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Landeshauptstadt: Dauerbaustelle „Freiland“

Jugendkultur-Debatte vor entscheidenden Workshops

Teltower Vorstadt - Die erste Diskussion auf dem Gelände des geplanten „Freiland“-Jugendzentrums hat neue Aussagen zur Zukunft des Projekts produziert. So rückt Dirk Harder, Initiator des geplanten Jugendareals, davon ab, „Freiland“ sofort realisieren zu müssen – und dies wenige Tage vor dem in der kommenden Woche beginnenden Polit-Workshop zur Zukunft der Potsdamer Jugendkultur. Am späten Donnerstagabend sagte Harder, als Ergebnis des Workshops wünsche er sich vor allem ein klares Bekenntnis, auf dem „Freiland“-Areal in der Friedrich-Engels-Straße überhaupt ein Jugendzentrum entstehen zu lassen. „Es geht darum, diesen Standort langfristig für die Jugend zu sichern. Ob ,Freiland’ nun drei oder sieben Jahre dauert, ist egal.“ Denn erst mit dem Bekenntnis der Stadt und ihrer Politik, dieses Vorhaben starten zu wollen, könnten dann auch nötige Spenden und Drittmittel für das „Modellprojekt Freiland“ angeworben werden, so Harder, der auch Chef des Stadtjugendrings ist.

Am Donnerstagabend hatte Harder drei Kritiker des Vorhabens aus der Politik eingeladen, sich der Diskussion mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu stellen: Den CDU-Landtagsabgeordneten Steeven Bretz und aus dem Stadtparlament Brian Utting von der Familienpartei sowie Harald Kümmel (SPD). Etwa 50 Gäste kamen. In einem mit Lagerfeuer beheizten Zelt entwickelte sich ein Disput, der Tage vor den Jugendkultur-Workshops zeigte, dass diese Treffen wohl nur einen Minimalkonsens bringen können. Bei ihnen sollen Vertreter der Stadtpolitik und der Verwaltung sowie Jugendliche und Aktivisten der Jugendkultur ab Dienstag einen „konsensfähigen Entwurf“ zu „Freiland“ und dem umstrittenen Rahmenkonzept „Jugendkultur“ finden, in dem auch die Zukunft des von Schließung bedrohten „Archiv“-Kulturzentrums geregelt wird. „Dieser Workshop wird aber nicht alle Probleme lösen“, sagte Kay Kersten, der für den „Archiv“-Trägerverein gekommen war. In der Diskussion machten die Mitglieder seines Vereins auch deutlich, wo für sie Grenzen der Verhandlungen liegen – wenn „Archiv“ und „Freiland“ gegeneinander ausgespielt würden.

Vor allem die CDU und die Fraktion FDP/Familienpartei lehnen „Freiland“ ab. Bretz sagte, er sei dagegen, dass die Stadtwerke wie geplant als Hauptsponsor für das Projekt auftreten. Utting sagte, es sei kein Geld da und andere Standorte möglich. Kümmel sagte, Freiland sei gewollt – es gäbe aber noch offene Finanzierungsfragen. Es war eine von mehreren Diskussionen zum Thema in diesem Jahr, viele Argumente bereits bekannt. So überraschte lediglich der Potsdamer Fachhochschul-Professor Hermann Voesgen, der die Stadt mehrmals in Fragen der Soziokultur beraten hat. Es könne nicht die Aufgabe von Jugendlichen sein, Finanzkonzepte zu erstellen. „Der neue Intendant am Theater musste auch nicht sagen, woher Geld für sein Haus kommen soll.“ Voesgen warnte, „Freiland“ werde mehr und mehr zerredet. „Es muss gehandelt werden“, so der Professor – und erinnerte vielsagend an protestierende Studenten und Hörsaal-Besetzungen. Henri Kramer

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