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DDR-Moderne Potsdam: Asbest im Minsk: Stadtwerke warnen vor Mehrkosten bei Erhalt

In einem Brief an Oberbürgermeister Jann Jakobs und die Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung warnt Stadtwerkechef Horst Müller-Zinsius vor den Kosten einer möglichen Rettung des früheren DDR-Restaurants.

Potsdam - In der heftig geführten Debatte um den Erhalt des ehemaligen Terrassenrestaurants Minsk am Brauhausberg hat Stadtwerkechef Horst Müller-Zinsius nun einen neuen Trumpf aus dem Ärmel gezogen: In großen Teilen der Fassade des maroden Gebäudes seien Asbestplatten verbaut worden – was eine Sanierung teurer machen würde. Müller-Zinsius favorisiert den Verkauf der Stadtwerke-Grundstücke am Brauhausberg an einen bislang unbekannten Investor, der das Minsk abreißen will. Mit dem Erlös wollen die Stadtwerke unter anderem das 41 Millionen Euro teure Schwimmbad blu finanzieren. 

Den Befund über die Asbestbelastung des Gebäudes teilte Müller-Zinsius Potsdams Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und den Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung in einem Brief mit, der den PNN vorliegt. Demnach sei bei einer Untersuchung im Obergeschoss des Minsk an der Innenseite der Fassade eine Verkleidung aus Asbest gefunden worden. Die Platten seien rund um das Gebäude geschossübergreifend verwendet worden, bis über die Decke des Dachgeschosses, vermutlich zum Brandschutz.

Asbest im Minsk: "Nennenswerter Zeit- und Geldaufwand"

Im Falle des Erhalts des Minsk, heißt es in dem Brief, müsse „mit der Demontage von 40 Fassadenplatten, der Entfernung und Entsorgung der Asbestbeplankung und – abhängig vom Zustand der demontierten Beton-Fassadenelemente – mit der Montage von neu angefertigten Fassadenelementen gerechnet werden“. Die Kosten könnten derzeit noch nicht abgeschätzt werden, da sie von verschiedenen Faktoren wie der genauen Befestigung abhingen. Es handle sich aber um einen „jedenfalls nennenswerten Zeit- und Geldaufwand“.

Asbest wurde lange Zeit unter anderem wegen seiner hohen Hitzebeständigkeit in großem Stil in der Bauwirtschaft eingesetzt. Seit 1993 ist der Stoff verboten, da er krebserregend ist. Der Brief der Stadtwerke führt aus, dass es sich im Minsk um „festgebundenen Asbest“ handle, weshalb keine grundsätzliche Sanierungspflicht bestehe. Von unbeschädigten Platten gehe auch keine Gefährdung aus. Allerdings seien die Platten in einigen Teilbereichen bereits beschädigt.

DDR-Moderne in Potsdam: Endgültige Entscheidung zum Minsk im Juni erwartet

Der Brief mit den Informationen zu verbauten Schadstoffen ist das neueste Argument in einer seit Wochen währenden, emotional geführten Debatte um Erhalt oder Abriss des DDR-Gebäudes am Brauhausberg. Im Bauausschuss hatten zuletzt die Abrissbefürworter eine knappe Mehrheit. Nun muss noch der Hauptausschuss sein Votum abgeben und im Juni die Stadtverordneten abschließend entscheiden. Die Stadtwerke wollen Bauland auf dem Brauhausberg meistbietend verkaufen.

Wie berichtet hat ein Investor 27 Millionen Euro für das Grundstück geboten, will aber das Minsk abreißen. Grüne und Linke wollen das Vergabeverfahren neu aufrollen, um das ehemalige Terrassenrestaurant zu retten. Auch zahlreiche Architekturexperten hatten sich für den Erhalt des DDR-Baus stark gemacht. Eine endgültige Entscheidung über den Verkauf der Brauhausberg-Grundstücke wollen die Stadtverordneten im Juni treffen. 

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