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Vorreiter oder Sprachpanscher: Nach der Entscheidung des Senats der Uni Potsdam zum generischen Femininum wird gestritten, ob diese Sprachreform wirklich sinnvoll ist.

© A. Klaer

Das generische Femininum: Kein „Herr Präsidentin“

„Sprachlicher Weiberfasching“: Die Einführung des generischen Femininums an der Universität Potsdam provoziert Reaktionen.

„Professorin“ statt „Professor/ Professorin“: Die Entscheidung des Senats der Universität Potsdam, in seiner neuen Geschäftsordnung das sogenannte „generische Femininum“ zu verwenden, wird heftig diskutiert. Während Befürworter von einem mutigen Schritt hin zu einer geschlechtergerechten Sprache reden, zweifeln Kritiker grundsätzlich am Sinngehalt solch einer Sprachreform.

Scharfe Worte kamen vom Verein für Sprachpflege mit Sitz in Erlangen, der die Zeitschrift deutsche Sprachwelt herausgibt. Auf deren „Facebook“-Seite hieß es zur Entscheidung des Senats, damit verabschiede sich die Uni als seriöse wissenschaftliche Einrichtung. Nun herrsche das ganze Jahr „sprachlicher Weiberfasching“. Auch der Chef des Vereins Deutsche Sprache Region Berlin/Potsdam, Kurt Gawlitta, kritisierte die Entscheidung. Es sei „mittelmäßig irre“, wenn die alte Praxis, die Frauen bei Wörtern wie Professoren faktisch auszuschließen, nun durch eine neue einseitige Praxis zu überholen. „Ich persönlich würde immer beide Gruppen nennen, nette Leute machen das so“, sagte Gawlitta den PNN.

Dagegen verteidigte der Vize-Vorsitzende des Senats, Fred Albrecht, den Entschluss, das generische Femininum in der Geschäftsordnung zu verwenden: Um den Text nicht zu überladen und leichter lesbar zu gestalten, habe der Senat anstelle der Dopplung der Bezeichnung von beiden Geschlechtern nur die weibliche Form verwendet, damit aber stets auch die männliche gemeint. Dies bedeute aber nicht, dass Uni-Präsident Oliver Günther mit „Herr Präsidentin“ angesprochen werde, betonte Albrecht. Günther selbst, der im Senat nicht stimmberechtigt ist, wollte sich trotz Anfrage nicht äußern.

Zustimmung für das Vorgehen kam etwa von der Gleichstellungsbeauftragten im Rathaus, Martina Trauth-Koschnick. „Das ist mutig und beispielhaft“, sagte sie den PNN. Zwar werde die Sprache allein an der strukturellen Diskriminierung von Frauen nichts ändern: „Aber sie ist ein Mosaikstein.“ Sie selbst favorisiere aber den Unterstrich – etwa wie in Mitarbeiter_innen: Damit würden auch weitere Geschlechter einbezogen, so Trauth-Koschnik. Die Landesgleichstellungsbeauftragte Sabine Hübner sprach von einem spannenden Experiment. „Eine bewusste Provokation, der Spieß wird umgekehrt, Männer werden sprachlich in die schwächere Minderheitensituation versetzt.“ Der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) begrüßte einen ersten Schritt in Richtung einer geschlechtergerechten Organisationskultur an der Uni. Dagegen hieß es vom Ring Christlich-Demokratischer Studenten, die Entscheidung helfe nicht gegen Diskriminierungen, sondern befeuere einen Geschlechterkampf.

Eine bundesweite Debatte um das „generische Femininum“ gab es bereits im Frühjahr – nachdem die Uni Leipzig entschieden hatte, diese Sprachregel für die Grundordnung der Einrichtung einzuführen – und nicht nur für die Geschäftsordnung des Senats wie in Potsdam. Allerdings hatte eine Potsdamer Uni-Sprecherin bestätigt, die Entscheidung des Senats habe Vorbildcharakter für künftige Satzungen.

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