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Mitte Dezember können Sternschnuppen wunderbar beobachtet werden: Die Geminiden haben dann ihre höchste Fallrate.

© Patrick Pleul/dpa

Der Sonne ganz nah: Potsdams Sternenhimmel im Winter

Jetzt sind helle Sterne auch mit bloßem Auge zu sehen - und Mitte Dezember funkelt es so richtig am Himmel.

In den kommenden Wochen steht die Erde am sonnennächsten Punkt ihrer Umlaufbahn. Aber wie passt das mit unserem Winter auf der Nordhalbkugel zusammen?

Astronomischer Winteranfang ist in diesem Jahr der 22. Dezember – die sogenannte Wintersonnenwende. Ab diesem Zeitpunkt geht es also wieder aufwärts: Sowohl mit der Sonne auf ihrer Bahn am Himmel, als auch mit der Tageslänge. Auffällig ist, wie tief über dem Horizont sich die Sonne an diesem Tag zur Mittagszeit befindet. Nur knapp 15 Grad steht sie hoch und erwärmt daher den Erdboden nur wenig: Der Nordwinter ist da.

Der Wechsel der Jahreszeiten hängt nämlich nicht mit der Entfernung der Erde von unserem Heimatstern zusammen. Ursächlich ist die gekippte Drehachse unseres Planeten. Sie ist um 23,5 Grad geneigt und zeigt im Raum immer in die gleiche Richtung. Dies hat zur Folge, dass im Dezember die nördliche Hemisphäre von der Sonne fortgeneigt ist. An unserem Taghimmel steht sie nur flach über dem Horizont. Ein halbes Jahr später ist aufgrund der starren Neigung der Erdachse die Nordhemisphäre der Sonne zugeneigt. Sie steht entsprechend hoch am Himmel und ihre Strahlen erwärmen die nördlichen Gegenden der Erde. Wäre die Erdachse nicht geneigt, gäbe es auch keine Jahreszeiten. Umso erstaunlicher also, dass die Erde im Januar besonders nah an der Sonne steht: Unsere Umlaufbahn um die Sonne ist nicht kreisrund, sondern oval, mit einem sonnenfernen und einem sonnennahen Punkt. Diesen der Sonne nächstgelegenen Punkt, durchläuft unser Heimatplanet am 5. Januar – also kurz nach Winteranfang. Der sonnenfernste Punkt wird ein halbes Jahr später im Juli erreicht. Dann dürfen wir in Potsdam wieder bei 30 Grad Celsius schwitzen.

Für einige dürfte auf dem diesjährigen Wunschzettel ein kleines Fernrohr ein ganz heißer Kandidat sein. Und wer schon eines hat, kann dies jetzt auspacken. Denn die kommenden Winternächte sind eine wunderbare Gelegenheit, um sich mit dem Nachthimmel vertraut zu machen. Schon mit bloßem Auge fällt die Pracht der besonders hellen Sterne auf, die wir nach Sonnenuntergang in Richtung Südost sehen können. Das Sternbild Stier, mit seinem roten Stern Aldebaran sticht sofort ins Auge. Diesem gehörnten Tier am Nachthimmel folgt ein markanter Sternhaufen: Die Plejaden, auch als „Siebengestirn“ bekannt. Junge Sterne mit einem Alter von 100 Millionen Jahren tummeln sich hier – unsere Sonne ist vierzigmal älter. Bei der Beobachtung der Plejaden durch ein Fernrohr zeigen sich die Himmelskörper einer strahlenden Schatztruhe gleich. Die kulturgeschichtliche Bedeutung der Plejaden ist nicht zu unterschätzen: Sie sind leicht mit bloßem Auge zu erkennen und waren so als Kalendergestirn in vielen Kulturen relevant. Auch auf die Himmelsscheibe von Nebra – die älteste bekannte Himmelsdarstellung – haben es die sieben Sterne geschafft.

Direkt östlich des Stiers geht gerade Orion auf – der Himmelsjäger mit seinen brillanten drei Gürtelsternen. Ein Blick mit Ihrem Fernrohr knapp unterhalb dieser drei Gestirne offenbart den Orionnebel, der eine Geburtsstube für Sterne ist. Der Himmelsjäger hat sich zwei Hunde zur Begleitung mit ans Firmament genommen: Die Sternbilder Kleiner und Großer Hund, aus dem uns Sirius anstrahlt – der hellste Fixstern am Nachthimmel.

Lohnenswerte Ziele für Ihre ersten Versuche mit dem Fernrohr sind die Planeten unseres Sonnensystems. Schon kleine Teleskope zeigen uns mehr Details von diesen Himmelskörpern. Vor allem die inneren beiden Planeten sind in den kommenden Wochen gut zu beobachten. Merkur, der sonnennächste Planet, entfernt sich nie weit vom hellen Glanz unseres Heimatsterns. Nutzen Sie deshalb die erste Dezemberhälfte und blicken Sie kurz vor Sonnenaufgang in Richtung Osthorizont, um den kleinen Planeten zu erspähen.

Venus steht am Abendhimmel tief im Westen und wird sich im Laufe des neuen Jahres zum unübersehbaren „Abendstern“ emporschwingen und die Stunden nach Sonnenuntergang dominieren. Der Spitzname „Abendstern“ ist historisch gewachsen. Heute wissen wir, dass Sterne heiße, leuchtende Gasbälle wie unsere Sonne sind – während die Planeten, wie die Venus, nur sichtbar sind, weil die Sonne sie anstrahlt.

Mars, Jupiter und Saturn befinden sich, von unserer Erde aus betrachtet, nah an der Sonne oder genau hinter ihr und sind zurzeit nicht optimal zu beobachten. Uranus und Neptun können wir mit bloßem Auge nicht an unserem Nachthimmel sehen, da sie zu leuchtschwach sind. Aber die auffallend hellen Sterne werden Ihnen die Orientierung erleichtern und wer weiß: Vielleicht erblicken Sie am 14. Dezember, wenn die Geminiden ihre höchste Fallrate haben, ein paar Sternschnuppen? Schauen Sie nach oben!

Wechsel der Jahreszeiten. Wäre die Erdachse nicht geneigt, gäbe es auch keine Jahreszeiten.
Wechsel der Jahreszeiten. Wäre die Erdachse nicht geneigt, gäbe es auch keine Jahreszeiten.

© Urania-Planetarium

Der Autor ist seit 2016 der Leiter des Urania-Planetariums. Der gebürtige Bremer leitete schon als Student in Potsdam den Urania-Astroklub. Für die PNN schreibt er regelmäßig über den aktuellen Sternenhimmel.

TERMINHINWEIS

Die berühmte Weihnachtsgeschichte nach Charles Dickens unterm Sternenhimmel: Im Potsdamer Urania-Planetarium in der Gutenbergstraße 71/72 wird die Erzählung über die knausrige Elisa Scrooge, den Buchhalter Bob Cratchit und die Geister der Weihnacht am Sonntag, dem 8. Dezember, 16.30 Uhr, als Live-Hörspiel präsentiert. Alle 23 Charaktere der Geschichte werden von der RBB-Moderatorin Tina-Marlu Kramhöller, dem Schauspieler Thomas Drechsel und Hörspielautor Christian Leonhardt gesprochen. Karten für das einstündige Hörspiel kosten 10 Euro und müssen online reserviert werden.

Simon Plate

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