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Nascht selbst gerne: Georg und Hannchen Ort lieben Softeis und sind in Potsdam seit 1977 unterwegs.

© Andreas Klaer

Das Potsdamer Softeisehepaar: „Wir haben halt die Eismacke“

Georg und Hannchen Ort verkaufen seit 1977 selbstgemachtes Softeis in Potsdam. Nun ist das Ehepaar das Gesicht einer bundesweiten Kampagne für die Supermarktkette Rewe.

Von Sarah Kugler

Potsdam - Georg Ort kommt aus dem Grüßen gar nicht heraus. Immer wieder laufen Menschen verschiedenen Alters an ihm vorbei, winken oder werfen ihm lachend ein „Hallo“ entgegen. Man kennt sich auf dem Johannes-Kepler-Platz Am Stern. Hier steht an drei Tagen in der Woche der Ortsche-Softeiswagen. Georg Orts Frau Hannchen verkauft das Eis, Georg Ort arbeitet im Hintergrund, kümmert sich um die Herstellung und den Transport – ein Konzept, das seit 1977 funktioniert.

So lange ist das Paar schon im Eisgeschäft, Hannchen Ort sogar noch länger: Ihre Familie kommt ursprünglich vom Zirkus, und war schon dort für die Eisversorgung zuständig. Später hatten die Eltern ein Eiscafé in der Brandenburger Straße in Potsdam, Hannchen Orts Schwester betreibt heute noch das Café Alice in der Lindenstraße. Im Eiscafé der Eltern lernte sich das Ehepaar kennen, sie war damals 16, er 18 Jahre alt. 50 Jahre ist das her. „Jetzt feiern wir bald goldene Hochzeit“, sagt der heute 68-jährige Georg Ort.

Das Eis der Orts kann auch abgepackt in verschiedenen Rewe-Märkten erworben werden. 
Das Eis der Orts kann auch abgepackt in verschiedenen Rewe-Märkten erworben werden. 

© promo

Gesicht einer Rewe-Kampagne

An Rente ist bei den beiden noch lange nicht zu denken. Im Gegenteil: Georg Ort ist nun das Gesicht einer bundesweiten Kampagne der Supermarktkette Rewe. Unter dem Motto „Gemeinsam für deine Region“ werben bundesweit dreizehn Kaufleute-Erzeuger-Paare zehn Wochen lang für regionale Produkte in den Rewe-Märkten. Georg Ort ist das Gesicht für die Region Ost.

„Das Interesse an regionalen Produkten wird immer stärker“, sagt Michael Batz, der die Rewe-Märkte in der Ludwig-Boltzmann-Straße und der Potsdamer Straße in Bornstedt betreibt. Auch er ist Teil der Rewe-Kampagne, seine beiden Filialen sind zwei von etwa 50, die Georg Ort mit seinem Softeis beliefert. „Das ist inzwischen unser Schwerpunkt“, sagt er. Abgepackt in Packungen mit selbstgedruckten Etiketten können Kunden dort das Ortsche Softeis in zehn bis zwölf Geschmacksrichtungen kaufen. Hergestellt wird das Eis seit jeher im Heim der Orts. Am Stern haben sie ein Haus mit extra Produktionsräumen, die Herstellung übernehmen Georg und Hannchen Ort selbst, gemeinsam mit nur einem Angestellten.

„Ich habe das Eis immer selbst gemacht, schon zu DDR-Zeiten“, erzählt Ort. 

Alles fing mit einem umgebauten Zirkuswagen auf dem Bassinplatz an.
Alles fing mit einem umgebauten Zirkuswagen auf dem Bassinplatz an.

© privat

Das Eis stellen die Orts selbst her

Im Jahr 1977 am Potsdamer Bassinplatz fing alles an – mit einem zum Eiswagen umgewandelten Zirkuswagen. Im August rollte das Paar zum ersten Mal ihre Jalousien hoch, der Erfolg setzte quasi sofort ein. „Wir hatten täglich eine konstante Schlange von 20 bis 30 Kunden“, erinnert sich Ort und lacht. Eine Weile waren sie in eigens gebauten Pavillons, dann wurde wieder ein Wagen angeschafft. Den aktuellen nutzt das Ehepaar seit 2006. Zwei Tage pro Woche stehen sie damit auf dem Gelände des rbb, drei Tage auf dem Johannes-Kepler-Platz. Manchmal fahren die Orts damit zu Schulveranstaltungen oder ähnlichem. Den Rest ihrer Zeit sind sie mit der Eisherstellung und der Belieferung der Rewe-Märkte beschäftigt.

Seit dem ersten Wagen haben sich ein paar Dinge geändert: „Der Herstellungsweg war früher noch anders, wir hatten getrocknetes Eispulver, das mit Wasser angerührt werden musste.“ Denn zur Eisherstellung braucht es Milch mit 3,5 Prozent Fettgehalt, die gab es in der DDR nicht, deswegen das Pulver. Die angerührte Eismasse wurde von den Orts jeweils frisch mit Geschmack versehen. Zu Beginn meist Schoko oder Vanille – auch wenn Kakao schwer zu bekommen war. „Aber wir hatten unsere Beziehungen“, verrät Ort. Etwas später kam Erdbeer als Sorte dazu – mit Fruchtmark aus Werder (Havel). „Wenn dort die Sorte Senga Sengana geerntet wurde, haben wir das eingekochte Mark gekauft.“ Das zunächst gräuliche Fruchteis wurde mit Lebensmittelfarbe angereichert.

Seinen Eiswagen hat Georg Ort selbst gebaut.
Seinen Eiswagen hat Georg Ort selbst gebaut.

© privat

Für Urlaub ist keine Zeit

Nach der Wende wurden die Eispulverkonzerne geschlossen, seitdem mischt Ort sein Eis selbst aus Milch, Traubenzucker, Zucker, Bindemittel und etwas Salz. Mit einer eigenen Pasteurisiermaschine und verschiedenen Gefriermethoden wird das Eis haltbar gemacht. Schon in der Anmischung unterscheidet sich das Softeis dabei vom Kugeleis, wie Ort erklärt. „Da sind zum Beispiel keine Eier drin, der Zuckergehalt ist auch niedriger“, sagt er und fügt schmunzelnd hinzu: „Deswegen kann man davon auch viel mehr essen ohne dick zu werden.“ Den besonderen Clou bekommt die Softeismasse durch eine spezielle Maschine: Die Ilka. Das Ehepaar Ort hat zwei davon in ihrem Wagen, die mit einem großen Zylinder und einer Edelstahlwelle das Softeis durch sehr schnelles Drehen so cremig macht. Zur Abfüllung des Rewe-Softeises hat er eine solche Maschine auch zu Hause.

Viel Zeit für Pausen bleibt nicht. „Im Oktober fahren wir mal vier Tage weg“, erzählt Ort. „Aber das ist schon in Ordnung, wir haben halt die Eismacke. Es macht einfach gute Laune.“

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