zum Hauptinhalt

DATEN UND FAKTEN: Grün trotz gewaltigen Bauprogramms

Nachdem Friedrich II. im Jahre 1750 den Bau der Spinner- und Weberkolonie Nowawes befohlen hatte, setzte eine gewaltige Bautätigkeit ein.

Nachdem Friedrich II. im Jahre 1750 den Bau der Spinner- und Weberkolonie Nowawes befohlen hatte, setzte eine gewaltige Bautätigkeit ein. Die neue Kolonie entstand etwa 300 Meter nördlich des Dorfes Neuendorf auf einer riesigen Sandscholle. Ab 1751 entstanden die ersten 49 Kolonistenhäuser. Trotz der Anlage von später Hunderten von Neubauten, blieb der grüne Charakter Babelsbergs erhalten und ist bis heute, wenn auch in abgespeckter Form, ein Markenzeichen des Stadtteils. Der Grund war die mit dem Weberhaus-Bau gleichzeitige Anlage von Gärten. Die früheste städtebauliche Skizze der Neubausiedlung zeichnete der Landmesser Christian Ludwig Netcke im Jahre 1750. Sie zeigt 144 Kolonistenhäuser im „Dorf Nowaves“ in extrem lang gestreckten Parzellen. Am Ende sollten es über zweihundert werden. Im ersten Bauabschnitt entstanden mit dem Kirchplatz in der Mitte 155 Kolonistenhäuser mit Schule, Pfarrhaus, Friedhof und Kirche. Zu jedem Kolonistenhaus gehörte ein Garten. Er hatte ein Standardmaß von über 75 Metern Länge und 27,5 Metern Breite. Der Garten sollte jeweils von zwei Familien eines Doppelhauses zur Verbesserung des Lebensunterhalts bewirtschaftet werden. Für die Wasserversorgung entstanden Brunnen, wovon es im Jahre 1754 bereits 21 gab. Infolge der Anlage von Gärten, die freilich später durch Ergänzungsbauten teilweise verkleinert wurden, blieb das Hinterland der heutigen Rudolf-Breitscheid-, Karl-Liebknecht-, und Karl-Gruhl-Straße, der Wichgraf- und Garnstraße sowie des Weberplatzes weitgehend grün. Einen Einbruch gab es während der Industrialisierung von Nowawes und den Bau der Eisenbahn. Viele zuvor landwirtschaftlich genutzte Grundstücke wurden geteilt und bebaut. Zwischen Gärten und Weberhäusern wuchs Babelsberg Mitte des 19. Jahrhunderts in die Höhe. Die alte Haus-Garten-Struktur ist nur noch teilweise erhalten. Sie besteht heute aus 104 erhaltenen Kolonistenhäusern nebst ihren Gärten, Alleen und Plätzen und stellt ein einzigartiges Denkmal moderner städtebaulicher Planung dar. Karin Carmen Jung schreibt in Ihrem Buch über die Böhmische Weberkolonie Nowawes: „Es wäre wünschenswert, wenn nicht alle Gärten in der Tiefe der Grundstücke mit der Zeit durch Versiegeln der Blockinnenflächen verschwinden...“

Ebenfalls auf den Alten Fritz zurück geht auch das heutige öffentliche Grün wie Weber- und Plantagenplatz. Letzterer verrät seinen Ursprung: Hier wurde auf Befehl des Königs 1780/81 eine Maulbeerplantage für die Seidenraupenzucht angelegt. Allein in Nowawes standen über 6000 dieser Bäume. Schon 60 Jahre danach war ein Großteil der Maulbeerbäume bereits eingegangen. Später erhielt der Oberförster außerdem den Auftrag, statt Maulbeerbäumen Linden und Kastanien nachzupflanzen.

Mit einer Gesamtfläche von 124 Hektar ist natürlich der Park Babelsberg die grüne Lunge des Stadtteils. Die Anlage unter Leitung Peter Joseph Lennés begann 1833, wurde dann aber aufgrund von Geldmangel ausgesetzt. Mit der weiteren Gestaltung des Parks beauftragte später König Friedrich Wilhelm IV. nach seinem Regierungsantritt dann Hermann von Pückler-Muskau. G.S./NIK

Zur Startseite