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Weitblick. Die für April geplante Schau im Potsdam Museum zu Max Baur soll auch bislang unbekannte Werke des Fotografen zeigen, sagte Museumsdirektorin Jutta Götzmann am Dienstag. Dieser von der Heilig-Geist-Kirche aufgenommene Blick über die Alte Fahrt wird auf dem Ausstellungskatalog zu sehen sein.

© r.b.

Der Blick auf Potsdams Architektur: Weit über Potsdam hinaus

Eine Geplante Retrospektive zu Max Baur im Potsdam Museum gibt neue Einblicke in das Werk des Fotografen.

Potsdam - Der Fotograf Max Baur wurde besonders für seinen ungewöhnlichen Blick auf Potsdams Architektur bekannt. Die detaillierte Ansicht einer doppelt belichteten Skulptur, ein ungewohnter Blick durch die Säulen der Nikolaikirche auf den Kuppeltambour des Alten Rathauses oder Landschaftsaufnahmen mit nackten, im Nebel stehenden Bäumen: Immer zeigen die Werke Max Baurs trotz ihrer Vielfalt an Motiven und unterschiedlicher Stilelemente das Gespür des Künstlers für klare Linien, scharfe Konturen und Schwarz-weiß-Kontraste.

Höhe der Förderung bleibt geheim

Vom 13. April bis zum 26. August wird das Potsdam Museum dem Fotografen die Retrospektive „Potsdam, ein Paradies für meine Kamera. Max Baur. Fotografie“ widmen. Einen ersten Einblick in die Pläne für die Schau gewährte das Museum anlässlich der Überreichung einer Förderzusage von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung und der Mittelbrandenburgischen Sparkasse am Dienstag. Mit der Förderung sollen die Schau und der Katalog finanziert werden. Über die Höhe der Förderung wollte Patricia Werner von der Geschäftsführung der Ostdeutschen Sparkassenstiftung nicht sprechen, da das in den Stiftungsstatuten nicht vorgesehen sei: „Es geht um die Inhalte, nicht um die Nullen.“

Baur der Autodidakt

Baur gilt als einer der wichtigsten Fotografen Potsdams und prägte das Bild der Stadt weit über ihre Grenzen hinaus. Der Buchhändler, der sich selbst das Fotografieren beibrachte, lebte von 1934 bis 1953 in Potsdam. Vor allem in den 1930er und 1940er Jahren entstanden hier zahlreiche Aufnahmen, die er in Bildbänden, Kalendern, Postkarten und in großformatigen Abzügen erfolgreich vertrieb. „Erst Potsdam schulte seinen Blick für Architektur“, sagt Kuratorin Judith Granzow, die im Potsdam Museum für die Fotografische Sammlung des Hauses zuständig ist. Wie wichtig ihm die Stadt war, habe Baur immer wieder in seinen Briefen und Aufzeichnungen geäußert. Auch nachdem er in den 1950er Jahren nach Süddeutschland gezogen war, habe er weiterhin seine Potsdambilder publiziert und über die Stadt geschrieben. Die Ausstellung zeige jedoch nicht nur Baurs Potsdamer Stadtansichten, sondern gebe einen Blick auf sein Gesamtwerk, so Granzow. „Wir zeigen Baur auch als künstlerischen Fotografen, als Landschaftsfotografen, seine Architekturaufnahmen aus anderen Städten, seine Stillleben, Porträts und Objektfotografien für Werbung“, erklärt Granzow.

Unbekannte Bilder zu sehen

Auch bislang unbekannte Fotografien des Künstlers sollen zu sehen sein. 1000 Aufnahmen von Baur umfasst der Bestand des Museums, darunter auch Abzüge und Bildpostkarten. In der Schau sollen auf zwei Etagen 300 Fotografien, Mappenwerke und Kontaktabzüge ausgestellt werden. Ein Teil der gezeigten Werke stamme auch aus dem Lichtbild-Archiv Max Baur, das von Baurs Enkelin Antonia Gottwald geleitet wird und dem Bundesarchiv Koblenz, so Granzow. Der geplante Katalog für die Ausstellung werde 200 Seiten mit 114 Bildtafeln umfassen, verriet die Direktorin des Potsdam Museums, Jutta Götzmann.

Für den Katalog konnten einige namhafte Autoren wie etwa der Fotograf Rolf Sachsse gewonnen werden, so Götzmann. Besonders freue sie sich über einen Beitrag der Enkelin Baurs. Antonia Gottwald gebe einen hinreißenden, persönlichen Blick auf ihre Großeltern und ermögliche es dadurch den Menschen Baur näher kennenzulernen. Die Direktorin des Potsdam Museums betont, dass der Katalog ebenso wie die Ausstellung weit über Potsdam hinauswirken solle. Das Museum will den Katalog daher in einer größeren Auflage als üblich drucken lassen. „Der Katalog soll ein Grundlagenwerk zu Baur werden“, so Götzmann.

Rund um die Ausstellung ist zudem ein Rahmenprogramm geplant, das vor der Eröffnung noch vorgestellt werden soll. Zur Eröffnung am 13. April wird Antonia Gottwald Texte ihres Großvaters sowie des Schriftstellers Hermann Hesse lesen. Die beiden Künstler standen jahrelang in engem Briefkontakt.

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HINTERGRUND

Der deutsche Fotograf und Verleger von Bildpostkarten Max Baur wurde 1898 im schwäbischen Grünzburg geboren. Nach einer Ausbildung zum Buchhändler begann Baur in den 1920er Jahren zu fotografieren. In Wernigerode gründete er 1928 sein erstes Atelier und einen Ansichtskartenverlag.

1930 legte Baur, der sich das Fotografieren autodidaktisch beigebracht hatte, erfolgreich die Gesellen- und Meisterprüfung ab und wurde in die Gesellschaft Deutscher Lichtbildner berufen. Im Jahr 1934 zog der Künstler nach Potsdam, wo er mit einer Unterbrechung bis 1953 blieb.

Auf seinen Aufnahmen aus dieser Zeit hielt der Fotograf mit seinem ungewöhnlichen Blick die Architektur und Natur der einstigen preußischen Residenzstadt fest und prägte damit das Bild Potsdams weit über seine Grenzen hinaus. Seine Fotografien publizierte er in Bildbänden, Kalendern und Postkarten. 1953 zog Baur mit seiner Familie nach Aschau im Chiemgau, wo er bis zu seinem Tod 1988 ein Fotogeschäft besaß.

Sarah Stoffers

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