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Turbulent: Befürworter und Gegner des Garnisonkirchen-Aufbaus trafen beim Bürgerdialog aufeinander.

© A. Klaer

Debatte um die Garnisonkirche: Bürgerdialog vor dem Aus

Die Gespräche sind gescheitert, das erklären Befürworter und Gegner der Garnisonkirche. Die Stadt Potsdam will allerdings nicht aufgeben.

Potsdam - Rückschlag für den Bürgerdialog zur Garnisonkirche: Nach einem Treffen am Montagabend haben Befürworter und Gegner des Projekts das Scheitern der Gespräche erklärt. Die Stadtverwaltung hofft noch auf ein Umdenken.

Für die Gegner erklärte Carsten Linke vom Verein zur Förderung antimilitaristischer Traditionen in Potsdam, die Befürworter hätten immer noch bezweifelt, ob eine unverbindliche Bürgerbefragung zu dem Projekt notwendig sei. Doch die von Gegnern und Befürwortern gemeinsam geplanten Veranstaltungen zum Pro und Contra des Projekts machten nur Sinn, wenn die daraus gewonnenen Erkenntnisse den Potsdamern zur Befragung vorgelegt werden. Von einem „Scheitern“ der Gespräche sprach wie Linke auch Barbara Kuster von der Pro-Wiederaufbau-Initiative „Mitteschön“. Sie sagte den PNN, die Gegner hätten auf einer Bürgerbefragung vor Beginn des Turmbaus bestanden – für den aber eine Baugenehmigung bestehe. Zu diesem Punkt soll der Chef der Fördergesellschaft für den Wiederaufbau, Matthias Dombert, das Beispiel eines Bauherrn für ein Flüchtlingsheim angeführt haben – auch dieser würde sich mit bestehender Baugenehmigung keine von Gegnern initiierten Befragung stellen.

Intensiver Diskurs zur Garnisonkirche

Die Stadt will allerdings nicht aufgeben. Sprecher Stefan Schulz sagte, die Stadt wolle noch einmal versuchen, mit Linke und Dombert alle Möglichkeiten zum Fortgang des Dialogs auszuloten. Zudem habe das Verfahren bereits Erfolge gebracht, so Schulz: „Alle Akteure sind intensiv in einen Diskurs eingetreten, der zur Idee gemeinsamer Veranstaltungen führte. Und es ist gelungen, eine von gegenseitigem Respekt getragene Diskussion zu führen.“ Beide Seiten kündigten am Dienstag auch noch eine gemeinsam gestaltete Veranstaltung an: Mit ihr sollen rechtliche Fragen zum Grundstück der Garnisonkirche und zum benachbarten Rechenzentrum diskutiert werden. Ebenso werde es um den aktuellen Spendenstand für das Bauprojekt gehen, sagte Linke.

Rund 80 Gegner und Befürworter trafen sich am Dienstagabend auch in der Französischen Kirche am Bassinplatz – dort fand eine Veranstaltung der Initiative „Christen brauchen keine Garnisonkirche“ statt. Vor Ort demonstrierten auch rund 50 Befürworter mit Schildern wie „Christen wollen die Garnisonkirche“. Den Diskussionsabend eröffnete Matthias Engelke, Vorsitzender des Internationalen Versöhnungsbundes in Deutschland – einer seit 1914 tätigen christlichen Friedensorganisation. Er ging auf das Vorhaben ein, in dem Kirchturm ein Versöhnungszentrum einzurichten. „Versöhnung kann kein Gebäude leisten, nur Menschen.“ Ebenso sprach er von der „kriegstreiberischen Wirkung“ der einstigen Militärkirche. Die dort vorgesehene Bildungsarbeit sei genauso gut an anderen Orten möglich, so Engelke. Die Pfarrerin in der Nagelkreuzkapelle der Garnisonkirche, Cornelia Radeke-Engst, warf Engelke in einer ersten Erwiderung „viele Unterstellungen“ vor. In zwei Wochen soll es in der Französischen Kirche um die Sicht der Befürworter des Wiederaufbaus gehen. 

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