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Mit Einkäufen kann man zum Beispiel älteren Menschen helfen. Hier ein Beispiel aus Düsseldorf.

© Armin Weigel/dpa

Coronakrise: Wie Potsdamer jetzt helfen können

Spiele spenden, Masken nähen, lokal shoppen – es gibt viele Möglichkeiten, in der aktuellen Krise Gutes zu tun. Manches funktioniert auch vom Sofa aus.

Von Katharina Wiechers

Steigende Infektionszahlen, immer mehr Tote, die Wirtschaft in großen Nöten – viele Menschen verfolgen die Nachrichten rund um das Coronavirus mit Sorge. Zeit dazu haben viele jetzt mehr denn je, denn das öffentliche Leben liegt lahm und Freunde treffen ist auch so gut wie tabu. Wer die zusätzliche Zeit dazu nutzen möchte, in dieser Krisensituation zu helfen, hat in Potsdam einige Möglichkeiten. Wir geben einen Überblick.

Isolierten Menschen helfen

Menschen, die zur Risikogruppe gehören und deshalb isoliert leben oder sogar in angeordneter Quarantäne sind, sollten das Haus wenig oder gar nicht verlassen. Wer eine solche Person in der Nachbarschaft hat, bietet sich natürlich am besten persönlich an – etwa durch einen Zettel im Briefkasten. Alle anderen können sich beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) melden, das dafür die Plattform „Team Brandenburg“ ins Leben gerufen hat. Unter www.drk-brandenburg.de gibt man seine Kontaktdaten an und beantwortet einige Fragen, etwa ob man zu körperlicher Arbeit bereit ist oder Erfahrung in der Pflege hat. Je nach Wohnort versucht dann der jeweilige DRK-Kreisverband, Helfer und Hilfesuchende zusammenzubringen. Nach Angaben von Projektkoordinatorin Sarah Jermutus geht es derzeit vor allem um Einkaufsdienste oder darum, den Hund Gassi zu führen. In ganz Brandenburg hätten sich bislang um die 100 Menschen gemeldet, einige davon auch in Potsdam. 

Auch die Arbeiterwohlfahrt (Awo) organisiert Einkaufsdienste für Lebensmittel und Medikamente sowie Botendienste und sucht dafür ehrenamtliche Helfer (www.awo-potsdam.de). Die Facebook-Gruppe „Quarantänehilfe Potsdam“ versucht hingegen, Angebot und Nachfrage auf privater Ebene zusammenzubringen. 

Auch der SC Potsdam hat sich als Vermittler zwischen Helfern und Hilfesuchenden angeboten. Beide Seiten können sich bei dem Sportverein per Mail an Helfen@sc-potsdam.de melden. Wer Hilfe anbieten möchte, sollte „Ich möchte helfen“ in den Betreff schreiben und in der Mail angeben, was er konkret anbieten kann – etwa Einkaufen gehen. Zusätzlich sollte das Gebiet, in dem ein Einsatz möglich wäre, genannt werden, etwa eine Postleitzahl, ein Stadtteil oder ein bestimmter Umkreis. Kontaktdaten, am besten Mailadresse und Telefonnummer sowie vollständigen Namen nicht vergessen. Wer Unterstützung benötigt, schreibt eine Mail mit dem Betreff „Ich benötige Hilfe“. Auch hier sollten der konkrete Bedarf, der Wohnort und die Kontaktdaten genannt werden. Der SC Potsdam vermittelt dann den Kontakt zwischen passenden Interessenten.

In der Klinik melden

Wer über eine medizinische oder pflegerische Ausbildung verfügt, kann dem städtischen Krankenhaus „Ernst von Bergmann“ seine Hilfe anbieten. Die Klinik ruft schon seit rund zwei Wochen dazu auf, sich zu melden – vor allem Ärzte und Pflegekräfte im Ruhestand oder Berufsaussteiger sind damit gemeint. Bislang hätten sich rund 150 Personen gemeldet, so Kliniksprecherin Damaris Hunsmann. Noch mehr sind willkommen, der Helferpool soll weiter aufgebaut werden, „damit wir zu der Zeit, in der sich die Situation immer mehr zuspitzt, schnell auf qualifizierte Hilfe zurückgreifen können“. 

Wann und wo welches Profil benötigt werden, sei noch nicht abzuschätzen. Aber dass die Hilfe irgendwann benötigt werde, stehe außer Frage. Auch Seelsorger oder Menschen „mit psychosozialem Hintergrund“ würden gebraucht, aber auch Personen ohne medizinnahe Ausbildung - etwa Reinigungs-, Transport- oder Verwaltungsmitarbeiter. Interessenten können sich per Mail an recruiting@klinikumevb.de oder telefonisch unter der Tel.: (0331) 241 44 315 melden.

Blut spenden

Viele haben es schon getan, doch der Bedarf nach Blutspenden ist weiterhin groß. Zu Beginn der Coronakrise waren die Spenden wie berichtet um bis zu 20 Prozent zurückgegangen, doch nach einem entsprechenden Aufruf durch das Deutsche Rote Kreuz (DRK), das auch in Potsdam einen Blutspendedienst am Bergmann-Klinikum (Hebbelstraße 1) betreibt, bildeten sich lange Schlangen spendenwilliger Potsdamer. „Das Echo war überwältigend. Dadurch konnten wir unsere Vorräte stabilisieren“, so DRK-Sprecherin Kerstin Schweiger auf Anfrage. 

