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Der Heldbock-Käfer fühlt sich in den Eichen wohl.

© Andreas Klaer

Dem Naturschutz zuliebe: 280 Bäume werden in Potsdam gefällt

Weil ein geschützter Käfer mehr Licht braucht, sollen Ahornbäume und Robinien am Volkspark weichen.

Bornstedter Feld - Aus Naturschutzgründen will die kommunale Bauholding Pro Potsdam im Gebiet Am Schragen 280 Bäume fällen. Das bestätigte eine Unternehmenssprecherin jetzt auf PNN-Anfrage: „Es handelt sich vor allem um Ahorn und Robinien.“ Als Termin sei das vierte Quartal dieses Jahres vorgesehen.

Der Eichenheldbock lebt in Eichen

Der Grund, warum die Laubbäume gefällt werden, ist bemerkenswert. So sei der Schragen neben der Nedlitzer Straße als Fauna-Flora-Habitat-Gebiet ausgewiesen und gehöre laut der Sprecherin „damit zu einem Netz spezieller Schutzgebiete, die innerhalb der Europäischen Union festgelegt wurden und dem Schutz besonderer Pflanzen, Tiere und Lebensraumtypen dienen sollen“. Dort lebt in alten Stieleichen auch der in Deutschland vom Aussterben bedrohte Eichenheldbock, ein europaweit streng geschützter Käfer.

Den Eichen solle nun zu mehr Licht verholfen werden, „da der Käfer sonnenexponierte Bäume benötigt“, erklärte die Sprecherin. Auch andere seltene Arten wie der große Goldkäfer, der Eremit sowie Vögel und Fledermäuse sollen profitieren. Das habe auch das Landwirtschaftsministerium Brandenburg schon 2011 in einem Erlass zur Bewirtschaftung von gemeinschaftlich bedeutsamen Gebieten gefordert.

Fällung ohne größere Technik

Die gesamte Maßnahme werde laut einer Sprecherin von einem Sachverständigen begleitet, bei der Unteren Naturschutzbehörde im Rathaus sei eine Genehmigung beantragt – in diesem den PNN vorliegenden Papier heißt es, man wolle auch keine größere Technik vor Ort einsetzen und auch Ast- und Stammhölzer im Gebiet belassen. Auch eine Förderung durch die Stiftung Naturschutzfond Brandenburg sei zugesagt worden. 
Kritik an der Maßnahme gibt es dennoch schon: Der Stadtverordnete Andreas Menzel von den Freien Wählern teilte mit, angesichts des ausgerufenen Klimanotstands in Potsdam würden solche Maßnahmen dem Schutz des Klimas diametral entgegenlaufen. „So wird Grünvolumen vernichtet“, so Menzel.

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