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Geben ihr Lachen nicht auf. Regisseur Andreas Dresen sowie die Schauspieler Arved Friese, Justus von Dohnányi und Nadja Uhl (v.r.) bei der Filmpremiere im Thalia.

© Manfred Thomas

Das Spiel mit dem Lachen: "Timm Thaler" feiert Potsdam-Premiere

Die Vorpremiere des Films „Timm Thaler oder Das verkaufte Lachen“ im Thalia Kino war komplett ausverkauft. Ab heute kommt er in die Kinos.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Auf einmal ist das Lachen weg. Einfach fortgewischt aus dem Gesicht. Dieser Moment in Andreas Dresens neuem Film „Timm Thaler oder Das verschenkte Lachen“ ist eine Schlüsselszene. Eine kurze zwar, aber doch eine, die im Gedächtnis bleibt. Weil es faszinierend und gruselig zugleich ist, wie der fröhliche Timm mit dem einnehmenden Lachen auf einmal ein ganz anderer zu sein scheint. Einer, der nur noch halb im Leben steht. Für Timm-Thaler-Darsteller Arved Friese war genau dieses Spiel mit dem Lachen eine kleine Herausforderung, wie er am Dienstagabend sagte. Gemeinsam mit Regisseur Andreas Dresen und vielen Kollegen aus der Potsdamer Filmcrew – unter anderem Nadja Uhl und Justus von Dohnányi – stellte er den Film in zwei Vorstellungspremieren im Babelsberger Thalia Kino vor.

„Sowohl natürlich zu lachen, als auch nicht zu lachen war gleichermaßen schwer“, so der 14-jährige Schauspieler aus Berlin. Letztendlich habe er über sein eigenes Lachen so lachen müssen, dass er hoffe, es sei ihm einigermaßen natürlich gelungen. Und wie war das mit dem Ernstbleiben? „Das war eigentlich nicht so schwer“, sagt Friese und lächelt verschmitzt. Beim Dreh mit Dresen habe es eben überhaupt nichts zum Lachen gegeben. „Nein, Scherz“, wirft der Jungschauspieler sofort ein. „Wenn man sich ganz auf eine Szene konzentriert – dann lacht man auch nicht.“ Die Rolle selbst sei für ihn „die Krönung der Krönung“ gewesen, wie er sagt. Über die Figur des Timm habe er sich viele Gedanken gemacht, auch ob er am Ende seine Fähigkeit, Wetten zu gewinnen – für die er das Lachen hergegeben hat –, behalten habe. „Aber das wird wohl ein Geheimnis bleiben“, sagt er, während er nebenbei mit einem Fan für ein Selfie posiert. Überhaupt ist das Team – besonders natürlich Andreas Dresen selbst – vor und nach den Filmvorführungen fast immer von Fans umlagert. Während ihm die einen die Hände schütteln, fragen die anderen nach Autogrammen. Dresen nimmt sich für alle Zeit, strahlt mit seinem Jungenlächeln in die Menge. Da stört es niemanden, dass sich der Beginn der zweiten Filmvorführung am Abend etwas nach hinten verschiebt. Auch nicht, dass Familien oder Pärchen sich auf Plätze in verschiedenen Reihen aufteilen müssen. Hauptsache dabei sein.

Mit jeder gewonnenen Wette verliert Timm ein Stück seiner Seele

Und dabei ist dann auch jeder, als der Film schließlich startet: Der Saal lacht, zieht scharf die Luft ein und der ein oder andere schnäuzt auch mal heftig in das Taschentuch. Einzelne Stellen werden sogar mit Szenenapplaus gefeiert. So sehr bewegt der Film über den Jungen, der nach dem Tod von Mutter und Vater mit gehässiger Stiefmutter sowie unerträglichem Stiefbruder in ärmlichen Verhältnissen zusammenleben muss. Zwar hat er seine beste Freundin Ida (Jule Herrmann) und ein überaus mitreißendes Lachen, doch auch das kann ihn nicht so richtig glücklich machen. Das nutzt der zwielichtige Baron Lefuet (Justus von Dohnányi) aus und bietet Timm einen Handel an: Wenn er ihm sein Lachen verkauft, wird Timm in Zukunft jede Wette gewinnen – und somit nie wieder arm sein. Timm lässt sich darauf ein und wird durch Pferdewetten ein reicher Mann. Doch mit jeder gewonnen Wette verliert er ein Stück seiner Seele und entfernt sich immer mehr von seiner Freundin Ida.

Für Justus von Dohnányi war die Verkörperung des teuflischen Barons ein besonderer Spaß, wie er am Dienstag erzählt. Besonders die vielen verschiedenen Facetten seiner Figur seien großartig gewesen: „Der ist mal sehr leise, dann wieder brutal laut, da konnte ich so richtig die Sau rauslassen.“ Bei aller Fiesheit sei er außerdem gespickt mit Bedürftigkeit, was ihn fasziniert habe. „Irgendwie ist er auch nur eine arme Sau, die versucht, sich mit dem Lachen ein Stück Menschlichkeit zu erhaschen.“ Bei der Erschließung seines Charakters habe ihm vor allem das Kostüm geholfen, wie er erzählt. Allein die gelben Kontaktlinsen, die den Blick auf ein bestimmtes Sichtfeld einschränken, seien hilfreich gewesen, sich in den Baron einzuspüren. „Das Kostüm prägt die Rolle“, so Dohnányi.

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Zuständig für die Garderobe war die Potsdamer Kostümbildnerin Sabine Greunig, mit der Dresen schon seit 25 Jahren zusammenarbeitet. Angelehnt hat sie die Filmkleidung an die 20er-Jahre. „Die Zeit bleibt aber nur angedeutet, es ist doch auch viel Fantasie im Spiel“, so Greunig. Für sie sei die Arbeit ein unglaublicher Spaß gewesen, weil sie bei dem Märchenstoff richtig in die Vollen gehen konnte, wie sie erzählte.

Dresens weitere Projekte 

Vielleicht darf sie das ja auch wieder bei einem anderen Märchenprojekt: Für „Die Weihnachtsgans Auguste“ hat Dresen bereits die Rechte erworben, am Drehbuch wird gearbeitet. Der nächste Film wird allerdings erst einmal wieder ein Dresenfilm, wie man ihn kennt: „Wenn alles klappt, beginnen wir im Herbst mit einer Geschichte über den Liedermacher Gerhard Gundermann“, so der Regisseur. Allerdings müsse die Finanzierung noch geklärt werden, fügt er hinzu und gibt nebenbei schon wieder ein Autogramm – und lächelt dabei sein unermüdliches Jungenlachen.

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Der Potsdamer Regisseur Andreas Dresen spricht im PNN-Interview über seinen neuen Film "Timm Thaler", die Lust am Lachen - und die Frage, ob auch in Potsdam das Geld regiert >>

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