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Landeshauptstadt: Der Startschuss für den „Turmbau zu Potsdam“

Am Sonntag beginnt offiziell der Wiederaufbau der Garnisonkirche. Die Kritiker wollen demonstrieren

Innenstadt - Erwartungsfroh blickt Wieland Eschenburg auf die Baustelle in Potsdams historischer Mitte. „Nun heißt es endlich nicht mehr: Wir wollen wieder aufbauen, sondern: Wir werden wieder aufbauen – und ihr könnt euch alle daran beteiligen!“, sagt der Sprecher der Stiftung Garnisonkirche.

Ein gutes Vierteljahrhundert haben Eschenburg und viele Mitstreiter auf den Baustart für den knapp 90 Meter hohen Turm der Garnisonkirche hingearbeitet. Aus Sicht der Bundesregierung ist es ein „Projekt von nationaler Bedeutung“, es spaltet jedoch die Einwohnerschaft und auch die Evangelische Kirche. Am Sonntag soll der offizielle Baubeginn mit einem Festgottesdienst auf der Baustelle gefeiert werden. Die Gegner vornehmlich aus der linken und kreativen Szene, die sich in dem Bündnis „Stadtmitte für Alle“ zusammengeschlossen haben, wollen dann gegen den „Turmbau zu Potsdam“ demonstrieren. Die Anspielung auf den biblischen Sündenfall zu Babel ist noch die harmloseste Schmähkritik – andere sehen eine „Barock-Al-Qaida“ am Werk, die das Garnisonstädtchen des Alten Fritz wiederaufleben lassen wolle.

„Auf der Suche nach der alten Identität von Preußen-Brandenburg wird unkritisch die Garnisonkirche wiederaufgebaut“, schimpft der Bündnis-Sprecher André Tomczak. Der Bund fördert den Turmbau mit zwölf Millionen Euro, auch die Evangelische Kirche gibt Darlehen in Höhe von fünf Millionen Euro. Doch auch innerhalb der Kirche regt sich Widerstand. Für die Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ stand das Gotteshaus für eine Kirche, die „auf politische Weisung Krieg predigte“. Alle Kritiker verweisen auf den „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933, als  Hindenburg und Hitler sich vor der Garnisonkirche die Hand reichten. Die Martin Niemöller Stiftung wirft der Stiftung zudem vor, die Rolle der Kirche in der Weimarer Republik als Tummelplatz rechtsextremer Organisationen zu relativieren.

Eschenburg ficht dieser Widerstand nicht an. Die Garnisonkirche habe sich der internationalen Versöhnungsarbeit verschrieben, betont er. Und der Wiederaufbau sei gerade wegen der wechselvollen Geschichte des Gotteshauses notwendig. Unterstützt wird er von Brandenburgs Kulturministerin Martina Münch (SPD): „Der Wiederaufbau des Garnisonkirchenturms steht im Zeichen der Friedens- und Versöhnungsarbeit und ist verbunden mit der Aufarbeitung und Auseinandersetzung mit der Geschichte.“

Doch trotz öffentlicher Zuschüsse und privater Spenden fehlt noch Geld. Finanziert sind nur gut 26 Millionen für eine Rumpfversion ohne barocken Zierrat, für die Fertigstellung sind weitere zehn Millionen Euro notwendig. „Doch wenn sich hier erstmal die Kräne drehen, werden die Spenden auch weiter fließen“, hofft Eschenburg. Klaus Peters (dpa)

Klaus Peters (dpa)

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