Angesichts der geringen Haltbarkeit der Konserven bittet sie die Potsdamer aber weiterhin, zum Blutspenden zu kommen. Wichtig sei dabei, vorher unter www.blutspende-nordost.de/ einen Termin zu vereinbaren, damit nicht zu viele Menschen gleichzeitig da sind. Als weitere Sicherheitsmaßnahme wird seit einigen Tagen außerdem bereits am Eingang eine Temperaturmessung vorgenommen, zudem werden die Spender nach Reisen gefragt und zur Desinfektion der Hände aufgefordert.

Masken nähen

Wer eine Nähmaschine hat und diese auch bedienen kann, kann sich mit dem Nähen von Masken nützlich machen. Für sich selbst, für Nachbarn, für Freunde – oder als Spende. Gebraucht werden diese wie berichtet zum Beispiel im Klinikum „Ernst von Bergmann“, dort können sie täglich von 9 bis 15 Uhr am Empfang der Poliklinik (Haus J) abgegeben werden. Auch die Awo sucht Menschen, die Schutzmasken nähen können – zu Hause oder nach Anmeldung in einer der Nähstuben, die die Awo extra zu diesem Zweck eingerichtet hat. Eine Video-Nähanleitung aus dem Kostümfundus Babelsberg, der ebenfalls zur Maskenschneiderstube umfunktioniert wurde, finden Sie hier.

Die lokale Gastronomie unterstützen

Zahlreiche Potsdamer Restaurants kochen weiter – und bieten die Gerichte zum Abholen an beziehungsweise liefern sogar nach Hause. Wer also sichergehen möchte, dass seine Lieblingsgaststätte auch nach der Krise noch existiert, sollte sie auch jetzt unterstützen und ihr als Kunde treu bleiben. Eine ausführliche und ständig aktualisierte Liste ist hier zu finden. Gleiches gilt übrigens für Bars, die nun ebenfalls ums Überleben kämpfen. Einige liefern, andere bieten Gutscheine an, die nach der Krise eingelöst werden können, etwa die Bar Gelb, das La Leander oder das Café Rückholz.

In Potsdam einkaufen

Für viele kleine Läden in Potsdam ist die mehrwöchige Schließung eine ernsthafte Existenzbedrohung. Wer daher neue Schuhe, Kleidung, Bücher oder ein Geburtstagsgeschenk braucht, kann helfen, indem er nicht die großen Online-Lieferdienste bemüht. Stattdessen lohnt ein Blick auf die Seite www.potsdamer-lebensqualitaet.de, wo sich einige Innenstadt-Händler zusammengetan haben und gebündelt Kontaktdaten und Lieferoptionen auflisten. In Babelsberg hat man neuerdings diese Online-Übersicht geschaffen. Doch auch Läden, die dort nicht mitmachen, sind telefonisch oder per Mail erreichbar und liefern die Ware aus, wie etwa das Internationale Buch, das Spielwarengeschäft Kinderkram oder der Künstler- und Bastelshop in der Dortustraße. Ein Blick auf die jeweilige Webseite oder den Zettel im Schaufenster lohnt sich – und hilft den lokalen Händlern.

Sachen spenden

Menschen in Not haben auch jetzt Bedarf – vielleicht mehr denn je. Die Awo-Schatztruhe am Schlaatz sammelt derzeit vor allem Sommerklamotten für Erwachsene, Sommerschuhe, Kinderwagen und Bettwäsche. Das sagte Awo-Chefin Angela Schweers auf Anfrage. Außerdem sind momentan auch Gesellschaftsspiele gefragt, um die Zeit zu Hause besser zu überstehen. Und – vermutlich als Material für Gesichtsmasken – „feste Baumwoll- und Leinenstoffe ab 60 Grad waschbar“. 

Eine andere Möglichkeit für Sachspenden sind sogenannten Gabenzäune, die nun überall in Deutschland entstehen und eine berührungsfreie Spende etwa an Wohnungslose möglich machen soll. Einer davon befindet sich in Potsdam an der Haltestelle Luisenplatz-Süd/Park Sanssouci, hinter dem Restaurant „Alter Stadtwächter“. Die Tüten sollten mit Hinweis auf den Inhalt beschriftet und jeweils für eine Person ausgerichtet sein. Eingepackt werden können zum Beispiel Lebensmittel, die ohne Küche zu verwerten sind und nicht zu schnell verderben, Kleidung, Hygieneartikel oder Hundefutter.

Geld spenden

In Italien wütet das Virus bekanntermaßen schon länger als hier. Auch die Potsdamer Partnerstadt Perugia in Umbrien ist betroffen, wenn auch längst nicht so stark wie die Städte in Norditalien. Wer dennoch etwas für die Perugini tun will, kann zum Beispiel für das örtliche Krankenhaus spenden. Auf www.gofundme.com läuft dazu ein Aufruf, gesammelt wird „für das medizinische und pflegerische Personal, das im Kampf gegen das Coronavirus an vorderster Front steht“.

Kindern eine Freude machen

Wer befreundeten Familien oder Kindern eine Freude machen will, ohne ihnen zu nahe zu kommen, kann sich kleine Überraschungen ausdenken. Zum Beispiel ein Kuchen, der plötzlich vor der Tür steht. Oder ein kleiner Schatz, der in der Nähe der Wohnung versteckt ist und per Foto-Hinweis gesucht werden muss. Auch neuer Lesestoff ist in Zeiten geschlossener Büchereien und zugleich geschlossener Kitas und Schulen Gold wert. Wer dem dann auch noch bei seinem lokalen Buchhändler des Vertrauens besorgt (siehe oben), hat gleich doppelt Gutes getan. (mit jaha, sca)

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