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Das Hasso-Plattner-Institut in Potsdam.

© Andreas Klaer

Coronavirus hat Deutschland erreicht: Hasso-Plattner-Institut bildet Lebensretter online aus

Vier Menschen in Deutschland sind mit dem neuen Coronavirus infiziert. Beim Kampf gegen die Epidemie sollen Online-Kurse helfen.

Potsdam - Wenn eine Epidemie wie der neue Coronavirus „2019-nCoV“ ausbricht, benötigen die Rettungskräfte vor Ort so schnell wie möglich zuverlässige Informationen darüber. Seit Dienstag informiert ein Online-Kurs der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Mediziner und medizinisches Fachpersonal über das neue Virus. Entwickelt wurde dieser Kurs in Zusammenarbeit mit dem Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI).

Bereits seit 2016 bieten WHO und HPI gemeinsam eine webbasierte Lernplattform namens „openWHO“ an. Deren Online-Kurse sollen die Reaktion auf gesundheitliche Notfälle weltweit verbessern und so Leben retten.

„Mit der eigenen Plattform kann die WHO schneller und effizienter auf humanitäre Notfälle und den Ausbruch von Krankheiten und Epidemien reagieren“, teilt das HPI mit. Der Kurs „Emerging respiratory viruses, including nCoV“ erklärt den Teilnehmern in englischer Sprache, was Coronaviren ausmacht und wie man sie erkennt. Die Helfer lernen Strategien zur Verhinderung und Kontrolle von Ausbrüchen, aber auch Kommunikationsstrategien.

Angst und Verunsicherung bekämpfen

Über das Internet soll auch die betroffene Bevölkerung informiert werden und nicht zuletzt die Freiwilligen und Nichtregierungsorganisationen (NGO) vor Ort. Durch Einbeziehung und Information soll Verunsicherung und Angst vermieden werden.

Das Prinzip hinter dem Internet-Kurs nennt sich „Massive Open Online Course“ (MOOC) und wird seit etwa 2008 weltweit in der Hochschulbildung eingesetzt. Alle Inhalte und Lernressourcen sind grundsätzlich frei und kostenlos zugänglich. MOOC verbinden traditionelle Formen der Wissensvermittlung wie Texte, Videos und Aufgaben mit Foren, in denen sich Dozenten und Lernende austauschen.

Das HPI hat bereits ähnliche Projekte wie openHPI und openSAP Know-how entwickelt, die auf derselben Technologie basieren. Die WHO-Plattform soll laut HPI auch mit einer geringen Internet-Bandbreite funktionieren, was den Zugriff direkt aus dem Krisengebiet erleichtern soll.

Berliner Verdachtsfälle bestätigten sich nicht

In Deutschland wurden vier Infektionen mit dem Coronavirus bestätigt. Die drei am Dienstagabend bekannt gewordenen neuen Fälle stehen in Zusammenhang mit dem ersten Patienten in Bayern, der sich bei einer Kollegin aus China angesteckt hatte. In der Volksrepublik stieg die Zahl der Erkrankungen innerhalb eines Tages bis Mittwoch um 1459. Damit sind mehr als 6000 Fälle erfasst. Weitere 26 Patienten sind in China gestorben. So kletterte die Gesamtzahl der Todesfälle auf 132. Zwei Berliner Verdachtsfälle einer Coronavirus-Infektion haben sich nicht bestätigt. (siehe auch: Tagesspiegel Newsblog)

In Brandenburg gab es noch keinen Verdachtsfall. Für den Ernstfall ist das Land aber gerüstet. "Wir haben geeignete Krankenhäuser, in denen solche Patienten isoliert versorgt werden können", sagte Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) im PNN-Interview.

Ursula Nonnemacher.
Ursula Nonnemacher.

© Andreas Klaer

Nonnemacher verwies auf Aufklärungsmaßnahmen an den Flughäfen in Berlin und Brandenburg. Reisende würden dort mit Plakaten in Deutsch, Englisch und Chinesisch über das richtige Verhalten bei Krankheitssymptomen informiert. Sollte es einen Verdachtsfall während eines Fluges oder am Flughafen geben, dann würden umgehend die im Vorfeld für solche Situationen geplanten Abläufe gestartet. Das hieße, dass betroffene Personen sofort isoliert und in ein Krankenhaus transportiert würden. Auch das Ernst-von-Bergmann-Klinikum in Potsdam ist vorbereitet.

Neue Meldepflichten

Im Kampf gegen das Virus kommen in Deutschland neue Meldepflichten auf Airlines und Krankenhäuser zu, wie Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mitteilte. So sollen bei Flügen aus China die Piloten vor dem Landen den Tower über den Gesundheitszustand der Passagiere informieren. Reisende aus China sollen Angaben zu Flug, Aufenthaltsort und Erreichbarkeit in den nächsten 30 Tagen machen.

Die Inkubationszeit beträgt bei der Lungenkrankheit bis zu zwei Wochen. Allerdings sind Infizierte bereits ansteckend, noch bevor sie Symptome zeigen, was die Eindämmung des Virus besonders erschwert.

Die Symptome - darunter trockener Husten, Fieber und Atemnot - können mit Medikamenten abgemildert werden. Nach Einschätzung von Experten verläuft die Lungenkrankheit offenbar in den meisten Fällen mild, zum Teil sogar ohne Symptome. Der neue Erreger ist dem Virus hinter der ebenfalls in China ausgebrochenen Sars-Pandemie 2002/2003 sehr ähnlich. Damals waren 8000 Menschen erkrankt. Knapp 800 starben. (mit dpa)

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