zum Hauptinhalt
Machtdemonstration. Die Kollonaden wurden im 18. Jahrhundert in Rekordzeit gebaut. Sie dienen als Eingang zum Neuen Palais aus Richtung Lindenallee. Mit der Planung der Sanierung wurde im Jahr 2003 begonnen, sechs Jahre lang wurde gebaut.

© Andreas Klaer

Landeshauptstadt: DasTriumphtor ist geöffnet

Sechs Jahre wurden die Kolonnaden am Neuen Palais saniert und 24,7 Millionen Euro dafür ausgegeben

Es war eine gewaltige Aufgabe, das westliche Einganstor zum Park Sanssouci, die Kolonnaden, in alter Schönheit neu entstehen zu lassen. Gestern wurden nach sechsjähriger Sanierungszeit und einem Einsatz von insgesamt 24,7 Millionen Euro das Triumphtor Friedrichs II. und die Kolonnaden der Öffentlichkeit übergeben. Das Sonderinvestitionsprogramm der Bundesregierung, aber auch die Beteiligung des Landes Brandenburg und Mittel der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten haben es möglich gemacht, das Mammutwerk zu vollenden. Als imposantesten Gartenzaun Potsdams und Meisterwerk hat die Bundesministerin für Kultur und Medien, Monika Grütters fröhlich und entspannt, die Kolonnaden bezeichnet. Zusammen mit der Brandenburger Wissenschafts- und Kulturministerin Sabine Kunst und dem Generaldirektor der Schlösserstiftung, Hartmut Dorgerloh, durfte sie das rote Band durchschneiden und das Tor zum Park Sanssouci wieder öffnen.

Die im Halbbogen angeordneten, von 158 Säulen geschmückten Kolonnaden, zwei Pavillonbauten rechts und links und das 24 Meter hohe Triumphtor in der Mitte waren als Entrée zum Neuen Palais zwischen 1763 bis 1769 auf Geheiß Friedrichs II. (1712 und 1786) in Rekordzeit erbaut worden. Ein Schnellschuss, denn Friedrich wollte nach dem siebenjährigen Krieg mit dem Bau des neuen Palais und den Communs seine Kraft und Macht demonstrieren. Doch schon nach Fertigstellung der Kolonnaden zeigten sich erste Schäden und das größte Natursteinbauwerk der Gartenanlage war von Anfang an durch die Schwankungen der Säulen gefährdet. Verfall über die Jahre, Vernachlässigung und unsachgemäße Restaurierungsmaßnahmen, nicht zuletzt aber auch die Detonation einer Fliegerbombe am Ende des Zweiten Weltkrieges, die die Kuppel des Triumphtores zum Einsturz brachte, führten dazu, dass die Standsicherheit der Anlage nicht mehr gewährleistet war.

Ein Teil der Nordkolonnade musste bereit in den 1980er-Jahren abgebaut werden. 1982 wurde zwar mit ersten Sicherungsmaßnahmen begonnen, nach der Wende gab es dann aber Wichtigeres zu tun, als den prominenten „Gartenzaun“ wiederherzustellen. Erst 2003, als wichtige Museumsschlösser im Land Brandenburg erfolgreich saniert worden waren, konnte die Schlösserstiftung mit der Planung einer Gesamtsanierung des Ensembles von Kolonnaden und Communs beginnen. Doch dann fehlte das Geld. Erst durch das Sonderinvestitionsprogramm der Bundesregierung flossen die benötigten Millionen und so konnte 2008 mit der Sanierung begonnen werden.

Brandenburgs Ministerin Kunst fand es ganz in Ordnung, dass die Sanierungszeit die Bauzeit bei Weitem überschritt, denn man habe gründlich arbeiten müssen. Sie gestand aber auch, dass es sie als Präsidentin der Universität (2006 bis 2011) beim Blick aus dem Fenster genervt habe, dass die Kolonnaden so lange verhüllt gewesen seien und die Bauplanen knatternd im Wind flatterten statt den Blick auf Säulen und Triumphtor freizugeben.

Die Säulen und den Zierrat aus Sandstein aufzuarbeiten und so viel wie möglich von der Ursubstanz zu erhalten, war nicht einfach. „Wir haben alle bekannten Verfahren kombiniert“, sagt Ayhan Ayrilmaz, zuständig für den Masterplan. Es habe chemische Injektionen gegeben, mechanische Verdichtungen des Sandsteins, man habe – wo das nicht stört – Fehlstellen belassen, aber auch bereits abgebröckelte Teile ersetzt. Die Kolonnaden hätten ursprünglich einen Farbanstrich gehabt, erläuterte Ayrilmaz. Doch noch fehle eine Gesamtfarbfassung für das gesamte Ensemble. Außerdem vertrage der Sandstein Farbe schlecht, weil er atmen müsse. Und so werden die Kolonnaden wahrscheinlich im jetzigen Zustand verbleiben und Zeugnis ablegen von Jahrhunderten der Dauer und der Erneuerung.

An anderer Stelle hat allerdings High-Tech Einzug gehalten, unsichtbar, doch von großer Wichtigkeit. Um den Säulen ihre Beweglichkeit zu erhalten, ohne dass das zu Verfallserscheinungen führt, wurde in die Dächer der Säulengänge eine Sicherheitskonstruktion aus Stahl integriert, die die thermischen Bewegungen der halbkreisförmigen Bögen kontrolliert und die konstruktiven Mängel des 18. Jahrhunderts ausgleicht.

Der Nachbar hinter dem edlen Gartenzaun, der Präsident der Universität, Oliver Günther, kündigte an, dass man die Kolonnaden nutzen will, um dort in historischem Ambiente Zeugnisse auszugeben. Und ein Potsdamer Ehepaar war zur Wiedereröffnung der Kolonnaden gekommen, um seinen kompletten Vorgarten in Besitz zu nehmen. Anneliese und Wolfgang Schulz wohnen seit 1961 am Park Sanssouci. Dort hätten ihre Kinder laufen gelernt und auch die Enkel liebten diesen Garten, erzählten sie.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false