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Demonstration in Potsdam: Klimaforscher unterstützt Schüler bei Protest gegen Klimapolitik

Rund 500 Potsdamer Schüler gingen am Freitagmittag für einen besseren Klimaschutz und einen schnelleren Kohleausstieg auf die Straße. Unterstützung bekamen sie von einem bekannten Klimaforscher.

Potsdam - Eine Erdkugel mit Fieberthermometer im Mund, darunter rauchen die Schlote eines Kohlekraftwerks: Mit solchen und ähnlichen Transparenten demonstrierten hunderte Schüler am Freitag in der Potsdamer Innenstadt für mehr Klimaschutz. Zum dritten Mal gingen die Kinder und Jugendlichen unter dem Motto „Fridays for Future“ in der Landeshauptstadt auf die Straße.

„Es ist unsere Zukunft, wir tragen das Leid“, sagte etwa Pavel. Der 17-Jährige ist Elftklässler am Einstein-Gymnasium. Das Klima spiele in der Politik zwar eine Rolle, aber der Kohleausstieg dauere viel zu lang. „Wir müssen jetzt die Kraftwerke abschalten, man weiß inzwischen, dass es auch ohne gehen würde.“ Die Schule schwänzen mussten er und seine Mitschülerin Maike nicht, der Unterricht war – wie bei den meisten Teilnehmern an diesem Nachmittag – schon zu Ende. Doch selbst wenn: „Wir lernen für unsere Zukunft – aber dann müssen wir uns dafür einsetzen, dass es diese Zukunft überhaupt gibt“, sagte Maike.

Die Zahl der Teilnehmer hatte im Vergleich zur letzten Kundgebung Mitte Januar noch einmal deutlich zugelegt: Waren es damals gut 300 Teilnehmer, kamen dieses Mal nach Angaben der Polizei 500 Schüler zusammen. Laut einer Liste der Organisatoren waren diese von 24 Schulen aus Potsdam, aber auch aus Werder (Havel) und Kleinmachnow. „Grünkohl statt Braunkohle“, stand auf einem Plakat, „Wer erklärt meinen Enkeln, was Eisbären sind?“ auf einem anderen.

Erstmals versammelten sich die Schüler nicht nur zu einer Kundgebung am Landtag, sondern zogen als Demonstration zwei Stunden lang durch die Stadt. Um 14 Uhr startete der Zug am Luisenplatz, zog dann, begleitet von Sprechgesängen und eskortiert von Polizeimotorrädern über Charlotten- und Friedrich-Ebert-Straße zum Landtag und über die Breite Straße wieder zurück. Auf dem Luisenplatz gab das Jugendzentrum Freiland Kartoffelsuppe und Chai-Tee aus.

"Keine Zeit mehr zu verlieren“

Dabei bekamen sie prominente Unterstützung: Der bekannte Klimaforscher Stefan Rahmstorf vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) sprach vor den Schülern. „Es ist toll, dass ihr alle hier seid und für eure Zukunft kämpft. Lasst euch nicht entmutigen“, rief er unter Applaus. Das Klimaabkommen von Paris sei ein wichtiger Schritt, aber er komme 20 Jahre zu spät. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren“, so Rahmstorf. Auch der Rekordsommer 2018 mit 400 Waldbränden allein in Brandenburg sei ein Alarmzeichen gewesen. „Wer zu euch sagt, eure Forderungen sind unrealistisch, dem muss man sagen: Nein, es ist unrealistisch zu denken, man kann einfach so weitermachen.“

Am Freitagmittag demonstrierten hunderte Schüler gegen die aktuelle Klimapolitik.
Am Freitagmittag demonstrierten hunderte Schüler gegen die aktuelle Klimapolitik.

© Andreas Klaer

16-jährige Initiatorin

Initiiert wurde „Fridays for Future“ von der mittlerweile 16-jährigen schwedischen Schülerin Greta Thunberg. Seit vergangenen Sommer schwänzt sie jeden Freitag die Schule und demonstriert vor dem schwedischen Parlament für eine bessere Klimapolitik. Daraus wurde schnell eine internationale Bewegung, jede Woche schließen sich weitere Städte in immer mehr Ländern an. Allein in Deutschland demonstrieren mittlerweile Schüler in weit über 100 Städten.

Ihre Argumentation: Wenn die Politik nicht jetzt entschieden agiert für erneuerbare Energie und eine Reduzierung der CO2-Emissionen, dann ist der Klimawandel nicht mehr aufzuhalten. „Das betrifft uns alle, es geht um unser Leben“, sagen auch Charlotte, Luzie und Paola, drei Achtklässlerinnen vom Humboldt-Gymnasium. Sie seien Vegetarierinnen, fahren im Alltag Fahrrad und reisen möglichst oft mit der Bahn in den Urlaub, erklärten die drei.

"Einfach bescheuert"

„Ich finde das einfach bescheuert, dass mit der Kohle und dem CO2 unsere Umwelt total kaputt gemacht wird“, sagte die zehnjährige Kira, Schülerin an der Gerhard-Hauptmann-Grundschule. Sie war nicht die einzige Grundschülerin, manche sind mit ihren Eltern gekommen.

„Die Politiker kümmern sich viel zu wenig um das Klima, weil es vor allem ältere Erwachsene sind. Bis die Folgen wirklich schlimm sind, sind die alle tot“, fand etwa Mirabelle. Die 15-Jährige besucht die Waldorfschule. Lale, 14-jährige Schülerin an der Lenné-Gesamtschule, rief dazwischen: „Ich will, dass meine Kinder noch wissen, was ein Schneemann ist.“

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