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Matthias Platzeck (rechts) bei der Grundsteinlegung für die Garnisonkirche mit dem damaligen Landesbischof Wolfgang Huber am 14. April 2005.

© Michael Hanschke dpa

Debatte um Wiederaufbau der Garnisonkirche: Turm ja, Schiff nein

Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck begrüßt den Vorschlag, die Garnisonkirche nicht komplett historisch wieder aufzubauen. Das sagte er bei einem umstrittenen Benefizkonzert in der Russischen Botschaft.

Berlin/Potsdam - Der Kompromissvorschlag von Landesbischof Markus Dröge zum nicht komplett originalgetreuen Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonkirche findet immer mehr Befürworter. Nun äußerte sich der frühere brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) positiv. Er könne „diesen Gedanken gut mittragen“, sagte Platzeck am Dienstagabend bei einem Benefizkonzert zum Wiederaufbau der Garnisonkirche in der Russischen Botschaft in Berlin.

Dröge hatte vorgeschlagen, nach dem Wiederaufbau des Turms auf eine detailgetreue Nachbildung des Kirchenschiffs nach historischem Vorbild zu verzichten. Stattdessen solle auch architektonisch deutlich gemacht werden, dass etwas Neues entsteht. Das Projekt ist wie berichtet unter anderem wegen der Geschichte der Kirche umstritten. Am „Tag von Potsdam“ am 21. März 1933 nutzten die Nazis die Kirche zur Inszenierung der Eröffnung des neu gewählten Reichstags.

Mehr als 14000 Unterschriften gegen den Wiederaufbau

Bei einem Bürgerbegehren gegen den Wiederaufbau hatten mehr als 14000 Potsdamer unterschrieben. Allerdings wurde auch eine weltweite Unterschriftensammlung für den Wiederaufbau inzwischen von mehr als 15000 Menschen unterzeichnet. Seit den 1990er Jahren bemühen sich verschiedene Akteure um den Wiederaufbau. 2005 wurde der Grundstein gelegt.

Die Initiatoren wollen zunächst den Kirchturm wieder aufbauen, allerdings fehlen dafür noch rund 20 Millionen Euro. Über das Kirchenschiff gibt es noch keine Entscheidung. Bischof Dröge, hatte kürzlich als Kompromiss vorgeschlagen, dass schon durch die architektonische Gestaltung des Projekts sichtbar werden sollte, dass nicht einfach das Alte wiederhergestellt wird. Das Gesamtkonzept müsse auch den Bruch mit der Tradition zum Ausdruck bringen.

Protest gegen Benefizkonzert in der Russischen Botschaft

Platzeck betonte am Dienstag, er habe Dröges Kompromissvorschlag „mit großem Interesse zur Kenntnis genommen“ und könnte ihn mittragen. Zugleich verteidigte Platzeck die Benefizveranstaltung in den Räumen der Russischen Botschaft und betonte: „Ohne Dialog kann man Verbindendes nicht finden und Trennendes nicht deutlich machen.“ Vor dem Eingang der Botschaft hatten Aktivisten der „Bürgerinitiative für ein Potsdam ohne Garnisonkirche“ Flyer unter der Überschrift „Keinen Rubel für Hitlers Lieblingskirche“ verteilt.

Der russische Botschafter in Deutschland, Wladimir M. Grinin, sagte, die Garnisonkirche sei auch eng mit der Geschichte Russlands und dem Schicksal Europas verbunden. Hier hätten der russische Zar Alexander I. und der preußische König Friedrich Wilhelm III. geschworen, den Eroberungszug Napoleons zu stoppen. Dies habe 1813 in der Völkerschlacht bei Leipzig gemündet. epd/PNN

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