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Landeshauptstadt: Das Geheimnis des Brauhausbergs

Potsdams letzter noch genutzter Bunker soll selbst bei Minsk-Abriss intakt bleiben

Potsdams letzter noch genutzter Bunker soll selbst bei Minsk-Abriss intakt bleiben Von Hella Dittfeld Alte Städte haben ihre unterirdischen Geheimnisse, die hin und wieder bei Begehungen der Kanalisation oder Führungen durch alte U-Bahn-Tunnel oder durch Geheimgänge von Burgen und Schlössern gelüftet werden. Nicht so beim „Geheimnis“, das der Brauhausberg birgt. Das bleibt eines. Jedenfalls für Unbefugte. Die Tür zum letzten Bunker der Stadt Potsdam öffnet sich auch nach immer neuen Anfragen für neugierige Journalisten nicht. Er habe da seine gesetzlich verankerten Vorschriften, sagt Wolfgang Hülsebeck, Chef von Feuerwehr, Katastrophenschutz und Rettungsdienst der Stadt Potsdam, und an die müsse er sich halten. Für uns öffnet sich also nur das geschmiedete Gittertor zum Vorraum unter der Terrasse des inzwischen leerstehenden Restaurants „Minsk“, der ein bisschen wie Baustelle aussieht und dessen Wände halb aus Ziegelmauern und halb aus Betonquadern bestehen. Sie lassen Meterdicke erahnen. Bis hierhin und nicht weiter dürfen auch die Verwalter des Minsk, um an die Elektroanlagen zu kommen. Die große Stahlrahmentür, die in den eigentlichen Bunker führt, bleibt tabu. Nur ein Stahlseil lässt ahnen, dass man zum Öffnen Motorhilfe braucht. Was sich dahinter verbirgt, erläutert Hülsebeck im Rahmen des ihm erlaubten: „Der Bunker ist ein Schutzbauwerk aus DDR-Zeiten. Er war für die Bevölkerung gedacht und für über 200 Menschen ausgelegt.“ Ungefähr 200 Quadratmeter sei der Raum groß, meint der Zivilschützer schließlich noch. „Wir sollten uns aber keine übertriebenen Vorstellungen von dem Raum machen. Für ein Horrorszenario tauge er jedenfalls nicht, fügt er hinzu. Außer einer Toilette und einer Belüftungsanlage bestünde er lediglich aus glatten Betonwänden. Als das Restaurant „Minsk“ auf den Brauhausberg gesetzt wurde, entstand vermutlich auch dieser Luftschutzbunker. Genaue Belege über seinen Bau waren selbst im Stadtarchiv nicht zu finden. Die SED befürchtete in Zeiten des Kalten Krieges wohl überraschende Angriffe so nahe an der Grenze zu Westberlin. Doch wenn der Bunker zu Füßen der SED-Bezirksleitung auf dem Kreml auch für die Bevölkerung konzipiert war, wie viele Potsdamer hätten sich dort im Ernstfall hineinretten können? Lager für den Katastrophenschutz Zurzeit wird die wohltemperierte Halle, in der es sommers wie winters gleichmäßig kühl und trocken bleibt, vom Katastrophenschutz als Lager genutzt. Zelte, Decken und Bettgestelle, die für Übungszwecke und natürlich auch im Ernstfall genutzt werden können, sind dort abgestellt. Dass der Raum aktuell als Notunterkunft dienen könnte, schließt Hülsebeck aus. Mit einem Krieg im Herzen Europas rechne zum Glück niemand mehr und bei einer Naturkatastrophe würden die Zuständigen eher auf Schulen und öffentliche Gebäude zurückgreifen, um Betroffene unterzubringen. Die Liegenschaft gehört dem Bund und wird nur von der Stadt verwaltet. Kosten entstehen ihr dadurch nicht. Der Bunker, der sich offenbar noch in gutem Zustand befindet, ist laut Hülsebeck der einzige, den es noch in Potsdam gibt. Alle anderen seien zugeschüttet worden. An die zehn hätte es in Potsdam gegeben. Als Unterschlupf vor dem Bombenhagel auf Potsdam, der 1944 speziell das Leipziger Dreieck traf, dienten damals übrigens ganz andere „Katakomben“. In der hinteren Hälfte des Brauhausberges befinden sich noch Kellerräume, die von der Brauerei als Lager genutzt wurden. Sie überstanden weitgehend das Bombardement, nur ein Ausgang zur Leipziger Straße wurde verschüttet. Heute besteht über diese Kellerräume nur geringe Kenntnis. Ein Investor, der sich für das Bauland am Fuße des Brauhausberges interessierte, sei jedoch darauf gestoßen, sagte Fachbereichsleiter Stadtplanung und Bauordnung Andreas Goetzmann auf Nachfrage. Aus dem Projekt sei dann aber nichts geworden. Die 1971 erbaute Schwimmhalle, meint Goetzmann, stehe dagegen auf sicherem Boden. Sonst hätten sich längst Risse im Mauerwerk gezeigt. So leichtsinnig, eine solche Halle auf Hohlräume zu setzen, sei man auch in der DDR nicht gewesen. Neubau am Brauhausberg möglich Sollte das Minsk abgerissen und eine Neubebauung des Brauhausberges in Angriff genommen werden, droht dem Bunker keine Gefahr. „Der Abriss steht nicht zur Disposition“, meint Goetzmann. Die in „Beton gegossene Investition“ könne in eine künftige Bebauungsplanung einbezogen werden. Ganz egal wie man ihn später dann nutzen werde. Was natürlich in Absprache mit dem Eigentümer, dem Bundesvermögensamt, geschehen muss. Den Brauhausberg neu zu bebauen stellt der Stadtplanungschef grundsätzlich nicht in Frage. Da der Berg aber noch andere Geheimnisse in Form von Versorgungsleitungen berge, müsse das über „intelligente Entwürfe“ geschehen. Gerade an solch sensiblen Stellen müsse man die Rahmenbedingungen genau beachten, sonst würde das Bauen viel zu teuer.

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