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Landeshauptstadt: Der Vorleser für Blinde

Preis für junge Erfinder im „Land der Ideen“

Nauener Vorstadt – Passanten mögen sich gestern über die kleine Zeremonie vor der geschichtsträchtigen Villa in der Hegelallee 5 gewundert haben: Cüneyt Göktekin und Oliver Tenchio platzierten – nicht ohne Mühe – an dem Gemäuer ein Schild mit der Aufschrift „Land der Ideen“. Die beiden 34-Jährigen hatten zuvor aus der Hand von Yvonne Beblacz von der Deutschen Bank den Preis des deutschlandweiten Wettbewerbs um die besten Ideen erhalten. Die Deutsche Bank unterstützt diesen Wettbewerb unter dem Schirm der Bundesregierung schon zum vierten Mal.

Im kleinen Saal der Villa zeigt Göktekin, worauf seine und seines Geschäftspartners Idee, die schon zu einem marktfähigen Produkt geführt hat, beruht. Er legt ein bedrucktes DIN-A-4-Blatt unter ein Gerät von der Größe eines Schuhkartons, drückt auf einen silbernen Knopf und schon ertönt eine Stimme, die den Text vorliest. Es handelt sich um ein Vorlesegerät für Blinde. Die beiden Informatiker haben das Gerät durch verschiedene Software-Kombinationen entwickelt. Erstmals gebe es solch einen tragbaren „Vorleser“ für Blinde, der in einer weiterentwickelten Variante sogar das Zeitung(vor-)lesen während einer Bahnfahrt über Kopfhörer ermögliche, erläutert Göktekin. Je nach Programmierung könne das Gerät in 170 Sprachen vorlesen. Die Lesegeschwindigkeit sei individuell einstellbar.

Die Idee für das preisgekrönte Gerät hatten die beiden Unternehmer bereits während ihres Informatikstudiums an der Freien Universität Berlin. Obwohl die Tüftler bereits sichere Arbeitsverträge für die Zeit nach dem Studium in Aussicht hatten, wagten sie im März 2007 den Schritt in die Selbstständigkeit. Das Besondere: Nach dem Verkauf der Lizenz hat bereits die Serienproduktion begonnen. „Es ist ein gutes Gefühl, an diesem Punkt angekommen zu sein“, sagt Göktekin.

Laut Andreas Schindler, der den Vertrieb für die Firma Baum Retec in Meckesheim bei Heidelberg besorgt, koste das Gerät drei- bis viertausend Euro. Die Kosten würden teilweise von den Krankenkassen übernommen. Einige hundert Lesegeräte seien bereits produziert. Die Vertriebsstrategie setze nicht nur auf Deutschland und Europa, sondern auch auf Amerika und Skandinavien. In Potsdam seien drei Geräte verkauft worden.

Bei der Preisverleihung war Bürgermeister Burkhard Exner zugegen. Er bezeichnete solche innovativen Unternehmen wie die „Beyo GmbH“ als „Aushängeschild“ für die Landeshauptstadt. Unter den 350 Preisträgern in diesem Jahr kommen immerhin sechs aus Potsdam, neben „Beyo“ das Leibniz-Institut für Agrartechnik in Bornim, eine Schüler-Aktiengesellschaft des Kobra-Projektverbundes, das Collective Leadership Institute sowie das Astrophysikalische Institut mit seinem Projekt „Kosmischer Weitblick“. Günter Schenke

Günter SchenkeD

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