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(Symbolbild).

© dpa

Dauerkritik im Potsdamer Bildungsausschuss: Große Sportplatz-Not und Tablets ohne Speicher

Der Bildungsausschuss der Potsdamer Stadtverordneten kritisiert Dauermisere um Sportflächen und kündigt einen Runden Tisch gegen Probleme bei der Schul-Digitalisierung an.

Potsdam - Frust wegen der Absage für den Bau neuer Sportplätze, Ärger über zu langsame Digitalisierung an Schulen – gleich viereinhalb Stunden tagte der Bildungsausschuss der Stadtverordneten am Dienstagabend zu akuten Problemen im Schul- und Breitensportbereich. Einige gute Nachrichten gab es dabei allerdings auch. Die PNN geben einen Überblick.

Verärgerung über Sportplatz-Absage

Die überraschende Absage für den Bau zweier wettkampffähiger Sportplätze im Forst- und Landschaftsschutzgebiet am künftigen Schulcampus Waldstadt sorgte im Ausschuss für Unverständnis. Das sei „vorauseilender Gehorsam der Stadtverwaltung“ nach Klagedrohungen des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie von einer Anwohnerinitiative, kritisierte der Stadtverordnete und Landtagsabgeordnete Daniel Keller (SPD), der den umstrittenen Beschluss für die Sportplätze 2019 mit ermöglicht hatte. Ohne Rücksprache mit den Stadtverordneten habe das Rathaus sich nun dagegen entschieden, so Keller: Das sei „wenig akzeptabel“.

Der SPD-Politiker Daniel Keller sitzt im Landtag und in der Stadtverordnetenversammlung
Der SPD-Politiker Daniel Keller sitzt im Landtag und in der Stadtverordnetenversammlung

© Varvara Smirnova

Auch gegen eine andere Alternativfläche für Sportplätze – an der Kulturdeponie nahe der Waldstadt – habe sich inzwischen eine Anwohnerinitiative gebildet, hieß es im Ausschuss. Gehe das so weiter, werde Potsdam nur noch Sportflächen außerhalb der Stadt entwickeln können, ärgerte sich Clemens Viehrig (CDU) – dabei wolle man doch gerade für junge Sportler eine Stadt der kurzen Wege sein. „Sehr bedauerlich“ sei das Ganze, befand auch der Ausschussvorsitzende Stefan Wollenberg (Linke) – wenngleich er das Argument der Verwaltung verstehen könne, für den Schulneubau vor Ort Risiken durch klagebedingte Verzögerungen vermeiden zu wollen.

Diese Position hatte im Ausschuss der zuständige Bau-Geschäftsstellenleiter Harald Kümmel dargestellt. Am 5. Mai hatte die Verwaltung den Rückzieher in einer Pressemitteilung bekannt gemacht. Die Stadt wolle die Termine für den geplanten Schulstandort nicht durch langwierige Gerichtsprozesse gefährden, hieß es. Nach den neuen Planungen, die das Rathaus den Stadtverordneten noch zum Beschluss vorlegen will, muss aber auch ein Hektar Wald für die gleichwohl noch nötigen Sport- und Außenanlagen gerodet werden. Daher könne sich die Verwaltung doch gar nicht sicher sein, ob dies nicht auch anfechtbar wäre, schimpfte SPD-Mann Keller.

Kümmel wiederum sagte, ein Problem sei auch gewesen, dass man die Prüfung von alternativen Flächen nur unzureichend habe belegen können. Für künftige Überlegungen brauche es einen genauen Überblick, wo noch Platz für Sport sei – und wo nicht.

Frustriert zeigte sich Stadtsportbund-Chefin Anne Pichler: Mehrere Standorte für Sportplätze, etwa am Lerchensteig oder im Volkspark, seien an Anwohnern gescheitert. Mit Bitterkeit erklärte sie, bevor die Politik immer wieder Hoffnungen für neue Sportplätze wecke, solle sie doch lieber klarstellen, dass es keine weiteren Plätze geben werde. Das ehrenamtliche Engagement in den Sportvereinen werde so mit Füßen getreten, so Pichler. Stadtweit besteht seit Jahren ein Bedarf von rund zehn Großspielfeldern.

Stadtsportbund-Chefin Anne Pichler
Stadtsportbund-Chefin Anne Pichler

© Varvara Smirnova

Zumindest beschloss der Ausschuss kurz darauf einen von der CDU gestellten Prüfauftrag für ein mögliches Sportfunktionsgebäude für den vor der Erweiterung stehenden Sportplatz an der Kirschallee. Dabei sollen nach Anregung von SPD und Linken auch Zwischenlösungen mit in Betracht gezogen werden.

