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Lolas für "Gundermann": Der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen und Hauptdarsteller Alexander Scheer erhielten den Deutschen Filmpreis.

© Manfred Thomas

Deutscher Filmpreis: Durchmarsch der Gundermann-Brigade

Sechs Lolas: Der Film „Gundermann“ des Potsdamer Regisseurs Andreas Dresen räumte beim Deutschen Filmpreis ab. 

Potsdam - Im Foyer des Berliner Palais am Funkturm umarmen sich zwei Männer in dunklen Anzügen. Dieser Abend, an dem zum 69. Mal die Deutschen Filmpreise verliehen wurden, ist ihr Abend. Sechs goldene Lolas gab es für „Gundermann“, den Film des Potsdamers Andreas Dresen. „Es ist doch nicht zu fassen“, sagt Alexander Scheer, als er und Dresen sich in den Armen liegen. Scheer, ausgezeichnet als bester Hauptdarsteller für sein Spiel als Gerhard Gundermann, und sein Regisseur. Was für ein Duo.

Andreas Dresen als Favorit

Andreas Dresen war mit dem berührenden Biografie-Drama über den singenden DDR-Baggerfahrer Gundermann, einem kontroversen Charakter zwischen Weltverbesserer und Stasi-Zuträger, schon vor der Verleihung am Freitagabend in Berlin Favorit. „Aber wir haben das ja auch schon anders erlebt“, sagt Dresen nach der Verleihung auf der anschließenden Party. 2006 zum Beispiel, als er mit „Sommer vorm Balkon“ sechsfach nominiert war und komplett leer ausging.

Sechs Lolas für "Gundermann"

Nun also das Gegenteil. Sechs Lolas, darunter die vier wichtigsten Auszeichnungen für den besten Film, die beste Regie, das beste Drehbuch und den besten Hauptdarsteller, konnte das Dresen-Werk auf sich vereinen. „Die Auszeichnung durch die Filmakademie macht die Ehrung so besonders, denn das kommt ja von den Kollegen aus der Branche“, sagt Dresen, sichtlich gerührt und glücklich. 

Andreas Dresen mit Bier und Lola.
Andreas Dresen mit Bier und Lola.

© Manfred Thomas

Um sich gleich darauf auch über das ihm gereichte Bier sehr zu freuen – schließlich machen der Erfolg und die mit dreieinhalb Stunden überlange Verleihungs-Gala ordentlich Durst. Natürlich hat Dresen jede Menge Glückwünsche entgegenzunehmen, auch vom Schauspielerpaar Anna Loos und Jan Josef Liefers. „Was für ein Durchmarsch, ihr Schweinebacken“, ruft Liefers.

Lola sei noch ganz unwirklich

Bei Laila Stieler, die ihren ersten deutschen Filmpreis für das „Gundermann“-Drehbuch entgegennehmen durfte, kommt die Freude erst langsam auf. „Schon die Nominierung war eine absolute Ehre, aber dass mich die Filmkollegen auszeichnen macht es mehr als besonders“, sagt sie. Noch sei die Lola für sie ganz „ unwirklich“. Für ihre Arbeit am Dresen-Film ebenso geehrt wurden die Potsdamer Kostümbildnerin Sabine Greunig sowie Susanne Hopf, die für das Szenenbild verantwortlich war.

Scheer: "Wie das Ende einer persönlichen Reise"

Alexander Scheer, der bei der Gala nicht nur die Hauptdarsteller-Lola auf der Bühne entgegennehmen durfte, sondern auf berührende Weise die Erinnerung an die verstorbenen Filmakademiemitglieder gesanglich begleitet hatte, schwankt auf der Aftershow-Party zwischen unbändiger Freude und Fassungslosigkeit. „Es ist wie das Ende einer persönlichen Reise“, sagt Scheer. Schließlich habe er vor genau 20 Jahren im Film „Sonnenallee“ unter der Regie von Leander Haußmann seine erste große Filmhauptrolle gehabt. „Mit ,Sonnenallee’ hat Haußmann ein ganzes Genre begründet“, sagt Scheer. Und nun sei er wieder mit einem Film mit Ost-Thematik so erfolgreich – zwei Dekaden später und unter ganz anderen Umständen als in „Sonnenallee“.

Auch die Filmförderchefin des Medienboards Berlin-Brandenburg, Kirsten Niehuus, bescheinigte Scheer im Anschluss an die Verleihung, er habe als Gundermann „ein absolutes Meisterwerk abgeliefert“. Die Filmfördereinrichtung verwies stolz auf insgesamt 15 Lolas mit Medienboard-Förderung, darunter alle drei Filme, die Lolas in Gold, Silber und Bronze bekamen. Dazu gehört die Medienboard-geförderte Produktion „Der Junge muss an die frische Luft“ der Babelsberger Ufa über die Kindheit des Entertainers Hape Kerkeling, die drei Auszeichnungen erhielt. Die vom Studio Babelsberg und dem Rundfunk Berlin Brandenburg koproduzierte Dokumentation „Of fathers and sons“ war ebenfalls gefördert worden und wurde mit zwei Filmpreisen prämiert.

Dresen arbeitete seit 2006 an dem Stoff

Über Dresens Erfolg freue sie sich wahnsinnig, sagt Niehuus. „Ihm ist es – wieder einmal – gelungen, ein großes politisches Thema über die menschliche Schiene zu erzählen.“ Es habe dem Film und der Geschichte dabei geholfen, „dass man einen langen Weg gegangen war“, so Niehuus. 

Dresen arbeitete bereits seit 2006 an dem Stoff. Nun, so Niehuus, sei Dresens Werk „genau der richtige Film in der momentanen Debatte um Ost und West, um gegenseitige Befindlichkeiten“.

Auf diesen Effekt hofft der Regisseur auch selbst. In seiner Dankesrede für die Regie-Lola sagte Andreas Dresen: „Vielleicht ist es ein Zeichen, dass wir ab sofort andere Geschichten erzählen können. Geschichten, die komplizierter, die differenzierter sind – nicht nur von Gut oder Böse, Tätern oder Opfern, sondern von den vielen menschlichen Tönen dazwischen.“ Und der „Gundermann“-Koproduzent Peter Hartwig sah die sechs Filmpreise auch „als Beleg dafür, dass Filmemacher, aber auch Filmförderer und Sender mehr Mut haben dürfen, Geschichten zu erzählen, in denen die Protagonisten kontroverse Biographien haben“.

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