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Ein neues Leitbild soll die Entwicklung Potsdams steuern helfen.

© R. Hirschberger/dpa

Das neue Leitbild für Potsdam: 23 Bekenntnisse

Nach zwei Jahren Arbeit liegt das neue Leitbild für die Entwicklung Potsdams vor. Die PNN geben einen Überblick darüber, welche großen Fragen der Stadt darin beantwortet werden.

Potsdam - 16 Seiten, 23 Thesen: Nach mehr als zwei Jahren hat die Stadtverwaltung ein Leitbild für die Entwicklung der Landeshauptstadt erarbeitet. „Es soll der Verwaltung, der Politik und den städtischen Unternehmen für die kommenden zehn Jahre als Richtschnur dienen“, sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am Mittwoch bei der Vorstellung der Broschüre. Schon nächstes Jahr sollen die Thesen explizit bei der Aufstellung des Haushalts berücksichtigt werden. Das Verfahren sei auch ein „Prozess der Selbstvergewisserung“ gewesen – bezogen auf die „großen Fragen der Stadt“, so Jakobs. Ein Überblick.

Wachsende Stadtgesellschaft

Explizit findet sich im Leitbild ein Bekenntnis zur wachsenden Stadt. Zur Integration von Neu-Potsdamern heißt es dabei: „Politik und Verwaltung, Wissenschaft und Wirtschaft, Vereine und Zivilgesellschaft laden Neuankömmlinge ein, mitzumachen und unsere gemeinsame Zukunft in Potsdam mitzugestalten.“ Und weiter: „Mit den Herausforderungen und Konflikten, die mit diesem Prozess verbunden sind, geht Potsdam bewusst um und gestaltet sie konstruktiv.“ Kein Platz hätten dabei Fremdenfeindlichkeit, Diskriminierung und Ausgrenzung.

Städtebaulich heißt es zum Wachstum weiter, dass speziell auch die ländlichen Regionen erhalten werden müssten. Und: „Die historische Innenstadt, urbane Stadtquartiere und ländliche Ortsteile, Wasserflächen, Welterbeparks und die umgebende Kulturlandschaft sind wichtige Bestandteile der Stadtidentität. Potsdam pflegt daher die vorhandene Vielfalt und lässt zugleich Raum für Neues.“ Für die Zukunft müsse Potsdam „sämtliche Instrumente“ nutzen, um die Bezahlbarkeit von Wohnraum zu sichern.

Bekenntnisse in viele Richtungen

Unter dem Motto „Eine Stadt für alle“ verpflichtet sich das Rathaus zur Bürgerbeteiligung. „Politik und Verwaltung fördern die aktive Beteiligung der Potsdamer an der Gestaltung ihrer Stadt.“ Betont wird, dass die Stadt dafür sorgt, dass sich Kinder, Jugendliche und Senioren gleichermaßen wohlfühlen sollen – und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie „unterstützt“ wird. Ein weiterer Passus, der für den städtischen Haushalt relevant ist und auf den sich wiederum Potsdamer mit Behinderung berufen können: „Potsdam setzt sich aktiv für Barrierefreiheit ein.“ Ebenso mit der entsprechenden Finanzierung verbunden sind Bekenntnisse in den Bereichen Bildung, Kultur und Sport. Zum Beispiel: „Für ihren bestmöglichen Start ins Leben sind Voraussetzungen geschaffen, die es erlauben, die Bedarfe jedes einzelnen Kindes zu berücksichtigen. Angesichts des städtischen Wachstums bedeutet dies vor allem Investitionen in Schulen und Kitas.“ Und zur Kultur heißt es: „Die Stadt unterstützt traditionelle Formate ebenso wie zeitgenössische Kunst und Kultur.“ Und zum Sport: „Damit die Möglichkeiten für Sport und Bewegung nicht an eine Vereinsmitgliedschaft gebunden sind, sorgt Potsdam für entsprechend geeignete Plätze und Orte.“ Allerdings stehen für all solche Ziele nicht unbegrenzt Finanzmittel zur Verfügung, wie ein weiterer Passus deutlich macht: „Mit Blick auf die kommenden Generationen ist der öffentliche Haushalt ausgeglichen und erwirtschaftet Überschüsse.“

Gleichberechtigter Verkehr

Umstritten war das Thema Verkehr. Noch vor einem halben Jahr hatte es zwei Entwürfe für diesen Leitbildteil gegeben – für eine „autofreundliche“ oder eine „fußgänger- und fahrradfreundliche Stadt“. Nun heißt es allgemein: „Eine vielfältige Stadt wie Potsdam bietet Raum für alle Mobilitätsbedürfnisse.“ Allerdings erfordere das Wachstum eine „umweltfreundliche Mobilität“, Um diesen Anteil zu erhöhen, stelle die Stadt „ein breites Angebot im öffentlichen Personennahverkehr und gut ausgebaute Fuß- und Radwegenetze“ als Alternativen zum Autoverkehr zur Verfügung. Und: „Potsdam ist eine ökologische Stadt, die sich für Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz engagiert.“

Rathaus als Dienstleister

Das Rathaus will besseren Service für die Potsdamer bieten. Im Leitbild bekennt sich die Stadtverwaltung zu einem „umfangreichen Angebot an Online-Dienstleistungen“ und zum „Servicegedanken“. Im Umgang mit Bürgern trete sie als „ verlässliche und offene Partnerin auf“, deren Kommunikation „von Respekt und Wertschätzung geprägt“ sein müsse. Zur Verwendung öffentlicher Gelder durch die Stadtverwaltung heißt es: „Sie verwendet und investiert diese nach dem Prinzip der Wirtschaftlichkeit.“

Mehr zur Wirtschaft

Während des Leitbild-Prozesses hatten Wirtschaftsvertreter bemängelt, dieses Thema käme nicht ausreichend vor. Unter dem Motto „Die produktive Stadt“ stehen nun vier Thesen. Etwa: „Die Stadt unterstützt die wirtschaftliche Entwicklung und Vernetzung Potsdams.“ Ein Bekenntnis findet sich zu den kommunalen Unternehmen der Stadt – und zu einer attraktiven und historischen Innenstadt „mit einem abwechslungsreichen Einzelhandelsangebot.“ An anderer Stelle heißt es, Potsdam kümmere sich um „beste Rahmenbedingungen an den Wissenschaftsstandorten.“ Ebenso solle die Bedeutung der Stadt als Film- und Medienstandort ausgebaut werden – ebenso wie die touristischen Angebote, „damit neben den klassischen Sehenswürdigkeiten auch die Stadtteile abseits der typischen Touristenwege für Gäste Interessantes bieten.“

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Das Leitbild ist an vielen Stellen so allgemein gehalten, dass die Formulierungen im Zweifelsfall eben doch nicht helfen. Ein Kommentar >>

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