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Zahlreiche Kameras sind derzeit auf Potsdam und den Promiwahlkreis gerichtet. 

© Andreas Klaer

Der Promi-Wahlkreis in der internationalen Presse: Potsdam im Rampenlicht

Zwei Kanzlerkandidaten im selben Wahlkreis, das gab es noch nie. Der Promi-Wahlkreis zieht vor der Bundestagswahl auch internationale Presse an. So blicken Journalisten aus dem Ausland auf Potsdam. 

Potsdam - Es ist nicht ungewöhnlich, dass Bundestagswahlen auch im Ausland mit Interesse begleitet werden. Doch es dürfte kaum Wahlen gegeben haben, bei denen so viele Augen auf Potsdam gerichtet waren. Nicht nur die nationale, auch die internationale Presse lenkt den Blick auf den Wahlkreis 61, in dem zwei Kanzlerkandidat:innen gegeneinander um das Direktmandat konkurrieren. 

Bei Wahlkampfterminen der Kandidaten drängte sich oft eine für die Landeshauptstadt ungewohnte Menge an Journalisten aus dem In- und Ausland. Die italienische Zeitung Repubblica begleitete Olaf Scholz an den Griebnitzsee, der spanische Fernsehsender TVE filmte Annalena Baerbock auf dem Bassinplatz. Auch die PNN-Redaktion erreichten Anfragen von Pressevertretern aus China, Portugal und Frankreich. Wie sehen die Journalisten die Landeshauptstadt? 

"Nur einer kann gewinnen"

Geradezu theatralisch beschreibt die dänische Zeitung Berlingske die Lage in Potsdam: "Vor den Toren Berlins ist einmal über das Schicksal der Welt entschieden worden. Nun steht Deutschlands Zukunft auf dem Spiel", heißt es in einem Text von Anfang September. Hier stünden sich die grünen und roten Kanzlerkandidaten direkt gegenüber, "obwohl sie 298 Möglichkeiten hatten, das zu vermeiden. Und nur einer kann gewinnen."

"Ein ziemlich unglaubliches Duell" nennt auch die französische Tageszeitung Ouest France diese Situation. "Aber nicht unbedingt ein Zufall", heißt es in dem Text mit dem Titel "Warum das ganze Land die Augen auf Potsdam richtet". Der Autor führt das auch darauf zurück, dass Potsdam nur einen Steinwurf von Berlin entfernt liegt und ein begehrter Ort für bekannte Persönlichkeiten in Deutschland sei. 

Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) mit Linda Teuteberg (FDP) im August an der Freilichtbühne Hans Otto Theater Potsdam.
Annalena Baerbock (Grüne) und Olaf Scholz (SPD) mit Linda Teuteberg (FDP) im August an der Freilichtbühne Hans Otto Theater Potsdam.

© Andreas Klaer

Heimat der Millionäre und Promis

In diese Kerbe schlägt auch eine Journalistin des britischen Nachrichtenportals The New European. Ihr Text beginnt "im historischen Potsdam, eine kleine Stadt am Rande Berlins, das sich mehr deutscher Prominenter und Millionäre pro Kopf rühmt, als die meisten anderen". In ihrer Reportage beobachtet sie offenbar das Weinfest am Luisenplatz, bei dem sich "Mütter in Yoga-Leggins mit Louis-Vuittons-Rucksäcken unter die Touristen mischen", während "Mercedes und Gelegenheits-Maserati über die sonnenbeschienenen Pflasterstraßen schlittern". In ihrer Beschreibung der Landeshauptstadt dürften sich so mancher Potsdamer wohl nicht wiedererkennen. 

[Lesen Sie auch: Darauf kommt es im Wahlkreis 61 an - die Direktkandidat:innen nehmen Stellung zu wichtigen Potsdamer Themen, Teil 1 und Teil 2]

Zahlreiche Texte erinnern an die Vergangenheit der Stadt, das Potsdam der Könige, die Potsdamer Konferenz und das Potsdam des Films. Ein in mehreren Sprachen erschienener Text des deutschen Auslandsradiosenders Deutsche Welle wählt ein monarchisches Bild für Potsdam: "Einst die Residenz der Preußischen Könige und des Deutschen Kaisers, könnte es bald der Wohnsitz des deutschen Kanzlers sein." Interessant ist die Schlussfolgerung, die die Deutsche Welle zieht: Der Wahlkampf im gleichen Wahlkreis habe dazu geführt, "dass sich die Wege von Scholz und Baerbock häufiger gekreuzt haben als die der meisten rivalisierenden Kanzlerkandidaten, was den Wählern mehr Möglichkeiten bietet, das Paar gleichzeitig in Aktion zu sehen". Der Autor sieht darin die Basis für eine mögliche Zusammenarbeit in einer Koalition. 

Der Kampf um die Krone

Für die Nachrichtenagentur AFP ist Potsdam "die Arena für den Kampf um Merkels Krone". Die Agentur sieht darin in ihrem weltweit von Medien verbreiteten Text einen mutigen Schritt: Es sei das erste Mal in der deutschen Geschichte, dass zwei Kanzlerkandidaten im gleichen Wahlkreis anträten, "weit entfernt von der Strategie des sicheren Sitzes früherer Polit-Schwergewichte". 

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Ähnlich bewertet ein Autor der italienischen Tageszeitung Editoriale Domani den Zweikampf: Man müsse doch nur einmal an Angela Merkel denken, die in ihrem Wahlkreis in Mecklenburg-Vorpommern als Direktkandidatin "noch nie ernsthaften Gegnern gegenüberstand". Was derzeit in der Landeshauptstadt passiere, vergleicht er mit einem Derby im Fußball, "ein FC Bayern München-Borussia Dortmund vor den Toren Berlins. Ein Kampf auf höchstem Niveau".

Während viele Texte die lokalen Themen in Potsdam allenfalls am Rande behandeln, geht der italienische Journalist ins Detail. Die Garnisonkirche und Krampnitz beleuchtet er ebenso wie die soeben erst vorgestellte Initiative eines Potsdam Bonus für einen Teil der Mietwohnungen der kommunalen Pro Potsdam

Doch mit wieviel Distanz oder Nähe die ausländische Presse auch auf Potsdam schauen mag, die Schlussfolgerung der AFP stimmt auf jeden Fall: "Der Wettbewerb hat die Aufmerksamkeit für Potsdam geschärft." 

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