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Frische Farben. Die Gemälderestauratorin Maria Solis del Toro im Neuen Palais bei ihrer Arbeit an einem Ölgemälde des Malers Johann Georg Ziesenis (1716 - 1776), das ein Porträt von Karl I. von Braunschweig-Wolfenbüttel zeigt.

© Klaus-Dietmar Gabbert

Landeshauptstadt: Des Königs Schloss wird aufpoliert

Für die große Friedrich-Ausstellung werden zahlreiche Gemälde und Möbel im Neuen Palais restauriert

Von Katharina Wiechers

Die Zeit läuft: In rund drei Monaten eröffnet im Neuen Palais im Potsdamer Park Sanssouci die Sonderausstellung über Friedrich den Großen (1712-1786) anlässlich dessen 300. Geburtstags – es soll das größte und kostspieligste Ausstellungsprojekt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten überhaupt werden. Auf 6000 Quadratmetern werden auch zahlreiche originale Einrichtungsgegenstände aus Friedrichs Schloss gezeigt, die derzeit noch in den verschiedenen Werkstätten der Stiftung restauriert werden.

So zum Beispiel in der Holzwerkstatt der Stiftung im Potsdamer Neuen Garten. Restaurator und Fachbereichsleiter Thomas Kühn sitzt dort an einem großen Tisch und beugt sich über ein kunstvoll geschwungenes, silber bemaltes Holzteil. „Das ist die Vorderfront von einem Konsoltisch“, erklärt er. Das Dekorationsmöbelstück wurde eigens für das Neue Palais angefertigt und stand im sogenannten Frühstückszimmer. Manche der aufwendigen Verzierungen sind abgebrochen und müssen ersetzt werden, Teile davon hat Kühn schon nachgeschnitzt und angeleimt.

Nun ist der Restaurator mit dem abgebrochenen Zipfel eines stilisierten Tuches, das Teil der Tischkonstruktion ist, beschäftigt. Mit einem Beitel nimmt er vorsichtig eine Schicht nach der anderen von der nachgebildeten Form ab und blickt immer wieder zum rechten – noch erhaltenen – Zipfel hinüber. Ist die Tischfront wieder komplett, werden die neuen hellen Stellen ebenfalls silber übermalt und anschließend retouchiert, sodass sie nur noch für Experten zu erkennen sein werden. Im Raum nebenan sitzt seine Kollegin Wiebke Eyermann. Sie hat die Füße des Konsoltischs vor sich stehen und verklebt winzige Risse mit Hasenhautleim. „Das ist typisch friderizianisches Rokoko“, sagt sie und deutet auf die unzähligen Blüten und stilisierten Akanthus-Blätter, die sich zu dem Tischbein formen.

Friedrich der Große beteiligte sich persönlich an der Gestaltung der Möbel, erklärt Kühn. So legte der König seinen „Innenarchitekten“, den Gebrüdern Hoppenhaupt, teils eigene Entwürfe vor und sorgte auf diese Weise dafür, dass das Neue Palais ganz in „seinem“ Rokoko ausgestattet wurde.

Nicht nur in der Holz-, auch in der Gemäldewerkstatt einige Kilometer weiter im Neuen Palais selbst laufen die Arbeiten wenige Monate vor der Eröffnung auf Hochtouren. Rund 60 Bilder müssen die Restauratoren für die Ausstellung reparieren beziehungsweise auffrischen, wie Fachbereichsleiter Daniel Fitzenreiter sagt. Etwa zwölf Restauratoren waren oder sind in seiner Werkstatt damit beschäftigt.

Eine von ihnen ist Katharina Kardorf. Die junge Frau sitzt mit einer Staffelei in einer Ecke des hohen Raumes am Fenster und tupft mit einem dünnen Pinsel Farbe auf die Leinwand. Abgebildet ist Friedrich der Große, unschwer erkennbar an den großen Augen und dem Dreispitz. „Der Maler ist unbekannt“, sagt die Restauratorin. „Wahrscheinlich ist es eine Kopie einer Kopie einer Kopie, die aber vermutlich schon zu Lebzeiten des Königs entstanden ist.“ In nahezu jeder Amtsstube habe damals ein Porträt des Königs gehangen, eines von diesen glaubt sie nun vor sich zu haben.

Feuchtigkeit und starke Temperaturschwankungen haben dem Bild zugesetzt und die Leinwand in unzählige Falten gelegt. Daher musste Kardorf das Gewebe zuerst dehnen, bevor sie nun die fehlende Farbe durch neue ersetzten kann. Insgesamt über zehn Friedrich-Darstellungen sollen im Rahmen der Ausstellung gezeigt werden.

Eröffnet wird „Friederisiko“ am 28. April. Neben den restaurierten Möbeln und Gemälden werden auch ganze Räume erstmals nach Jahren wieder zu sehen sein. Bis dahin ist das Schloss für die Öffentlichkeit geschlossen.

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