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Landeshauptstadt: Der Natur abgeschaut

Goldschmiedin Antje Dragendorf hat in der Innenstadt eine Werkstatt eröffnet

Eine Goldschmiedin braucht Menschenkenntnis. Schmuck ist immer ein persönlicher Gegenstand. Er liegt meist direkt auf der Haut, an Hals, Ohren und Händen. Deshalb gibt es in der Goldschmiede von Antje Dragendorf fast ausschließlich Einzelstücke oder kleinste Serien – der Schmuck ist so individuell wie der Mensch. „Er sollte die Eigenschaften der Person unterstreichen“, sagt Antje Dragendorf. Seit 1986 ist sie Goldschmiedin, seit 1993 Meisterin und selbstständig. Zunächst mit Werkstätten in Berlin, dann führte sie mit einer Kollegin von 2004 bis 2017 das „Gold und Silber“ in der Potsdamer Gutenbergstraße.

Seit April findet man Antje Dragendorf mit einer eigenen Goldschmiedewerkstatt in einem Holländerhaus in der Hebbelstraße. „Viele Kunden denken, handgefertigter Schmuck vom Goldschmied ist teurer als der von der Stange – aber das stimmt nicht“, sagt Dragendorf. Gerne erklärt sie im Laden – in dem sich auch ein Arbeitsplatz befindet – ihre Arbeitsweise, Materialien, Werkzeuge, Verfahren. Während Schmuckstücke im Kaufhaus zu Tausenden am Fließband und meist im Ausland gefertigt werden, ist bei ihr jedes Stück ausschließlich Handarbeit. Dragendorfs Ideen und Entwürfe fließen dabei zusammen mit den Wünschen der Kunden. Welches Material soll es sein, welcher Stein? Welche Größe?

Ein Trend ist zurzeit das Umarbeiten alten Schmucks, Erbstücke aus der Familie beispielsweise. „Die kann man zu modernen Stücken umändern und dabei kleine Details, die an die Historie des Stücks erinnern, miteinfließen lassen: eine Gravur zum Beispiel, ein Datum, ein Zeichen“, sagt Dragendorf. Aus alten Trauringen können neue Lieblingsstücke werden. Und Altgold kann verrechnet und in anderes Material umgetauscht werden.

Wenn jemand so gar keine Ideen hat, was zu ihm passen könnte, dann hat die Goldschmiedin genug. „Die gehen mir nie aus“, sagt sie lachend. Sie mag die klassische Moderne, Naturformen, Florales, Schlichtes. Außerdem hat sie eine Vorliebe für matte Oberflächen, ein Effekt, den sie sich aus der Natur abgeschaut hat. Ob das zu einem Kunden passen könnte, spürt sie im Gespräch. „Ich sehe mir dabei genau die Hände an, Gesicht und Augen, den ganzen Menschentyp“, sagt Dragendorf. „Ich frage viel und höre viel zu. Schmuck aussuchen – das braucht Zeit.“

Einer der Schwerpunkte ihrer Arbeit ist das Anfertigen von Trauringen. Es ist ein schöner Prozess, bei dem das Paar und die Goldschmiedin über Wochen zusammenarbeiten und die Ringe entstehen sehen.

Dragendorf findet es grundsätzlich gut, wenn Kunden zwischendurch zu ihr in die Werkstatt kommen, ihr Schmuckstück im Werden anschauen, begleiten, auch mal zwischendurch anprobieren, vielleicht noch kleine Änderungswünsche äußern. „Dann wird es gut“, sagt Dragendorf. Steffi Pyanoe

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