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Das Bergmann-Klinikum hatte im Vorjahr vor einer Überlastung der Notaufnahmen durch Bagatellfälle gewarnt.

© Ottmar Winter

Deutlich mehr Herznotfälle in Potsdam: Klinikum hält Zahl der Patienten nicht für auffällig

In Potsdam wurde im vergangenen Jahr deutlich häufiger der Notruf wegen Herzbeschwerden gewählt. Die Stadt erklärt das mit verschiedenen Ursachen.

Potsdam - In Potsdam gab es im vergangenen Jahr deutlich mehr Notrufe im Zusammenhang mit Herzbeschwerden als in den Vorjahren. Das geht aus der Antwort der Stadtverwaltung auf eine kleine Anfrage der AfD hervor. Von einem möglichen Zusammenhang mit der Impfkampagne gegen Corona, wie ihn der Potsdamer AfD-Politiker Chaled-Uwe Said ins Spiel bringt, geht man bei der Stadt und am städtischen Bergmann-Klinikum jedoch nicht aus.

Über alle Altersgruppen gab es demnach im Vergleich zu 2020 einen Anstieg um 23,6 Prozent. Laut Stadt war der Notdienst der Feuerwehr 2021 insgesamt 712 mal wegen Herzproblematiken im Einsatz. Im Jahr 2020 lag die Zahl bei 617, im Jahr 2019 bei 632 und 2018 bei 577. Besonders deutlich fiel der Anstieg in der Altersgruppe der 25- bis 44-Jährigen aus. Dort hat sich die Zahl der Einsätze im Vergleich zu 2018 und 2019 verdreifacht. Bei den 60- bis 64-Jährigen blieb die Zahl jedoch stabil, auch in der Altersgruppe 65+ ist nur ein leichter Anstieg zu verzeichnen.

Notrufabfragesystem wurde grundlegend geändert

Bei der Stadt führt man den Anstieg auf verschiedene Ursachen zurück. Einerseits sei in den vergangenen Jahren das Notrufabfragesystem grundlegend geändert worden, wie Stadtsprecherin Christine Homann auf PNN-Anfrage erklärte. Seit 2019 werde mit einem neuen standardisierten Notrufabfragesystem gearbeitet, was fortlaufend angepasst werde. Die Datengrundlage sei also nur bedingt vergleichbar.

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Zudem weist die Sprecherin darauf hin, dass in dem neuen System die von den Anrufer:innen geschilderten Symptome - und keine Diagnosen - erfasst werden. Unter den rund 1800 möglichen Symptomen gebe es dabei rund 85, die sich auf den Komplex "Herz" beziehen können. Das bedeute aber nicht, dass bei den Betroffenen dann auch tatsächlich Herz-Probleme diagnostiziert wurden. So könne etwa das Symptom Brustschmerzen auf einen Herzinfarkt hinweisen, aber auch Anzeichen für eine Nervenreizung, eine Prellung oder eine Panikattacke sein.

Potsdam folgt bundesweitem Trend

Generell habe sich die Zahl der Notrufe in den vergangenen Jahren erhöht, erklärt die Stadtsprecherin weiter - allein 2021 um 15 Prozent. Damit folge Potsdam einem bundesweiten Trend. Wie berichtet hatten das städtische Bergmann-Klinikum und das Alexianer St.-Josefs-Krankenhaus im vergangenen November vor einer Überlastung der Notaufnahmen durch Bagatellfälle gewarnt. Die Feuerwehr nannte damals einen Anteil von weit mehr als 30 Prozent an Fehleinsätzen nach dem Ruf der Notnummer 112.

Die Stadtsprecherin nennt einen weiteren möglichen Grund für den Anstieg an Herz-Notrufen: "Durch eine Corona-Infektionen kann es zu einer Verschlechterung von bestehenden Herzerkrankungen kommen - oder zum Neuauftreten von Symptomen."

Bei den Patientenzahlen im städtischen Bergmann-Klinikum sei ein Anstieg an Fällen von Herzerkrankungen nicht erkennbar gewesen, es habe auch im Zusammenhang mit der Corona-Impfung keine Auffälligkeiten gegeben, sagte Klinikumssprecherin Damaris Hunsmann auf PNN-Anfrage. Es gebe keine wissenschaftlichen Studien, die auf eine derartige Verbindung hindeuteten, erklärte sie weiter.

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