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Grüner Bus. Der Volvo 7900 auf dem Betriebshof der Potsdamer Verkehrsbetriebe. In den vergangenen Wochen wurde er auf Potsdams Straßen Probe gefahren. Im Juni soll auch ein Gelenkbus getestet werden. Ein Hybridbus verbraucht 20 Prozent weniger Diesel als ein herkömmliches Modell.

© Manfred Thomas

Landeshauptstadt: Der Elektrobus kommt erst später

Zunächst wollen die Potsdamer Verkehrsbetriebe Hybridbusse anschaffen. Einen haben sie jetzt getestet

Die drei Fußgänger bemerkten den Bus hinter ihnen gar nicht. Ins Gespräch vertieft gingen sie über die Wendeschleife der Bushaltestelle am Bahnhof Griebnitzsee. Der zwölf Meter lange Hybridbus Volvo 7900 war auf seiner Testfahrt am Freitag eben sehr leise. An oftmals fast lautlose Busse könnten sich die Potsdamer künftig gewöhnen. Die Potsdamer Verkehrsbetriebe (Vip) planen die Anschaffung fünf solcher Fahrzeuge, die mit einer Kombination aus Diesel- und Elektromotor angetrieben werden. 2015 soll es so weit sein.

Um herauszufinden, für welche Strecken sie sich eignen, wurde ein Bus des Herstellers Volvo in den vergangenen drei Wochen getestet. Gut 1000 Kilometer hat der hellgrüne Bus in dieser Zeit auf Potsdams Straßen zurückgelegt. Beim Vip ist man mit dem ersten Eindruck zufrieden. Bevor eine Entscheidung über den Kauf fällt, soll aber im kommenden Jahr noch gründlich Probe gefahren werden – am besten ein ganzes Jahr lang. So kann man im Langzeitvergleich die passenden Linien für das umweltschonende Fahrzeug herausfinden und störende Einflüsse wie Wetter oder Baustellen herausrechnen.

„Die Zukunft ist elektrisch“, sagte Oliver Glaser, technischer Geschäftsführer des ViP. Allerdings sei es noch nicht so weit. Sowohl Kosten als auch Reichweite und Betriebssicherheit reichen noch nicht aus. Für die gleiche Fahrleistung bräuchte ein reiner Elektrobus derzeit eine Batterie von fünf bis sechs Tonnen Gewicht. Um die Busflotte dennoch Stück für Stück umweltschonender zu machen, setze der Vip deshalb auf Hybridbusse als Brückentechnologie. Außerdem geht es bei der Anschaffung der im Vergleich zu herkömmlichen Dieselfahrzeugen um ein Drittel teureren Busse auch ums Geld. Der Hybridvolvo für 285 000 Euro verbraucht 20 Prozent weniger Sprit als die im Schnitt zehn Jahre alten gleich großen Dieselbusse des Vip. Langfristig rechnet sich das.

Schon jetzt sind solche Busse beispielsweise in der Schweiz, den USA oder China im Einsatz. Für die Expo hatte Shanghai Hunderte Fahrzeuge angeschafft. „Aber da spielte Geld auch keine Rolle“, so Holger Fichtl vom Dresdner Fraunhofer Institut für Verkehrs- und Infrastruktursysteme, das den Potsdamer Langzeitbustest begleiten soll. Vorteile gebe es schon jetzt: weniger Emissionen, weniger Lärm, geringere Treibstoffkosten. Außerdem brauche man für die Hybridbusse im Gegensatz zu reinen Elektrobussen keine aufwendige Logistik mit dezentralen Ladestationen.

Der Hersteller ist von seinen Fahrzeugen natürlich überzeugt. Volvo werde ab 2015 keine reinen Dieselbusse für den Stadtverkehr mehr herstellen, so Volvo-Sprecher Andreas Heuke. Dann sollen die Fahrzeuge noch sauberer sein: Ab 2014 gilt die Euro-6-Norm und schreibt deutlich niedrigere Emissionen vor. „Dann würde ich auch die Luft aus dem Auspuff atmen“, versprach Heuke.

Trotz des Trends zu halb oder ganz elektrisch angetriebenen Bussen sei jedoch eine Rückkehr der in den 90er Jahren abgeschafften Oberleitungsbusse ausgeschlossen, so Glaser. O-Busse vereinen hohe Kosten für das Netz mit mangelnder Flexibilität, hieß es. Sei die Straße mal blockiert, könne ein O-Bus nicht ausweichen, ein Hybridbus schon.

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