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Der Winter ist für obdachlose Menschen besonders hart.

© Ottmar Winter PNN

Coronakrise und Kälte: Wie es Potsdamer Obdachlosen geht

Besonders für Wohnungslose ist die Lage angesichts der Coronakrise und der niedrigen Temperaturen besonders prekär. Aber kein Obdachloser muss in Potsdam jetzt die Nächte im Freien verbringen.  

Von Birte Förster

Potsdam - Nicht nur die Minustemperaturen, sondern auch die Corona-Pandemie bringt derzeit viele Menschen dazu, sich größtenteils in ihrer Wohnung aufzuhalten. Schwieriger ist die Situation für Obdachlose, die keine eigene Behausung haben. Umso begehrter sind derzeit die Plätze in den Obdachlosenheimen. 

Der Bezirksverband Potsdam der Arbeiterwohlfahrt (AWO) betreibt in der Landeshauptstadt insgesamt drei Unterkünfte für Wohnungslose. Vorstandsvorsitzende Angela Schweers spricht von einem "hohen Auslastungsgrad" in den Einrichtungen. Allein in der größten Unterkunft am Lerchensteig seien 131 Plätze vorhanden. Doch trotz der großen Nachfrage müsse niemand befürchten, keinen Platz mehr zu bekommen. "Wenn sich jemand meldet, wird auch etwas gefunden", sagt Schweers. 

Stadt hat zusätzliche Plätze angemietet

Sollte die AWO keine Plätze zur Verfügung haben, kann die Potsdamer Stadtverwaltung weiterhelfen und einen Platz in zusätzlich angemieteten Wohnungen vermitteln. Menschen, die einen Übernachtungsplatz suchen, können sich montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr an den Fachbereich Wohnen der Stadtverwaltung in den Verwaltungsräumen Behlertstraße 3a Haus M/N wenden. Bei dringenden Anliegen ist die Arbeitsgruppe Unterbringung unter der Telefonnummer  (0331) 2892448 zu erreichen. 

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Eine geringere Belegung der Heime als vor der Pandemie sei nicht nötig, erklärt Schweers, weil die AWO-Unterkünfte alle mit Einzelzimmern ausgestattet seien. Corona-Infektionen unter den Bewohnern habe es bisher nicht gegeben. Da viele Wege wie zu Behörden und andere derzeit aber wegfielen, würden die Bewohner viel Zeit in ihren Zimmern verbringen. Daher sollen nun verschiedene Angebote wie Sport und andere Freizeitaktivitäten entwickelt werden. "Damit das Leben einen Inhalt bekommt", meint Schweers. 

Unterkünfte befinden sich meist am Stadtrand

Darin, dass Obdachlose wenig rauskommen und kaum Wege zurücklegen, sieht Peter Müller, Leiter der Suppenküche der Potsdamer Volkssolidarität, noch einen anderen Grund: die fehlende Mobilität. Da die Obdachlosenheime und Unterkünfte zumeist am Stadtrand seien, müssten die Obdachlosen eine Fahrkarte kaufen, um zum Beispiel zur Suppenküche oder auch zur Kleiderkammer der Volkssolidarität zu kommen. Dafür fehle aber vielen das Geld. "Da haben wir noch keine Lösung gefunden", sagt Müller. Viele könnten die Einrichtung, die sich auf dem Gelände der Stadtverwaltung in der Friedrich-Ebert-Straße befindet, daher nicht aufsuchen oder fahren ohne Ticket. Daher plädiert er für ein Sozialticket für Wohnungslose. Eine Essensausgabe gibt es allerdings auch in den AWO-Unterkünften. 

Durch die Corona-Maßnahmen hat sich auch das Angebot der Suppenküche verringert. Seit dem 1. November hat diese verkürzte Öffnungszeiten und öffnet täglich nur noch von 9 bis 11 Uhr. Allerdings gebe es nur noch "eine Notausgabe vor der Tür", sagt Müller. Die Bedürftigen erhalten eine Tüte mit Salat, Brot, Obst und Kuchen. Um die Obdachlosen weiterhin mit diesen Essenstüten versorgen zu können, sei die Volkssolidarität weiterhin auf Geld- und Lebensmittelspenden angewiesen.

Etwas anders ist die Situation in der Kleiderkammer der Volkssolidarität. Diese profitiere dieses Jahr von besonders vielen Spenden, so Müller. "Diejenigen, die wegen Kurzarbeit zu Hause sind, sortieren jetzt ihre Schränke", sagt er. Auch einige Potsdamer Läden würden durch die aktuelle Situation mehr spenden. Vor Kurzem habe die Einrichtung daher einige neue Winterjacken erhalten, da sich die Geschäfte bereits auf die Frühjahrssaison vorbereiten würden, so Müller. Auch Decken würden dort ausgegeben. Der hohe Bedarf könne so derzeit gedeckt werden. 

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