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Am Sacrower See: Fischhälterhaus und Bootsschuppen des Institutes.

© IfB

Landeshauptstadt: Der Zander als Haustier

Das Institut für Binnenfischerei feierte Jubiläum

Sacrow - Marie-Luise Albrecht beweist es: Das Institut für Binnenfischerei im Potsdamer Stadtteil Sacrow ist eigentlich schon viel älter als 20 Jahre. Bald nach dem Krieg, in den Jahren 1947/48, arbeitete Albrecht als wissenschaftliche Assistentin in der Forschungseinrichtung am Sacrower See, die damals eine Außenstelle des Friedrichshagener Instituts für Binnenfischerei war. Am Rande des Festakts zum 20-jährigen Bestehen des 1992 neu gegründeten Instituts am gestrigen Mittwoch berichtete die promovierte Biologin von ihren damaligen Aufgaben im Institut am Sacrower See: Sie untersuchte die Tierwelt in der Uferregion. Allerdings brachten es die Mangeljahre nach dem Krieg mit sich, dass die junge Wissenschaftlerin auch ganz profanen Tätigkeiten nachging. So hatte sie dafür zu sorgen, dass nicht zu viel Fisch privat „verschoben“ wurde, erzählte Albrecht, die von 1940 bis 1944 an der Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Uni, Biologie studiert hatte.

Bis zum Ende der DDR blieb die Sacrower Forschungseinrichtung eine Außenstelle des Friedrichshagener Instituts. Der politische Umbruch 1989 brachte die Ungewissheit über den Fortbestand der Einrichtung mit sich. 1992 folgte der Neustart. Ein eigenständiges Institut wurde gegründet. Träger der Einrichtung ist heutzutage der Verein „Institut für Binnenfischerei“, bei dem nach Angaben von Institutschef Uwe Brämick alle rund 30 Mitarbeiter angestellt sind.

Reiner Knösche, ab 1982 Leiter der Sacrower Zweigstelle und ab 1992 bis 2005 Chef des selbständigen Instituts, berichtete am Mittwoch davon, wie sich die Forschungseinrichtung nach dem Ende der DDR neuen Schwerpunkten widmen musste. Standen in den 1980er Jahren verfahrenstechnische Fragen der Fischzucht im Mittelpunkt des wissenschaftlichen Interesses, so verlagerte sich die Forschungsarbeit in den 1990er Jahren hin zu „produktionsbiologischen“ Themen, wie Knösche erzählte. Habe man sich zu DDR-Zeiten beispielsweise kaum mit der Frage beschäftigt, welche Umweltauswirkungen die Ausscheidungen der Fische in Zuchtanlagen haben, so sei man dieser Frage in neuerer Zeit verstärkt nachgegangen.

Im Streit zwischen Naturschützern und Fischern, ob fischfressende Kormorane bekämpft werden müssen, habe sich die Einrichtung gar an „vorderste Front gewagt“. Die Auseinandersetzungen mit Naturschützern seien bisweilen heftig gewesen. „Da haben wir uns auch Beulen geholt“, sagte Knösche.

Bei der Forschung zur Zucht von Speisefischen verfolgt das Institut derzeit einen relativ neuen Forschungsansatz. „Wir sind auf dem Weg, den Zander zum Haustier zu machen“, sagte Institutschef Brämick. Früher habe man den Zander nicht als Zuchtfisch halten könnnen. Mit der in den letzten Jahren entwickelten Technologie sei man nun in der Lage, den Zander in Becken mit warmem Wasser aufzuziehen, erklärte Brämick. Diese Technologie wolle man noch verfeinern. In mehreren Fischereibetrieben wird dieses Verfahren zurzeit ausprobiert.

Finanziert werde die Arbeit des Instituts von den Ländern Brandenburg und Sachsen-Anhalt, erläuterte Brämick. Auf jeden Euro Förderung aus den beiden Ländern kämen etwa drei Euro von Drittmittelgebern, wie Verbänden, anderen öffentlichen Einrichtungen oder privaten Firmen. Auch pflege das Institut Kontakte zu universitären Einrichtungen, berichtete Brämick. Holger Catenhusen

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