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Mosaizistin Svenja Teichert am Rechenzentrum.

© Andreas Klaer

DDR-Mosaik am Rechenzentrum: Die Mosaizistin bezwingt den Verfall

Die Kunsthandwerkerin Svenja Teichert hat mit der Sicherung des DDR-Mosaiks am Rechenzentrum in Potsdam begonnen. Ob "Der Mensch bezwingt den Kosmos" an seinem Standort bleibt, ist aber weiterhin offen.

Von Florian Kistler

Potsdam - Die Sicherungsmaßnahmen am DDR-Mosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ am Rechenzentrum haben begonnen. Vier des insgesamt 18 Platten umfassenden Kunstwerks weisen Risse und kleinere Abplatzungen auf, die nun von der Berliner Firma Cosmomusivo mit sogenanntem Japanpapier und Glasfasernetzen geklebt werden. Sie ist spezialisiert auf Mosaike.

„Es handelt sich dabei um keine Restaurierung, sondern eine Sicherung“, erklärt Svenja Teichert von Cosmomusivo. Sie hat in Italien den seltenen Kunsthandwerksberuf Mosaizist – Gestalter von Mosaiken – gelernt. „Es gab ein Gutachten und mehrere Untersuchungen. Daraufhin wurde festgelegt, wie das Mosaik zu sichern ist“, so Teichert. „Die Risse halten mit den nun getroffenen Maßnahmen besser zusammen.“ Gleichzeitig könne man durch kleine Aussparungen, die nicht geklebt wurden, gut erkennen, ob sich die Schäden veränderten.

Sicherungsmaßnahmen am DDR-Mosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" von Fritz Eisel.
Sicherungsmaßnahmen am DDR-Mosaik "Der Mensch bezwingt den Kosmos" von Fritz Eisel.

© Andreas Klaer

Sigrun Rabbe, Geschäftsführerin des Sanierungsträgers Potsdam, sagt, dass es sich bei der Sicherung um ein „sensibles und feingliedriges“ Verfahren handele. „Das sind kleine Maßnahmen, die aber große Wirkung entfalten und damit Folgeschäden vermeiden.“ Gemeint sind unter anderem Frostschäden durch gefrierendes Wasser in den Rissen.

Sichtbarkeit erhalten

Es sei wichtig gewesen, dass die Sichtbarkeit des seit 1991 denkmalgeschützten Kunstwerks erhalten bleibe. Denn ursprünglich war auch eine Abdeckung mit Holzplatten als Sicherungsmaßnahme im Gespräch. Diese Überlegungen wurden aber schließlich abgelehnt. Für die nun gestarteten Maßnahmen gebe es eine denkmalrechtliche Erlaubnis. Die Arbeiten sollen, so Rabbe, etwa zwei Wochen dauern. Die Kosten: rund 5000 Euro, die aus der Städtebauförderung finanziert werden. Auf die Schäden sei man aufmerksam geworden, nachdem eine Studentin eine Masterarbeit über das von Fritz Eisel 1972 erschaffene Kunstwerk schrieb und dabei auf Beschädigungen verwies.

Das Mosaik zieht sich an der Fassade des Rechenzentrums entlang.
Das Mosaik zieht sich an der Fassade des Rechenzentrums entlang.

© Andreas Klaer

Wie es für das Kunstwerk weitergeht, ist derzeit ungewiss. Ob das DDR-Mosaik an seinem Standort erhalten bleibt, hängt letztlich von der Zukunft des Rechenzentrums ab. Die Wüstenrot-Stiftung will die Kosten für die Sanierung des Kunstwerks übernehmen. Bedingung ist aber, dass das Rechenzentrum 20 Jahre bestehen bleibt und das Mosaik öffentlich zugänglich ist. Das Rechenzentrum, welches derzeit als Kreativquartier genutzt wird, steht aber teilweise einem Wiederaufbau des Kirchenschiffs der Garnisonkirche im Weg.

"Konzeptionell einbinden"

Rabbe macht deutlich, dass grundsätzlich ein Denkmal am historischen Ort zu erhalten sei. „Wenn man sich die Dimensionen der Platten ansieht, dann ist das ein Denkmal, das man nicht so einfach an einen anderen Ort bringen kann.“ Man müsse das Mosaik, wenn es an eine andere Stelle wandert, „sinnvoll konzeptionell“ einbinden. Einer „übergeordneten Entscheidung“ und Debatte wolle Rabbe aber nicht vorgreifen.

Deutlicher wurde da Brandenburgs Landeskonservator Thomas Drachenberg vor knapp zwei Wochen. Er sagte, dass ein Aufbau des Mosaiks an einer anderen Stelle eine „denkmalpflegerische Katastrophe“ sei.

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