Offensive gegen stockende Digitalisierung

15 weiterführende Schulen in Potsdam kritisieren den „digitalen Dornröschenschlaf“ im städtischen Bildungswesen und verlangen mehr Hilfe durch das Rathaus. Im Ausschuss stellten sie – angeführt von Dörte Schubert, der Direktorin des neuen Gymnasiums in Bornstedt – einen Forderungskatalog vor. Ein Punkt darauf: Tausende iPads, die die Stadt für die Schulen beschafft habe, müssten Zugang zu einer Speichercloud bekommen damit Unterrichtsergebnisse auch gespeichert werden könnten. Das sei bisher nicht möglich: „Das Tablet verkümmert zu einem Mittel für bloße Recherche und digitale Veranschaulichung ohne Ergebnissicherung, ohne Mehrwert für das eigene Lernen.“ Auch müssten private Endgeräte von Schülern und Lehrern besser in die schulischen Netzwerke eingebunden werden, warben Eltern-, Lehrer- und Schülervertreter gemeinsam in dem Ausschuss.

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Der IT-Fachbereichsleiter im Rathaus, Thomas Morgenstern-Jehia, sagte, die Forderungen seien nach einer ersten Prüfung plausibel und technisch umsetzbar. Allerdings sei das gleichwohl mit Blick auf Sicherheits- oder Lizenzfragen auch durchaus komplex und gehe keinesfalls in der gewünschten Geschwindigkeit – zumal sich seine Behörde gerade auf der Ausstattung von Schulen mit Endgeräten und W-Lan konzentrieren müsse, so der Digitalisierungs-Fachmann.

Potsdams IT-Fachbereichsleiter Thomas Morgenstern-Jehia.
Potsdams IT-Fachbereichsleiter Thomas Morgenstern-Jehia.

© Ottmar Winter

Der CDU-Stadtverordnete Viehrig forderte, dann müsse die Stadt eben externe Unterstützung holen, damit die Schulen arbeiten könnten. Stets wolle man, „dass alle sich einbringen“ – sei das der Fall, dürfe man solches Engagement nicht verkümmern lassen. Schließlich einigten sich alle Beteiligten inklusive der Bildungsdezernentin Noosha Aubel darauf, die Probleme kurzfristig an einem Runden Tisch anzugehen. Es sei nicht allein damit getan, die Schulen mit Geräten zu versorgen, stellte eine Elternvertreterin fest. Kurz darauf räumte Morgenstern-Jehia ein, dass er von manchen Schulen auch schon Klassensätze mit unbenutzten Geräten zurückerhalten habe. Die Gründe dafür seien unklar, erklärte er.

Ersatzstandort für Elite-Sportschule

Wegen der ab Mai 2024 geplante Sanierung und Erweiterung der Elite-Sportschule am Luftschiffhafen soll die Schule an einen Ersatzstandort ziehen. Vorgesehen sei ein Provisorium an der Pirschheide, sagte Petra Runge, Technikchefin des kommunalen Sportparks Luftschiffhafen. Den Bau werde der Kommunale Immobilienservice (Kis) errichten – und zwar nicht nur für die Sportschule, sondern auch als Ersatz für andere weiterführende Schulen, die in den nächsten zehn bis 15 Jahren saniert werden müssten. Dazu laufe gerade eine Machbarkeitsstudie. Die Erweiterung der Sportschule mit ihren 700 Schüler:innen und 120 Lehrer:innen soll bis Mitte 2026 fertig sein. 

Mit dem Projekt werde die Nutzfläche von 5100 auf 7500 Quadratmeter steigen, unter anderem sollen der Ostflügel erweitert und die Gebäudemitte aufgestockt werden, auch ein repräsentativer Eingangsbereich samt Aula ist geplant, so Runge. Bisher hatte die städtische Bauholding Pro Potsdam rund 20 Millionen Euro Kosten veranschlagt – allerdings ist laut Runge angesichts der steigenden Baukosten unklar, ob das zu halten ist.

Schon in diesem Jahr steht an der Eliteschule der Baubeginn für eine neue Schulsporthalle mit drei Feldern an – als Ersatz für eine abgerissene Turnhalle, wie es im Ausschuss hieß.

Royals sollen in das Stadion am Luftschiffhafen

Die Profi-Footballmannschaft der Potsdam Royals soll langfristig das Stadion am Luftschiffhafen nutzen, obwohl dort wichtige Anforderungen für den Verein nicht erfüllt werden. Diese Entscheidung für den Standort hat ein im Bildungsausschuss vorgestelltes und vom Rathaus beauftragtes Gutachten aus dem Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung empfohlen, das untersuchen sollte, ob sowohl der SV Babelsberg 03, Turbine Potsdam und auch die Potsdam Royals das Babelsberger Karl-Liebknecht-Stadion als Spielstätte nutzen könnten. 

Das Karl-Liebknecht-Stadion
Das Karl-Liebknecht-Stadion

© Manfred Thomas

Das sei zeitweise, etwa während der Zeit der Sanierung des Luftschiffhafen-Stadions 2023 zwar möglich, so die Studie. Aber langfristig sei das keine Option, unter anderem wegen möglichen Terminkollisionen, so das Ergebnis der Analyse. 

Vertreter der Potsdam Royals argumentierten, dass die Lichtverhältnisse im Luftschiffhafen finanziell lukrative Live-Übertragungen von Spielen am Abend unmöglich machen würden – daher will man lieber ins „Karli“, in das auch mehr Gäste passen.

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