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Wohin? Die „Stehende unter dem Baldachin“ wurde 2017 abgebaut.

© S. Gabsch

"Das wäre der Supergau": Streit um neuen Platz für DDR-Plastiken

Potsdams ehemaliger Stadtkonservator Kalesse übt scharfe Kritik an den Plänen der Stadt, die Staudenhof-Plastiken auf der Freundschaftsinsel zu platzieren.

Von Valerie Barsig

Potsdam - So nicht: Der ehemalige Stadtkonservator Andreas Kalesse und der Vereinsvorsitzende der Freunde der Freundschaftsinsel, Jörg Näthe, üben massive Kritik am neuen Platz für die ehemaligen Staudenhof-Plastiken. Wie berichtet, sollen die Stadtverordneten in ihrer Junisitzung dem Votum des Beirates Kunst im öffentlichen Raum folgen. Demnach sollen die Plastiken von 1970 am Hafenbecken des Bootsverleihs der Freundschaftsinsel ihren neuen Platz finden.

„Das wäre der Supergau“, sagte Ex-Stadtkonservator Kalesse. „Die Insel als Herz der Stadt ist als hochwertige Anlage aus der DDR-Zeit unheimlich kostbar. Das ist vielen offenbar nicht klar.“ Man könne die Insel nicht einfach als beliebige Fläche zum Abstellen weiterer Figuren nutzen, sagte Kalesse.

Auch der Verein Freundschaftsinsel hatte sich in einer Stellungnahme gegenüber der Stadt gegen eine Aufstellung der Figuren auf der Insel ausgesprochen. Offenbar sei das Statement nicht auf Gegenliebe getroffen, sagte Vorsitzender Näthe am gestrigen Dienstag. Man habe von der Stadt keine Reaktion erhalten. Dabei habe man im Verein mit rund 165 Mitgliedern Kompetenz gebündelt: Viele Mitglieder von ihnen seien Fachleute oder Verwaltungsmitarbeiter, so Näthe. „So ein Gremium zu übergehen, ist arrogant“, kritisiert er.

„Wir haben ja keine fäusteschwingenden Arbeiter auf der Insel“

Beide, Näthe und Kalesse, betonen den Wert der Insel als „eines der bedeutendsten Gartendenkmale“ der Stadt. Klassische Moderne treffe dort auf die sogenannte DDR-Moderne, wobei beide diese Morderne eigentlich gar nicht mit dem Begriff „DDR–Kunst“ bezeichnen wollen. „Wir haben ja keine fäusteschwingenden Arbeiter auf der Insel“, sagte Näthe. Laut Kalesse sei die Insel „fein durchwoben mit Kunstwerken allererster Güte. Sie ergeben mit den kostbaren Gestaltungselementen und Pflanzungen eine wohl komponierte Einheit.“ Und für eben diese Einheit seien die Staudenhof-Plastiken nie konzipiert worden.

Beide schlagen einen – von der Verwaltung bisher nicht geprüften – neuen Standort für die Plastiken vor: Am Otto-Braun-Platz entlang der Alten Fahrt, vorbei am Museum Barberini bis zum Rest der alten Burgstraße ziehe sich laut Kalesse ein leerer Stadtraum. An seinem Anfangsbereich unterhalb der Langen Brücke böte es sich an, die Staudenhof-Figuren zu platzieren und sie so entsprechend zu würdigen.

Die Umsetzung der drei Plastiken kostet 40 000 Euro

Kalesse erklärte gegenüber den PNN zudem, dass die Umsetzung der als Gartendenkmal eingetragenen Plastiken nur unter Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege erfolgen dürfe. Dem widerspricht die Stadtverwaltung: Jede Änderung sei zwar denkmalrechtlich genehmigungspflichtig. „Das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege erteilt allerdings keine Genehmigung – das macht die städtische Untere Denkmalschutzbehörde“, so Stadtsprecherin Christine Homann. Das Landesamt werde in der Sache allerdings angehört. Das sei bereits am 25. Mai 2017 erfolgt, danach sei die Genehmigung erteilt worden. Vonseiten des Landesamtes habe es keinen Widerspruch gegeben.

Die Umsetzung der drei Plastiken „Stehende unter Baldachin“, „Sitzendes Mädchen“ und „Pflanzturm“ von Jürgen Woyski soll 40 000 Euro kosten. Die Vorbereitungen zur Wiederaufstellung sollen noch dieses Jahr beginnen, aufgestellt werden sollen sie laut bisherigem Plan bis Mitte nächsten Jahres.

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Über den neuen Platz für die Staudenhof-Plastiken auf der Freundschaftsinsel ist ein Streit ausgebrochen: Die Kritik am neuen Standort ist berechtigt, kommentiert PNN-Redakteur Peer Straube.

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