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Hat viel zu erzählen: Zed Hawari aus Palästina lebt seit 1996 in Potsdam, betreibt einen Falafelstand in der Schiffbauergasse und träumt von einem Café in einem alten Zirkuswagen.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Der Botschafter

Der 57 Jahre alte Zed Hawari betreibt den wohl schönsten Falafelstand in Potsdam. Ein Besuch

Der Duft von orientalischen Gewürzen und frischem Minztee liegt in der Luft. Lichterketten und Lampen tauchen den kleinen buntbemalten Wagen in ein warmes Licht. Zu sehen sind Poster und Postkarten, volle Regalen mit Gewürzen, Dosen und Töpfen. Aus einem alten Radio tönen Klassiker von Bob Dylan. Eingebettet in ein handgemaltes orientalisches Bild im Inneren des Wagens steht dessen Name in bunten Farben an der Wand: „Damaskus Express“. So hat sein Besitzer, Zed Hawari, den kleinen Falafelstand getauft. In seinem liebevoll eingerichteten Imbisswagen gegenüber der Fabrik auf dem Areal der Schiffbauergasse bereitet der Israeli seit drei Jahren von Mai bis Ende September originale Falafel zu.

„Ich bin jetzt hier und hier ist es gut“, sagt Zed. Eigentlich ist Zed Hawari ein Weltenbummler, ein Reisender, der viel von der Welt gesehen hat. Geboren wurde der heute 57-Jährige in der Region Galiläa in Nazareth. 1996 führte ihn eine seiner Reisen nach Potsdam, um einen Freund zu besuchen. Aus diesem Besuch wurden Jahre. Er verliebte sich in eine Deutsche, heiratete, gründete eine Familie. Heute, 16 Jahre später, betreibt Hawari den wohl schönsten Falafelstand in Potsdam.

Dabei war die Idee mit dem Falafelstand reiner Zufall. Angefangen hatte alles 1999 auf einer Party in der Feuerbachstraße. „Eine Frau hat mich gefragt, wie man Falafel macht. Damals hatte ich davon keine Ahnung“, schildert Hawari. Inspiriert von der Idee begann er, nach einem Rezept seiner Schwester Falafel für seine Freunde und Bekannte zu machen. Schon bald fuhr er mit einem Fahrrad samt Anhänger und Gaskocher durch Potsdam und verkaufte die beliebten frittierten Kichererbsenbällchen. Viele Jahre hat Hawari als Schlosser, Schweißer und sogar als Bäcker gearbeitet. Als dann 2001 sein Chef starb, musste der gelernte Stahlbauer sich umorientieren. Es müsse etwas anderes sein, sagt er. Und so entwickelte Hawari die Idee, sich mit den originellen Spezialitäten seiner Heimat selbstständig zu machen.

Seit 2011 steht der „Damaskus Express“ nun während der Sommermonate in der Schiffbauergasse. Bei gutem Wetter, Events und Konzerten verkauft Hawari dort seine Falafel. „Dabei mache ich alles selber, von Anfang bis Ende“, erklärt er. Frische Gewürze – wie arabischen Thymian – lässt er sich von seiner Familie aus der palästinensischen Heimat schicken. „Der Geruch erinnert mich an zu Hause.“ Heimweh habe er aber nicht, sagt er.

Zed Hawari hat die israelische Staatsbürgerschaft. „Aber wenn mich jemand fragt, woher ich komme, sage ich aus Palästina“, sagt er. In dem kleinen Wagen gibt es viele Details, die von Palästina und auch Hawaris Geschichte erzählen. Da hängt ein Poster von Straßen und Gassen aus Jerusalem, das er von zu Hause mitgebracht hat. Und auf der Ladentheke steht ein kleines mit Schmuck und anderen Antiquitäten gefülltes Kästchen. „Diese Kiste bedeutet mir sehr viel“, erzählt er. „Sie war immer mit mir auf Reisen und begleitet mich seit den 1970er-Jahren.“ In seiner Jugend bereiste Zed viele Länder, wie Ägypten, Holland, die Türkei und Griechenland. Damals verkaufte er in dem kleinen Kästchen selbstgemachte Ohrringe.

Während der Wintermonate wird an seinem Stand weniger los sein als im Sommer, dann öffnet er nur bei wenigen Veranstaltungen im Waschhaus. Doch das soll nicht so bleiben, denn Zed Hawari hat einen Traum: ein Imbiss-Café mit original arabischem Flair in einem alten Zirkuswagen zu eröffnen. „Die Leute sollen sich bei mir wie in Jerusalem fühlen – ich bin ein Botschafter meiner Heimat und möchte sie den Leuten zeigen.“ Julia Fechner

Julia Fechner

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