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Kostbarkeit. Ab 1847 wurde die Villa Tummeley errichtet. Es ist viel Originalsubstanz erhalten, allerdings sieht man auch die Eingriffe – zum Beispiel die Treppe, die zu DDR-Zeiten links oben durchgebrochen wurde. Am Donnerstag wurde der Baustart der Sanierung offiziell gefeiert.

©  Andreas Klaer

Debatte um Uferwege in Potsdam: Irritationen am Tiefen See

Der Baustart für einen Uferweg an der Villa Tummeley ist weiterhin ungewiss. Die Stadtverordneten fordern eine schnelle Umsetzung. Doch der Investor sieht das anders.

Potsdam - Potsdam muss wohl bis auf unbestimmte Zeit auf eine Verlängerung des Uferwegs am Tiefen See warten. Eine Verlängerung von der Schiffbauergasse über das Grundstück der denkmalgeschützten Villa Tummeley wird es vorerst nicht geben. Wie Jan Holstein, Geschäftsführer des Eigentümers Sanus AG, den PNN am Rande der Feier des ersten Spatenstichs für die Sanierung der Villa am Donnerstagnachmittag sagte, gebe es dafür keinen Termin.

„Wir halten uns an den städtebaulichen Vertrag“, sagte Holstein. Den hatte die Stadt vor vielen Jahren mit dem damaligen Eigentümer Volkswagen geschlossen – er gilt weiterhin. Allerdings besagt der Vertrag laut Holstein, dass Sanus den öffentlichen Uferweg auf eigene Kosten realisiert – allerdings erst, wenn die Stadt auch auf die angrenzenden Grundstücke bis zum Aldi zugreifen kann.

Vorkaufsrechte nur bei Eigentümerwechsel

Wann es soweit ist, steht allerdings in den Sternen. Denn beispielsweise kann die Stadt Vorkaufsrechte nur wahrnehmen, wenn Eigentümerwechsel anstehen. Da es sich um viele kleine Einzelgrundstücke mit unterschiedlichen Eigentümern handelt, ist das eine Aufgabe mit ungewisser Dauer.

Bei den Stadtverordneten dürfte diese Entwicklung auf wenig Begeisterung stoßen. Am Mittwoch hatten sie auf Antrag der Linken beschlossen, in Sachen Uferweg an der Villa Tummeley Tempo zu machen. „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um den öffentlichen Uferweg auf dem Grundstück der Villa Tummeley zu sichern, zeitnah zu gestalten und zügig weiterzuführen“, so der Beschluss.

In der Begründung bezog sich die Linke auf Zeitungsmeldungen, wonach die Stadt die Umsetzung des Teilstücks aussetzen wolle. Tatsächlich hatte die Märkische Allgemeine am 6. August berichtet, die Stadt verzichte an dieser Stelle auf den Uferweg. Sie wolle den Weg dort erst öffnen lassen, wenn auch die dahinter anschließenden Grundstücke bis zum Aldi für Passanten freigegeben sind.

Geschützt. Mit dem Denkmalschutz ist vereinbart, was erhalten wird.
Geschützt. Mit dem Denkmalschutz ist vereinbart, was erhalten wird.

© A. Klaer

Daraufhin forderten Oberbürgermeisterkandidaten von Linke, SPD, den Grünen von Die Andere eine rasche Umsetzung des Uferwegs. Götz Friederich, der für die CDU ins Rennen geht, plädierte hingegen dafür, zunächst einen Masterplan zu machen, wie es mit dem Uferweg weiter gehen soll. Schließlich brachte die Linke ihren Antrag ein. „Nach den negativen Erfahrungen der Vergangenheit sollten alle Risiken vermieden und alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, um den Uferweg zu sichern und zügig auszubauen“, heißt es darin. Er wurde mit großer Mehrheit angenommen.

Die Mühe hätten sich die Stadtverordneten wohl sparen können. Den Wortlaut des städtebaulichen Vertrages konnte die Stadtverwaltung am Donnerstag nicht mehr aufklären. Allerdings hieß es, am Standpunkt der Stadt habe sich nichts geändert: Der Uferweg sei gesichert, umgesetzt werde er aber erst, wenn auch auf den angrenzenden Grundstücken ein Uferweg möglich sei. Von Verzicht sei keine Rede, so Stadtsprecherin Christine Homann.

Die Bauarbeiten auf dem Areal am Tiefen See gehen unterdessen voran. Die Villa sei im Inneren auf das Niveau zurückgebaut, das unter Gesichtspunkten des Denkmalschutzes zu erhalten sei, so Projektleiter Tim Kley. „Wir liegen im Zeitplan.“ Allerdings sei das Gebäude durch den langen Leerstand in sehr schlechtem Zustand. Im Obergeschoss sind Wasserschäden deutlich zu erkennen. Im Dachgeschoss gebe es Schwamm, so Kley.

Ende 2019 soll die Sanierung abgeschlossen sein. Für einen Neubau unmittelbar neben der Villa ist bereits die Bodenplatte gegossen. Die insgesamt 38 Wohnungen sollen Anfang oder Mitte 2020 bezugsfertig sein. Auch die ebenfalls denkmalgeschützte Parkanlage soll wiederhergestellt werden, sobald die Arbeiten an den Gebäuden beendet sind. Eine Investitionssumme wollten die Sanus-Vertreter auf Nachfrage nicht nennen. Klar ist, dass besonders die Sanierung der Villa kostspielig sein wird. „Das ist ein Liebhaberprojekt“, sagte Holstein. Man hoffe auf eine schwarze Null. Die Wohnungen in der Villa und dem Neubau werden bereits vermarktet. Fast 13 200 Euro pro Quadratmeter werden wie berichtet für die teuerste Wohnung fällig.

Seeblick. Neben der Villa entsteht ein Neubau mit luxuriösen Eigentumswohnungen.
Seeblick. Neben der Villa entsteht ein Neubau mit luxuriösen Eigentumswohnungen.

© A. Klaer

Gebaut wurde die Villa zwischen 1847 und 1848 vom Architekten Moritz Gottgetreu im Auftrag des Potsdamer Kaufmanns und Zuckersiedereibesitzers Eduard Tummeley im sogenannten Tudorstil. Zu DDR-Zeiten war die Villa Tummeley Sitz der Energieversorgung, nach der Wende gehörte sie dem Energiekonzern Eon.Edis, der das Grundstück wiederum im Jahr 2006 an VW verkaufte. Doch die Pläne des Automobilkonzerns für eine Tagungsstätte in unmittelbarer Nähe zum VW-Designcenter wurden nicht umgesetzt. In der Folge scheiterten mehrere private Eigentümer an der Sanierung.

Streit um Uferwege gibt es bekanntlich auch anderswo: Die Mediation zum gesperrten Uferweg am Potsdamer Griebnitzsee war im Juni gescheitert. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) soll nun über die mehr als 20 Klagen von Sperrern gegen den Bebauungsplan zur „Uferzone Griebnitzsee“ entscheiden. Laut Angaben des Gerichts ist in diesem Jahr nicht mehr mit einem Verhandlungstermin zu rechnen. (mit HK)

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