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Am Donnerstagabend, 26. März 2020, wurde der erste Corona-Todesfall in Potsdam bestätigt.

© Ottmar Winter

Coronavirus in Potsdam: Die Lage am Donnerstag

Am Donnerstagabend wurde der erste Todesfall im Zusammenhang mit einer Coronavirus-Infektion in Potsdam bestätigt. Zudem steigt die Zahl der Infizierten weiter. 500 Menschen in Quarantäne.

Potsdam - Am Donnerstagabend wurde bestätigt, dass ein 88-jähriger Potsdamer, der mit dem Coronavirus infiziert war, im Klinikum Ernst von Bergmann gestorben ist. Es ist der erste Todesfall im Zusammenhang mit dem Coronavirus in der brandenburgischen Hauptstadt.

Zudem steigt in Potsdam die Zahl der Corona-Infizierten weiter deutlich an. Bereits am Donnerstagnachmittag gab die Stadtverwaltung bekannt, dass es bisher (Stand 26. März 2020, 19 Uhr) 79 bestätigte Covid-19-Erkrankte in Potsdam gibt, 16 mehr als noch am Vortag. Im Bergmann-Klinikum werden den Angaben nach derzeit 17 Infizierte stationär behandelt, sechs von ihnen auf der Intensivstation, fünf müssen künstlich beatmet werden. Die Zahl der stationär behandelten Covid-19-Erkrankten stieg damit an einem Tag um drei. Ob es sich bei dem gestorbenen 88-Jährigen um einen der fünf künstlich beatmeten Patienten handelte, war bei Redaktionsschluss nicht bekannt.

Studentin infiziert. Die Frau lebt im Wohnheim in Babelsberg.
Studentin infiziert. Die Frau lebt im Wohnheim in Babelsberg.

© J. Bergmann

Im St. Josefs-Krankenhaus habe sich bei aufgenommenen Patienten der Corona-Verdacht nicht bestätigt hätten, sagte eine Stadtsprecherin auf PNN-Nachfrage. Mehr als 500 Potsdamer befinden sich den Angaben nach als sogenannte Kontaktpersonen ersten Grades in häuslicher Isolation und werden laut Verwaltung täglich vom Gesundheitsamt kontaktiert.

Wohngemeinschaft in Quarantäne

Unterdessen ist ein erster Coronafall in einem Potsdamer Studentenwohnheim bekannt geworden. Das Bildungsministerium erklärte, in der drei Gebäude umfassenden Anlage am Babelsberger Park sei eine Studentin infiziert. Ihr gehe es „soweit gut“, für ihre Wohngemeinschaft gelte nun eine zweiwöchige Quarantäne. Für die anderen rund 160 Bewohner seien keine weiteren Maßnahmen erforderlich, hieß es weiter. Um die Einkäufe für die Erkrankte und ihre Mitbewohner würden sich andere Mieter kümmern.

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Zugleich appellierte Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) an alle Potsdamer, sich dringend an die geltenden Abstandsregeln und die Einschränkungen zu halten. „Ich verstehe jeden, der den Frühling und das schöne Wetter draußen genießen möchte. Höchste Priorität hat jetzt allerdings der Schutz der vorerkrankten und älteren Menschen.“ So haben sich nach Angaben des Ordnungsamts am Mittwoch erneut Gruppen von mehr als zwei Personen gemeinsam auf Grünflächen oder Spielplätzen aufgehalten, was derzeit nicht gestattet ist. „Darüber hinaus musste eine öffentliche Feier von mehr als 40 Personen in der Waldstadt aufgelöst werden“, teilte das Ordnungsamt mit. Wer Verstöße beobachte, könne das Amt unter Tel: (0331) 289 1642 alarmieren, hieß es. Es seien Bußgelder von bis zu 25 000 Euro möglich.

Grünflächen bleiben gesperrt

Zugleich gibt es Diskussionen um die von der Stadt verfügte Schließung einzelner besonders beliebter Grünflächen. Rathauschef Schubert lehnt eine schnelle Wiedereröffnung beispielsweise des Volksparks jedoch ab. Es stehe schlicht nicht genügend Personal zur Verfügung, um die jetzt geltenden Abstandsregeln dort zu überwachen – Mitarbeiter „müssten dann dort permanent Streife laufen“ und stünden nicht für andere Aufgaben zur Verfügung. Das sagte Schubert am Mittwochabend im Hauptausschuss der Stadtverordneten. Zugleich versprach er, regelmäßig zu prüfen, wann bestimmte Flächen wieder geöffnet werden könnten. Doch jetzt sei eine solche Debatte „verfrüht“. Vor allem der Stadtverordnete Lutz Boede (Die Andere) hatte gefordert, der Volkspark müsse möglichst schnell wieder öffnen. „Kinder und Jugendliche brauchen Bewegung.“ Man dürfe nicht alles mit Verboten regeln und man sei auch nicht „im Ausnahmezustand“, so Boede.

Schließung sozialer Einrichtungen droht

Nach Einschätzung der Wohlfahrtsverbände steht das Land jedoch sogar vor der Schließung sozialer Einrichtungen, weil in der Krise Schutzausrüstung knapp wird. Wenn der Bedarf nicht schnell gedeckt werde, „drohen Schließungen stationärer und ambulanter Dienste der Altenhilfe“, erklärte die Liga der Wohlfahrtsverbände am Donnerstag in Potsdam. Dringend notwendig seien etwa Mundschutzmasken, Kittel und Desinfektionsmittel. Betroffen seien nicht nur Pflegeeinrichtungen, sondern auch Häuser für Menschen mit Behinderungen, Rehabilitationseinrichtungen und Suchthilfedienste, hieß es. Werde nicht schnell Abhilfe geschaffen, sei ein ansteigender Krankenstand bei Beschäftigten im sozialen Sektor zu befürchten: Dann drohe den Einrichtungen die Schließung mit dramatischen Folgen für die Versorgung von vielen Brandenburgern. Allerdings sagte ein Sprecher der Liga auf PNN-Anfrage, Potsdamer Einrichtungen seien aktuell nicht unmittelbar von Schließungen bedroht. Eine Stadtsprecherin sagte auf Anfrage, auch im Rathauskrisenstab sei das Thema – man versuche Potsdamer Einrichtungen bei der Beschaffung von Schutzausrüstung zu helfen.

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