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Landeshauptstadt: Das letzte Achteckenhaus

Bau von Georg Christian Unger, Schwertfegerstraße 7, wird denkmalgerecht saniert und restauriert

Innenstadt - Das Haus Schwertfegerstraße 7 schält sich aus den Gerüsten. Bauarbeiter, Kunsthandwerker und Restauratoren vornehmlich aus der Region haben dem Barockbau seine Schönheit zurückgegeben. Sie wird vor allem durch die ungewöhnliche Gestaltung der Hausecke zur Friedrich-Ebert-Straße geprägt. Sie ist nicht rechtwinklig ausgeführt, sondern bogenförmig zurückgesetzt; dadurch entstehen zwei Ecken.

Als die Kreuzung der Schwertfeger- und der Friedrich-Ebert-Straße (damals Hohe Wegstraße) auf Geheiß König Friedrichs II. ab 1770 neu bebaut wurde, wählte Baumeister Georg Christian Unger für alle vier Eckbauten diese Form, die in der Stadtbaukunst des Barock europaweit äußerst selten, vielleicht sogar einmalig war. Im Volksmund entstand die Bezeichnung „Acht Ecken“. Sie ist vielen Potsdamern noch heute geläufig, obwohl drei der vier Häuser aus dem Stadtbild verschwunden sind. Zwei fielen dem Bombenangriff vom 14. April 1945 zum Opfer, ihre Standorte werden heute von den Straßenbahngleisen der im Zusammenhang mit dem Neubau der Langen Brücke (1957 - 1961) veränderten Straßenführung überdeckt. Die noch erhaltenen Fassaden der Schwertfegerstraße 9 wurden abgebrochen. An dieser Stelle befindet sich jetzt das hässliche, in der DDR-Zeit für die Wasserwirtschaft errichtete Funktionsgebäude.

Als einziges der Achteckenhäuser blieb die Schwertfegerstraße 7 stehen und wurde 1956/57 repariert. Sie nahm im Erdgeschoss einen Lebensmittelladen und nach der Wende kurzzeitig ein Stoffgeschäft auf. Heute befindet sich das Haus im Besitz eines Arztes, der hier zwei Praxen und zwei Wohnungen ausbauen lässt.

In diesem Zusammenhang wird auch die Fassade originalgerecht erneuert, die von Unger besonders reich geschmückt worden war. Zum Eingang im Eckbogen führt eine halbrunde Freitreppe, die Rundbogentür soll nach barockem Vorbild erneuert werden. Darüber liegt der durch ein Ziergitter abgeschlossene Balkon, den alte Fotos mit reichem Blumenschmuck zeigen. Er wird von bereits nachgeformten Stuckelementen in Form eines Tuchgehänges und einer Girlande überwölbt.

Die beiden Hausseiten erhalten im Sockel ihre Verkleidung mit Bossenquadern (rau belassenen Steinplatten) zurück. Erneuert werden ebenso die Überbauten (so genannte Verdachungen) über den Fenstern der Obergeschosse. Der Boden wird ausgebaut und durch Dachflächenfenster beleuchtet, die jedoch von der Straße aus nicht sichtbar sind. Die Dacheindeckung erfolgt mit Ziegeln in historischem Format. „Mit der Potsdamer Denkmalpflege haben wir beste Erfahrungen gemacht“, erklärt der mit der Planung beauftragte Architekt Mathias Milchmeyer: „Mit hoher Sachkenntnis und viel Engagement hat vor allem Gebietsdenkmalpfleger Roland Zurkuhlen das Vorhaben unterstützt.“

Dies treffe auch auf den Innenausbau zu, so die Gestaltung des Treppenhauses. Im Keller wurden überraschend Gewölbe in holländischem Stil entdeckt, die von einem Vorgängerbau stammen und weit zurückreichen. Dazu finden derzeit noch genaue Untersuchungen statt. Es war wahrscheinlich ein Weinkeller; als solcher soll er auch wieder eingerichtet werden.

Erhart Hohenstein

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