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Debatte um Potsdams Mäzen: Jakobs: „Keine Signale“ für Plattner-Rückzug

Oberbürgermeister Jann Jakobs sieht den Campus am Jungfernsee auf einem gutem Weg, die Nachricht von Plattners möglichem Rückzug sieht er gelassen. Stadtpolitiker reagieren allerdings mit Besorgnis.

Von
  • Katharina Wiechers
  • Peer Straube

Die Nachricht vom möglichen Teilrückzug Hasso Plattners aus Potsdam ist im Rathaus mit Gelassenheit aufgenommen worden. Von Verkaufsabsichten, etwa den Campus am Jungfernsee betreffend, wisse er nichts, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwoch den PNN. Die Stadt sei derzeit dabei, das Areal an der Nedlitzer Straße zu erschließen und die nötige Infrastruktur zu schaffen. Er sei sicher, so Jakobs, dass dort jetzt auch gebaut werde.

Wie berichtet erwägt der Mitbegründer des Softwarekonzerns SAP und Mäzen nach PNN-Informationen einen teilweisen Verkauf seiner Potsdamer Liegenschaften wie den Campus am Jungfernsee und Grundstücke in Golm. Für Ersteren soll es bereits konkrete Verhandlungen mit dem internationalen Immobilienunternehmen Regency Group geben. Der Plattner-Campus am Jungfernsee ist mit geschätzten Investitionskosten von rund einer halben Milliarde Euro das derzeit größte Projekt des Mäzens in Potsdam. Allein die geplanten bis zu 90 Villen und 60 Eigentumswohnungen sollen rund 350 Millionen Euro kosten. Kurz vor der Fertigstellung steht ein SAP-Forschungszentrum für 14,3 Millionen Euro.

Sollte Plattner sein wirtschaftliches Engagement in Potsdam tatsächlich zurückfahren, „wäre das außerordentlich bedauerlich“, sagte Jakobs. Dafür habe er aber keine Signale. Dennoch wolle er das Gespräch mit Plattner suchen, um etwaige Beweggründe in Erfahrung zu bringen.

Potsdams Stadtpolitik reagierte am Mittwoch besorgt auf einen möglichen Teilrückzug des Mäzens aus der Landeshauptstadt. „Das wäre ein großer Imageschaden für die Stadt, vor allem weil man weiß, warum er das erwägt – nämlich wegen der Querelen um die Kunsthalle im vergangenen Jahr“, sagte SPD-Fraktionschef Mike Schubert. Wie berichtet hatte Plattner anstelle des Hotel Mercure eine Kunsthalle errichten wollen, hatte das Projekt nach zum Teil unqualifizierter Kritik jedoch fallengelassen und angekündigt, die Halle stattdessen auf dem Jungfernsee-Campus zu bauen. Inzwischen verhandelt Plattner allerdings mit dem Berliner Unternehmer Abris Lelbach, der Plattners Sammlung von ostdeutscher Kunst im wiederaufgebauten Palast Barberini unterbringen will. Nicht nur bei der Kunsthalle, auch bei der Landtagsfassade oder sogar bei den Institutsansiedlungen habe Plattner erdulden müssen, dass manche Leute fragten, warum er dieses und jenes tue, sagte Schubert. „Das ist auf Dauer sicher nicht angenehm.“ Plattner habe im positiven Sinne eines Mäzenatentums viel für die Stadt getan.

Die Potsdamer CDU-Vorsitzende Katherina Reiche sagte, ein Rückzug Plattners wäre ein herber Verlust für Potsdam. „Vor allem das Thema IT ist nach wie vor ein Wachstumstreiber und Potsdam hat die Chance, hier ganz vorne mitzuspielen.“ Reiche machte vor allem die Linke für Plattners Rückzugsgedanken verantwortlich. Diese habe durch „permanente Nörgelei und Hintertreiben seiner Projekte“ gezeigt, dass er in der Stadt nicht willkommen sei. Wichtig sei deshalb nun eine Kultur der Einladung statt einer Kultur des Neides. „Deshalb möchte ich erneut vorschlagen, Hasso Plattner die Ehrenbürgerwürde zu verleihen“, so Reiche.

Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg wollte sich den Schwarzen Peter hingegen nicht zuschieben lassen. Die Fixierung auf das Hotel Mercure als einzig tauglichen Standort für die Kunsthalle sei schlicht nicht tragfähig gewesen, sagte er. Zudem sehe er keine Anzeichen für einen Rückzug Plattners. „Schließlich wird an den Grauen Kasernen derzeit gebaut und Weiteres ist in Planung.“

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