, sondern sie auch erleben“, sagt der Leiter des Wald-Solar-Heims, Thomas Simon. Das Heim kümmere sich viel um Behinderte, nun werde ihnen mit dem Parcours etwas „ganz Besonderes“ geboten.

„Es ist gut zu wissen, wie schwer es für Rollstuhlfahrer sein muss, auf unebenem Boden fahren“, sagt er. Die Kosten für den Parcours in Höhe von 25 000 Euro übernahm der Landesbetrieb Forst Brandenburg, dem das Umweltbildungszentrum Wald-Solar-Heim angehört.

Zur Eröffnung war auch die Namensgeberin der Berliner Schule, die mehrfache Medaillengewinnerin der Leichtathletik-Paralympics Marianne Buggenhagen, gekommen. Gemeinsam mit Politikern von Land und Stadt gibt sie den Parcours frei.

Heftigen Beifall gabe es beid er Erööfnung, als Infrastruktur-Staatssekretär Rainer Bretschneider in einem geliehenen Rollstuhl eine der insgesamt zehn Hürden der Anlage ausprobiert. „Wenn man so schräg steht, bekommt man schon Angst umzukippen“, sagt der Politiker und fährt vorsichtig eine Senke hinab.

Auch Esther Vollmer von der Klecks-Grundschule aus Berlin-Pankow testet die Sportanlage. Sie ist gerade mit 20 Mitschülern auf Klassenfahrt in dem Bildungszentrum. „Das ist lustig, aber immer möchte ich nicht im Rollstuhl sitzen“, sagt die Zehnjährige. „Für Nicht-Behinderte ist das Rollstuhlfahren schwierig“, erklärt Buggenhagen.

Sie wünscht sich, dass auch Kliniken einen solchen Parcours einrichten, um frisch operierte Menschen ans Rollstuhlfahren zu gewöhnen. „Viele wissen nicht, wie sie eine Stufe hochkommen, wenn sie aus dem Krankenhaus entlassen werden“, sagt die Sportlerin, die als Therapeutin in einer Berliner Klinik arbeitet.

„Der Parcours kann ausgeliehen werden“, sagt Simon. Lediglich der Transport müsse finanziert werden. Der Heimleiter beobachtet, wie Celina versucht, mit ihrem Rollstuhl eine Rampe hochzufahren. „Das kribbelt ein bisschen“, sagt sie angestrengt. „Meine Arme sind nicht so kräftig.“ Eine gute Übung ist der Parcours allemal: „Ich kann mir vorstellen wiederzukommen“, sagt die Elfjährige und steuert eine neue Hürde an.

www.waldsolarheim.de

Sandra Hottenrott

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