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Alle Abrisspläne umsonst? Angeblich hat der neue Mercure-Eigentümer, die französische Holding FDM Management, langfristige Pläne mit dem Hotel.

© A. Klaer

Debatte um das Mercure-Hotel in Potsdam: Erhalt, Abriss, Erhalt

Es gibt – wieder einmal – Aufregung um das Hotel Mercure. Kauf und Abriss? Das Thema sei durch, meint die Pro Potsdam, nachdem ihr Angebot scheiterte. Oberbürgermeister Jakobs sieht das anders.

Potsdam - Bert Nicke war vorgeprescht. Das Thema sei „de facto durch“, hatte der Chef der Pro Potsdam, der machtvollen städtischen Bauholding, zu Protokoll gegeben. Dabei handelte es sich allerdings nicht einfach um ein „Thema“ – sondern um das politisch heiße Eisen Hotel Mercure. Schnell brach am Samstag bei den Gegnern des geplanten Abrisses des 17-geschossigen DDR-Plattenbaus Jubel aus. Einige wähnten sich wohl schon als Gewinner in dem seit Jahren währenden Konflikt.

Doch so schnell, wie Nicke da den Mercure-Abriss begraben wollte, ging es dann doch nicht. Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD), wenige Stunden später zum Vorstoß von Nicke befragt, sah die Sache dann doch anders. Er sagte den PNN, die Stadt müsse ins Gespräch mit dem neuen Eigentümer des Hotels gehen, der französischen Holding FDM Management. Dann werde man wissen, ob sie bereit sei, das Potsdamer Haus aus dem erworbenen Paket von mehreren ehemaligen DDR-Interhotels herauszulösen. Jakobs will zudem den Zeitplan für das Finanzkonzept zum Mercure-Erwerb strecken. Nach bisheriger Beschlusslage der Stadtverordneten sollte es innerhalb von vier Monaten vorliegen. Nun sollten die Stadtverordneten bewerten, ob sie dafür mehr Zeit einräumen.

Einen Zwist über die Mercure-Zukunft wollen Jakobs und Nicke in ihren unterschiedlichen Äußerungen nicht sehen – das jedenfalls betonten ihre Sprecher am Sonntag mehrfach.

Dennoch, Nickes Aussagen zum Mercure sind eindeutig: Er sehe derzeit keine Chance, den Hotelbau zu erwerben, um ihn dann wie geplant längerfristig abzureißen. Hintergrund sei die jüngst erfolgte Veräußerung des Mercure vom US-Investmentfonds Starwood Capitals an die Holding FDM Management. Die Franzosen verfolgten eine andere Strategie als Starwood, so Nicke. Sie wollten ihre Immobilien länger halten.

Mit Starwood Capitals war die Pro Potsdam nach Angaben von Nicke bereits über einen Ankauf des Hotels im Gespräch. Im April und Mai habe es Kontakte unter anderem nach München und London gegeben. Das Ziel: Das Potsdamer Haus aus dem Verkaufspaket herauszulösen. Das Kaufangebot der Stadt, über dessen Höhe er Stillschweigen bewahren müssen, sei jedoch abgelehnt worden, so Nicke. Die Pro Potsdam hatte jedoch schon ein Szenario entwickelt: Da das Land eine Förderung des Vorhabens abgelehnt hatte und laut Stadtverordnetenbeschluss auch kein Geld aus dem städtischen Haushalt zur Verfügung stehe, hätte die Pro Potsdam das Hotel für eine Restlaufzeit von sechs bis 20 Jahren selbst betrieben und zudem Ersatzflächen für das Haus aktiviert – und damit Geld eingenommen. „Da gab es Varianten, die realisierbar gewesen wären“, so Nicke. Doch das sei nun Makulatur.

Jakobs wiederum bestätigte, dass Potsdam im Zuge der Verhandlungen angeboten worden sei, ein Interhotel-Portfolio mit neun früheren DDR-Hotels zu kaufen. Das habe man abgelehnt. Verkauft wurden die Hotels für schätzungsweise rund 500 Millionen Euro.

Nicke bezeichnete auch den jüngsten Beschluss der Stadtverordneten, mit dem die Sanierungsziele für die Mitte für einen Abriss des Mercure vorbehaltlich eines Finanzierungskonzeptes geändert werden, als hinfällig. Oberbürgermeister Jakobs widersprach. Für ihn zähle zunächst der Zeitrahmen für die Finanzierung. Nur wenn eine Mehrheit der Stadtverordneten eine Verlängerung ablehne, wäre das für Jakobs der Abschied von der Idee eines Kaufs des Mercure-Hotels und von den Sanierungszielen für einen erweiterten Lustgarten.

SPD-Fraktionschef Mike Schubert teilte auf Anfrage mit, die SPD werde sich gemeinsam mit dem Oberbürgermeister beraten: „Wir werden jetzt eine politische Neubewertung der Situation in der SPD besprechen.“ CDU/ANW-Fraktionschef Matthias Finken wurde deutlicher: Man habe eine klare Zielsetzung, wo man hinwolle. Jetzt müsse der Zeitrahmen überprüft werden. Ansonsten könne die Stadt nur die gleichen Schritte wiederholen, die sie schon unternommen habe – also in Gespräche mit den Mercure-Eigentümern gehen. Linken-Kreischef Sascha Krämer kritisierte Jakobs’ Haltung. „Statt krampfhaft zu versuchen, das Mercure mit öffentlichen Mitteln zu kaufen, um es abzureißen, sollte Herr Jakobs mit der Stadtgesellschaft und dem Eigentümer überlegen, wie man dieses Gebäude in eine lebendige, moderne und nicht geschichtsvergessene Stadt integrieren kann.“

Die Frage, ob die Pro Potsdam angesichts des Zuspruchs für das laufende Bürgerbegehren, das sich unter anderem gegen den Kauf und Abriss des Hotel Mercure wendet, auf diese Weise einen Ausstieg aus ihren Plänen gesucht hätten, beantwortete Geschäftsführer Nicke so: Es sei „ein glücklicher zeitlicher Zusammenhang“. Und ergänzt: Es wäre parallel zu dem Begehren sicher schwierig gewesen, das Konzept des Hotelkaufs zu vermitteln. Doch auch für ihn sei klar: Der Mercure-Abriss sei nicht für immer vom Tisch. „Es heißt nicht, dass die Chance für immer und ewig verpasst ist“, so Nicke. Man werde mit dem neuen Eigentümer reden. Doch das Hotel werde nicht billiger.

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